Vom Kleinen Exer zum Haus der Wissenschaft Neue Dauerausstellung zum Ort, zum Haus und seiner Geschichte
Der Präsident der Technischen Universität Braunschweig, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Hesselbach, eröffnete am 8. September 2016 in Anwesenheit des Braunschweiger Oberbürgermeisters Ulrich Markurth feierlich die neue Dauerausstellung „Vom Kleinen Exer zum Haus der Wissenschaft – Der Ort, das Haus, seine Geschichte“. Mit zahlreichen, teils nie zuvor gezeigten Bildern erzählt die vom Universitätsarchiv der TU Braunschweig in Zusammenarbeit mit der Haus der Wissenschaft GmbH erarbeitete Schau die Geschichte des Orts, seiner Nutzungen und seiner sich wandelnden Bedeutung im Laufe der letzten hundert Jahre.
„Ich bin froh, dass an diesem für die Außenwahrnehmung unserer Universität so wichtigen Ort nun erstmals dauerhaft auf dessen wechselvolle Geschichte hingewiesen wird. Die Ausstellung bietet einen faszinierenden historischen Überblick. Ich wünsche ihr viele interessierte Besucher“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Jürgen Hesselbach, Präsident der Technischen Universität Braunschweig.
Ab dem 9. September 2016 steht die in großformatigen Tafeln präsentierte Ausstellung allen Besuchern offen. Sie befindet sich im südlichen Treppenhaus des Hauses der Wissenschaft in der Pockelsstraße 11 und kann Montag bis Samstag von 8.00 bis 22.00 Uhr besichtigt werden.
- Vor der Bebauung: Einst für Musterungen und militärische Übungszwecke angelegt, diente der Kleine Exerzierplatz lange als Ort für Feste, Zirkusse, Sport- und sonstige Großveranstaltungen. Am 29. August 1931 war der „Kleine Exer“ etwa Schauplatz eines Massenstarts von bemannten Gasballons zu einer Wettfahrt. Links die Konstantin-Uhde-Straße. Zum Füllen der Ballons hatte man vorher über mehrere hundert Meter eine provisorische Gasleitung legen müssen. 1935 bis 1937 entstand auf dem Grundstück die Bernhard-Rust-Hochschule für Lehrerbildung. (Foto: Nachlass J. M. W. Schwarzbach, Königslutter)
- Auf dem Sportplatz absolvierten weibliche und männliche Studierende 1946 ihren „Pflichtsport“, so die zeitgenössische Beschriftung des Bildes. Das Foto war Teil einer professionell inszenierten Serie, die offenbar der öffentlichen Selbstdarstellung der Kant-Hochschule diente. Ihre Fotos zeichnen das Bild einer von Zuversicht und Leistungsbereitschaft geprägten Nachkriegszeit an der Kant-Hochschule. Der Kontrast zwischen dem Ballspiel und der kriegszerstörten, erst provisorisch reparierten Hochschule drückt Freude und Optimismus trotz widriger Umstände aus. (Foto: TU Braunschweig/Universitätsarchiv)
- Streik gegen schlechte Karten im Studium: 1958 demonstrierten über 100 Studierende mit einem Streik, um auf den Mangel an Lehrkräften und knappe Lehrmittel aufmerksam zu machen. Wegen steigender Studierendenzahlen hatte die Pädagogische Hochschule bereits Ende der fünfziger Jahre die Grenze ihrer Kapazitäten erreicht. Studierende und Lehrpersonal machten öffentlich auf die kritischen Studienbedingungen aufmerksam, etwa mit dem 1967 vom AStA ausgerufenen „PH-Notstand“. Erweiterungsbauten und zusätzliche Dozenten entschärften die Lage nur kurzfristig. Erst mit rückläufigen Studierendenzahlen setzte in den siebziger Jahren eine Entspannung ein. (Foto: Stadtarchiv Braunschweig)
Zur neuen Dauerausstellung
Neben der Geschichte der hier ansässigen Institutionen, von der nationalsozialistischen Bernhard-Rust-Hochschule für Lehrerbildung über die Pädagogische Hochschule bis zur Technischen Universität, macht die Ausstellung auch das vielseitige Wechselwirkungsverhältnis mit der Geschichte der Stadt, des Landes und der deutschen Gesellschaft deutlich. Durch die Vielzahl der gezeigten Perspektiven, von der Hochschulleitung über die Studierenden, die Politik und der Öffentlichkeit, wird anschaulich, wie der Ort zu unterschiedlichen Zeiten mit Leben gefüllt war.
Zusätzlich zur chronologisch erzählten Geschichte des Orts informiert die Ausstellung über die Architektur des Gebäudes sowie über die hier, früher und heute, beheimateten Einrichtungen, wie das Naturhistorische Museum, das von Georg Eckert begründete Schulbuchinstitut oder die Haus der Wissenschaft GmbH. Stets von Bildquellen ausgehend werden Geschichten erzählt, die zur vertiefenden Lektüre der Texttafeln einladen.
Zur Geschichte des „Haus der Wissenschaft“
Ab 1935 entstand auf dem Kleinen Exerzierplatz, einem in der Bevölkerung beliebten Fest- und Sportplatz, die nationalsozialistische Bernhard-Rust-Hochschule für Lehrerbildung. Im Krieg nur mittelschwer beschädigt, diente das Gebäude nach 1945 unter dem Namen Kant-Hochschule als Pädagogische Hochschule. 1946 tagte hier der letzte Braunschweigische Landtag, die Turnhalle diente dem ausgebombten Staatstheater als Ausweichspielort. 1978 wurde die Braunschweiger Pädagogische Hochschule aufgelöst und in die Technische Universität integriert. Seither wird das Gebäude von der TU Braunschweig genutzt und beherbergt seit 2009 die Haus der Wissenschaft GmbH.