30. Dezember 2018 | Magazin:

New Ideas for New Space Start-up will Kollisionen im Weltraum vermeiden

Abgeschaltete Satelliten, Raketenbruchteile und verlorene Schraubenzieher – rund 600 000 Objekte mit einem Durchmesser von mehr als einem Zentimeter kreisen um die Erde. Diese Trümmerteile sind eine ernstzunehmende Gefahr für die bemannte Raumfahrt, aber auch für Raumstationen und Satelliten. Die Software des Start-ups Okapi:Orbits der Technischen Universität Braunschweig soll Kollisionen von Satelliten mit solchen Objekten vermeiden. Mit dieser Geschäftsidee hat das Team im November den Gründerwettbewerb „Idee 2018“ der Allianz für die Region gewonnen.

Ein eingespieltes Team: Jonas Radtke, Christopher Kebschull, Sven Müller, Kristina Nikolaus und Volker Eigenbrodt. Bildnachweis: OKAPI:Orbits

Urlaub im Weltraum machen, das ist keine Zukunftsvision mehr: Mit privaten Trägerraketen und Satellitendiensten hat die Kommerzialisierung der Raumfahrt bereits begonnen. „Der New Space-Markt wächst sehr schnell. Dadurch wächst auch das Problem des Weltraumschrotts“, erklärt Kristina Nikolaus, Teammitglied des Start-ups Okapi:Orbits.

Satelliten werden beispielsweise zur Erdbeobachtung, aber auch zur Wettervorhersage oder Navigation eingesetzt. Die Gefahr: Bereits ein Zusammenstoß mit einem fünf Zentimeter großen Objekt kann einen Satelliten funktionsunfähig machen. Vor allem die Position kleinerer Trümmerteile ist bisher schwierig zu bestimmen. Hier setzt das Start-up an: „Unsere Software wertet katalogisierte Objekte, die größer als zehn Zentimeter sind, aus“, erklärt die Masterstudentin. „Wir analysieren dann diese Daten und geben den Unternehmen eine Manöverempfehlung zum Umfahren des Objekts.“ Geplant sind außerdem langfristig Versicherungsleistungen in Kooperation mit Partnerunternehmen aus der Versicherungsbranche.

Diese Simulation zeigt den Weltraumschrott, der um die Erde fliegt. Bildnachweis: Jürgen Lorenz/Institut für Raumfahrtsysteme

Diese Simulation zeigt den Weltraumschrott, der um die Erde fliegt. Bildnachweis: Jürgen Lorenz/Institut für Raumfahrtsysteme

Erster Platz beim Gründerwettbewerb

Der Sieg beim Gründerwettbewerb der Allianz für die Region war für die vier Gründer eine Bestätigung ihrer Geschäftsidee. „Das positive Feedback und die Fachmeinung der Jury haben uns gezeigt, dass es im New Space-Markt einen Bedarf für die Software gibt und dass wir damit eine Chance haben. Das steigert die Motivation ungemein“, erzählt Kristina Nikolaus. Eines der nächsten Ziele: Weitere potenzielle Kunden für Co-Creation-Phasen zu gewinnen. In einem Jahr könnte dann der erste Beta-Test an dem Produkt erfolgen. Mit den 5.000 Euro Preisgeld möchte das Team Werkstudierende zur Unterstützung einstellen.

Team-Meeting im Büro im Technologiepark: Praktikant Steven Horstmann, Jonas Radtke, Sven Müller, Kristina Nikolaus und Christopher Kebschull. Bildnachweis: Anna Krings/TU Braunschweig

Ein Rundum-sorglos-Paket

Entwickelt wurde die Software zur Kollisionsvermeidung am Institut für Raumfahrtsysteme (IRAS). Die Doktoranden Christopher Kebschull, Sven Müller und Jonas Radtke, die an der Entwicklung beteiligt waren, wollten die wissenschaftliche Software auch für den kommerziellen Markt nutzbar machen. Damit war die Idee für das Start-up geboren. Seit Januar ergänzt Kristina Nikolaus das Team. „Neben der Anwendung bieten wir auch eine Beratungsleistung an. Wir nennen das unser Rundum-sorglos-Paket. Unsere Zielgruppe sind vor allem Satellitenbetreiber, die nicht aus der Raumfahrtbranche kommen“, fasst sie das Leistungsangebot zusammen.

Kristina Nikolaus demonstriert eine Simulation von Weltraumschrott, die am Institut für Raumfahrtsysteme entstanden ist. Bildnachweis: Anna Krings/TU Braunschweig

Seit Februar hat sich das Team intensiv mit dem Gründungsvorhaben, dem Businessmodell und möglichen Zielgruppen auseinander gesetzt. Jetzt steht mit der Gründung im November die Weiterentwicklung der Software in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kunden im Fokus. Was Kristina Nikolaus an der Arbeit bei dem Start-up so gut gefällt? „Man ist für alle Bereiche selbst verantwortlich, wie Personal, Finanzen und Vertrieb. Jedes Tun oder Nicht-Tun hat direkte Auswirkungen. Wir haben zwar immer unser Produkt im Blick, dürfen dabei aber auch die wirtschaftlichen Aspekte nicht vergessen.“ Seit Oktober wird das Start-up durch das EXIST-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Betreut werden sie im Start-up-Zentrum „Mobilität und Innovation Braunschweig“ der Stadt Braunschweig im Technologiepark am Rebenring.