29. November 2024 | Magazin:

Nachhaltigkeit von Produkten und Prozessen im Fokus Transkontinentale Lehrveranstaltung mit der University of Rhode Island

In einem interdisziplinären und internationalen Seminar beschäftigen sich Studierende der Technischen Universität Braunschweig und der University of Rhode Island, USA, im Wintersemester 2024/25 gemeinsam mit dem Thema „Sustainability in Management and Engineering“. Eine Praxiswoche in Kingston, Rhode Island, diente nicht nur als inhaltlicher Auftakt, sondern bot den Studierenden auch die Möglichkeit, sich persönlich kennenzulernen.

Insgesamt 16 Studierende – zehn von der TU Braunschweig und sechs von der University of Rhode Island – nehmen an der englischsprachigen Lehrveranstaltung teil. Sie kommen aus unterschiedlichen Fachrichtungen der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften. Ziel des Seminars ist es, Methoden zur quantitativen Nachhaltigkeitsbewertung zu vermitteln und diese in der Praxis anhand eines aktuellen Fallbeispiels anzuwenden. Am Beispiel des Lebenszyklus von Traktionsbatterien für die Automobilbranche – ein zentrales Thema im Hinblick auf die Mobilität der Zukunft – setzen sich die Studierenden mit einschlägigen Bewertungsmethoden auseinander und wenden diese auch praktisch an.

Gemeinsames Lernen verbindet. Die TU Braunschweig und die University of Rhode Island bauen ihre Zusammenarbeit in der Lehre aus. Bildnachweis: IWF/TU Braunschweig

Vorbereitung auf den internationalen Arbeitsmarkt

Entstanden ist die gemeinsame Lehrveranstaltung aus der langjährigen Kooperation der TU-Professoren Thomas Spengler, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion, und Christoph Herrmann, Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik, mit Professor Manbir Sodhi vom College of Engineering, Department of Mechanical, Industrial, and Systems Engineering der University of Rhode Island. Bereits seit über 20 Jahren pflegen die Wissenschaftler enge Kontakte. Im Jahr 2023 wurde die Kooperation beider Universitäten auch fachübergreifend durch eine Vereinbarung zur strategischen Partnerschaft weiter gefestigt. Ein zentrales Ziel ist es, die Zusammenarbeit im Bereich Studium und Lehre auszuweiten. Das Seminar des Instituts für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion und des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik möchte genau das erreichen: „Neben der fachlichen Zielsetzung dient das Seminar auch dazu, die interkulturelle Vernetzung der Studierenden zu fördern, verschiedene Perspektiven auf das Thema Nachhaltigkeit in Deutschland und den USA zu beleuchten und die Kooperation mit der University of Rhode Island als strategischem Partner im Bereich der Lehre zu stärken“, erklärt Thomas Spengler.

Ein weiterer Aspekt sei es, die Studierenden als zukünftige Führungskräfte auf globales Denken und Handeln vorzubereiten, ergänzt Christoph Herrmann: „Die Absolvent*innen unserer Studiengänge werden in ihrem Arbeitsleben überwiegend in internationalen und interdisziplinären Kontexten arbeiten. Unsere Aufgabe liegt deshalb auch darin, unsere Studierenden frühzeitig hierauf vorzubereiten. Internationale Lehrveranstaltungen tragen zum Abbau von Berührungsängsten bei und unterstützen unsere Studierenden beim Aufbau interkultureller und natürlich auch sprachlicher Kompetenzen.“

Kick-off an der University of Rhode Island

Während der Kick-Off-Woche an der University of Rhode wurden die Grundlagen für die späteren Gruppenarbeiten gelegt. Bildnachweis: IWF/TU Braunschweig

Der offizielle Startschuss für das Seminar fiel in der ersten Oktoberwoche mit dem Kick-off an der University of Rhode Island in Kingston. In sechs Vorlesungen erhielten die Studierenden einen vertieften Einblick in die Grundlagen der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeitsbewertung sowie in multikriterielle Entscheidungsfindungen. Für den praktischen Part der Nachhaltigkeitsbewertung wurde zudem das Python-basierte Nachhaltigkeitsbewertungstool Brightway2 eingeführt.

Experten-Talk an der University of Rhode Island. V.l.: Prof. Stephan Krinke, Prof. Karsten Kieckhäfer, Prof. Michael Hauschild, Prof. Christoph Herrmann, Prof. Thomas Spengler, Prof. Manbir Sodhi. Bildnachweis: IWF/TU Braunschweig

Abgerundet wurde die Woche durch einen „Expert Talk“, an dem neben den von der University of Rhode Island und der TU Braunschweig weitere namhafte Expert*innen des Fachgebietes teilnahmen. Anschließend starteten die Studierenden in die Gruppenarbeitsphase, die noch bis Mitte Dezember dauern wird und Herausforderungen mit sich bringt: „Der Zeitunterschied zwischen den Kontinenten war organisatorisch zunächst nicht ganz einfach“, berichtet TU-Studentin Johanna Zöller. „Wir können uns nur online treffen, weshalb das Kick-off-Event so wertvoll war, da wir uns dort bereits im Vorfeld persönlich kennenlernen konnten.“

Angelehnt an das US-amerikanische Hochschulsystem müssen die Studierenden bei den betreuenden wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen regelmäßig Aufgaben einreichen, die als Lernzielkontrolle dienen. „Die eigenständige Erarbeitung unserer Ergebnisse im engen Austausch innerhalb unseres internationalen Teams macht viel Spaß und gibt mir gleichzeitig einen guten Einblick, wie interkulturelle Zusammenarbeit im späteren Berufsleben aussehen könnte“, erklärt TU-Student Joel Laurent Mrachacz.

Fortführung des gemeinsamen Lehrangebotes fest geplant

Am 11. Dezember präsentieren die Studierenden die Ergebnisse ihrer Arbeiten im Rahmen einer Online-Abschlussveranstaltung. Die Zusammenarbeit ist aber damit nicht beendet: Alle Beteiligten möchten das gemeinsame Lehrangebot fortführen und die Veranstaltung zukünftig einmal pro Jahr anbieten – die Kick-off-Woche soll im Wechsel an der TU Braunschweig oder an der University of Rhode Island stattfinden.

Bei den Studierenden der TU Braunschweig findet das Konzept der Lehrveranstaltung bereits jetzt großen Anklang: „Durch das Seminar gewinne ich Einblicke in ein neues Land und eine andere Kultur. Gleichzeitig kann ich meine Englischkenntnisse anwenden und sie so enorm verbessern. Mich bereichert die Lehrveranstaltung sowohl in Bezug auf mein Studium als auch persönlich sehr, sodass ich sie definitiv weiterempfehle kann“, betont TU-Studentin Lenja Ottenhues.