30. April 2019 | Magazin:

Neues Leben für Fahrradschläuche Upcycling-Projekt der Studierenden-Initiative enactus

Abgefahren, aber viel zu schade zum Wegwerfen: Aus alten Fahrradschläuchen werden jetzt Federmäppchen. „Recircle“ heißt das Projekt der Studierenden-Initiative enactus in Kooperation mit der Mehrwerk gGmbH der Evangelischen Stiftung Neuerkerode. Die ersten Upcycling-Mäppchen werden am 2. Mai beim „Campus in Motion“ auf dem Universitätsplatz verkauft.

In die Fahrradschlauch-Etuis passt eine Menge hinein. Bildnachweis: enactus/TU Braunschweig

Jede Federtasche ist ein Unikat und komplett aus alten Materialien gefertigt. Die Fahrradschläuche spenden Braunschweiger Fahrradläden, die Reißverschlüsse stammen aus Altkleiderspenden. Und auch die Informationen zu dem Upcycling-Produkt sollen mit alten Schnürsenkeln an den Mäppchen befestigt werden.

Mehrwerk als Partner

„Das ist Entrepreneurship auf nachhaltige Art“, erklärt die Studentin Lina Kähler die Philosophie von enactus. Insgesamt 20 Studierende engagieren sich im Braunschweiger Team – unter anderem aus den Studiengängen Umweltingenieurwesen, Psychologie, Biotechnologie und Integrierte Sozialwissenschaften. Neben „Recircle“ haben sie bereits die „Think Twice, Take One“-Sticker sowie die „Spende dein Pfand“-Tonnen entwickelt.

Auch bereits geflickte Fahrradschläuche werden verwendet. Bildnachweis: Mehrwerk gGmbH

Für das „Recircle“-Projekt hat das Braunschweiger enactus-Team nach einem passenden Partner gesucht und mit der Mehrwerk gGmbH der Evangelischen Stiftung Neuerkerode gefunden. „Sie sind wie wir dem Nachhaltigkeitsgedanken sehr verbunden“, so Lina Kähler. Fast alle Produkte, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Berufsbildungsbereich Mehrwerk gGmbH fertigen, sind aus recycelten Materialien, wie zum Beispiel Regale, Taschen, Strohhalme aus Schilf und Lampen. Hinzu kommt, dass die am „Recircle“-Projekt beteiligten Beschäftigten den vollständigen Arbeitsprozess begleiten. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeute dies eine Verbesserung ihrer Arbeitsqualität und Zufriedenheit. „Es ist eine anspruchsvolle, schöpferische Tätigkeit, deren Sinn sich dem Menschen mit Behinderung direkt erschließt“, so Bildungsbegleiter Mark Napieralski.

Upcycling-Mäppchen bei „Campus in Motion“

Reißfest! Bildnachweis: enactus/TU Braunschweig

Aus einem – zuvor gewaschenen – Fahrradschlauch können vier Mäppchen hergestellt werden. Momentan fertigen zwei Beschäftigte die Taschen aus dem widerstandsfähigen und wasserabweisenden Material, künftig sollen es fünf sein. Mehrwerk plant, eine Arbeitsgruppe dazu einzurichten, da sich enactus aus dem Projekt zurückziehen wird, sobald es erfolgreich läuft. Auch das gehört zur enactus-Philosophie. Die Fahrradschlauch-Etuis sollen bei Mehrwerk dauerhaft genäht werden. Später kommen möglicherweise weitere Produkte, wie Taschen, Schaukeln oder auch Stühle hinzu.

Die ersten Upcycling-Mäppchen, die in kleiner Stückzahl produziert werden, verkauft das enactus-Team beim „Campus in Motion“ für 12 Euro. Zukünftig wird auch ein Braunschweiger Fairfashion-Geschäft die Federtaschen anbieten. Den Großteil des Erlöses erhält Mehrwerk und kommt den Beschäftigten zugute.