30. Juni 2014 | Magazin:

Mit dem Magnetometer auf dem Grund des Pazifik

Physiker Martin Neuhaus vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik der Technischen Universität Braunschweig hat sich für die Sommermonate einen ganz besonderen Arbeitsplatz eingerichtet: Auf dem Forschungsschiff „Joides Resolution“ unterstützt er mithilfe eines Dreikomponenten Bohrlochmagnetometers ein Forschungsprojekt im Rahmen des „International Ocean Discovery Program“ im Pazifik.

Martin Neuhaus mit dem Borlochmagnetometer

Martin Neuhaus mit dem Borlochmagnetometer

Martin Neuhaus von Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik (IGEP) der TU Braunschweig hätte es sich in seiner jungen Wissenschaftlerlaufbahn sicherlich nicht träumen lassen, dass ihn die reine Grundlagenforschung gleich auf die andere Seite der Erde führt. In Kooperation mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe machte sich der 25-Jährige Geophysiker an Christi Himmelfahrt auf den Weg auf seine bis dahin wohl aufregendste Forschungsreise.

Ihm voraus reiste ein einzigartiges Messinstrument: ein Dreikomponentenmagnetometer, das in dieser Form nur bei den Braunschweiger Geophysikern zu finden ist. Entwickelt wurde das drei Meter lange und rund 70 Kilogramm schwere Messgerät vor über 20 Jahren an der Universtät Göttingen, erläutert Prof. Andreas Hördt, Leiter der Arbeitsgruppe Angewandte Geophysik. Das Besondere ist der geringer Durchmesser von ca. zehn Zentimetern, so dass es mit samt seiner Technik in die entsprechenden Borlöcher passt. Hinzukommt, so Prof. Hördt weiter, seine spezielle Eigenschaft, die Richtung eines Magnetfeldes zu messen. Damit sei es besonders geeignet, um die Forschungsprojekt auf dem Pazifik zu unterstützen, wo ein internationales Forscherteam die Bewegung tektonischer Platten untersucht.

Die Forscher wollen  der Frage sprichwörtlich auf den Grund gehen, ob sich die Philippinische Platte in den vergangenen 50 Millionen Jahren um 90 Grad gedreht hat. „Mit unseren Messungen können wir die Richtung der Gesteinsmagentisierung bestimmen, und damit lässt sich die Hypothese einer schnellen Drehung überprüfen.“, erklärt Prof. Hördt. So soll es auch mit der Unterstützung der der Braunschweiger Geophysiker gelingen, die Bewegung der Platte vom Äquator an ihre heutige Position zu rekonstruieren. Um diesem Ziel näher zu kommen, wird Martin Neuhaus mit dem Magnetometer an zwei Tiefenbohrungen beteiligt sein, die 4000 Meter unter dem Meeresspiegel und nochmal zwischen 1000 und 1500 Meter tief in den Meeresboden hinein gehen.

Vor wenigen Tagen konnte Martin Neuhaus seinen Kollegen vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik sogar einen exklusiven Einblick in seine Arbeit an Board geben: per Video-Liveübertragung wurde er von Board des Forschungsschiffes in das Oberseminar der Geophysiker geschaltet. Die Institutsleitung, Mitarbeiter, Studierende und die Familie des jungen Wissenschaftlers erhielten so einen ganz besonderen Eindruck vom Leben an Board und in die Arbeit des internationalen Forschungsteams an einem der sicherlich spannendsten Arbeitsplätze auf dem Pazifik.

Aktuelle Berichterstattung
Braunschweige Zeitung vom 02. Juni 2014