26. Juni 2019 | Magazin:

Mit Beton Praxiserfahrungen sammeln Portalbauwettbewerb des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz

Ein Portal aus Beton zu bauen, das wenig wiegt und trotzdem viel Last aushält – das war die Aufgabe beim Portalbauwettbewerb des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB). Sieben Studierenden-Teams haben mitgemacht und in der Praxis gezeigt, was sie in der Vorlesung „Baustoffkunde II“ gelernt haben. Neben dem stabilsten hat auch das schönste Portal einen Preis erhalten.

Von Weltraum-Design bis Bauarbeiter-Look: Den Design-Ideen waren keine Grenzen gesetzt. Mahmoud Eslami und Zhuo Chen, wissenschaftliche Mitarbeiter am iBMB, haben die Veranstaltung organisiert. „Beim Bauen der Portale sollen die Studierenden das Material Beton und die Abläufe bei Herstellung, Lagerung und Prüfung kennenlernen und so ihr Wissen aus der Vorlesung praktisch umsetzen“, erläutert Zhuo Chen die Idee hinter dem Wettbewerb, der bereits zum 17. Mal stattfindet.

Haben den Wettbewerb organisiert: Mahmoud Eslami und Zhuo Chen. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Von Betonmischung bis Zugspannung

Schleifen, bohren, schweißen, rechnen – Zhuo Chen, der als Student selbst Teilnehmer war, kennt die Herausforderungen des Wettbewerbs: „Die Studierenden müssen sich selbst eine Rezeptur für die Betonmischung überlegen. Das richtige Mischverhältnis entscheidet später über die Festigkeit des Betons. Beton ist zwar sehr druckfest, kann aber nur geringe Zugspannungen aufnehmen. Deshalb wird er durch eine Bewehrung aus Stahlstäben verstärkt. Die Studierenden müssen überlegen, wo die Zugkräfte auf ihr Portal einwirken und dort Stäbe zur Stabilisation einsetzen.“ Auch die Schalung, in die der Beton gegossen wird, müssen sie selbst herstellen und ein passendes Material auswählen, um den Beton später einfach wieder ausschalen zu können.

Ein Leichtgewicht als Zirkuszelt verkleidet

Dass die Herstellung der Schalung nicht immer einfach ist, bestätigt die Gruppe „Murphy´s Law“. „Drei Tage haben wir für die Holzschalung gebraucht, besonders die Aussparungen waren schwierig“, sagt Lawrence Alkalaani. Die Idee hinter der Form des Portals erklärt er: „Unser Portal orientiert sich an Werken von Michelangelo und an den Bögen von Notre Dame. Die Einkerbungen an den Seiten vorne und hinten sollen Gewicht einsparen.“ Und das hat geklappt: Mit 7,07 Kilo hatte ihr Portal das geringste Eigengewicht.

Das Siegerportal in der Kategorie „Schönstes Portal“ zeigt das Tentomax. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Während die Größe der Portale vorgegeben war, konnten die Studierenden Form und Design frei wählen. Mit der Gestaltung ihres Portals greift die Gruppe „Murphy´s Law“ ein aktuelles Thema auf: das Tentomax. Ein rotes Zeltdach aus Pappe und eine Manege mit Sitzplätzen aus Lego-Steinen überzeugten das Publikum und sicherten der Gruppe den ersten Platz in der Kategorie „Schönstes Portal“. Abgestimmt wurde mithilfe von Stimmzetteln.

Hohe Tragfähigkeit dank Dreiecksstatik

Neben dem Design war auch die Tragfähigkeit im Verhältnis zum Eigengewicht für den Sieg entscheidend. Um das zu ermitteln, wurden die Portale am Wettbewerbstag zunächst gewogen und dann in eine Hydraulikpresse gespannt. Hier konnten die Studierenden selbst Hand anlegen und so lange Druck ausüben, bis der Beton zu reißen begann.

Die Gruppe „Toleranz“ setzte auf eine geschweißte Dreieckskonstruktion aus Stahlstäben, ähnlich wie bei Kränen. Diese Bewehrung sollte die Traglast erhöhen. Der Plan ging auf: Das Portal landete mit einer Traglast von 42,22 Kilonewton und einem Gewicht von 16,33 kg auf dem ersten Platz. Ob es eine Überwindung war, das Portal nach all der Arbeit in der Hydraulikpresse zu zerbrechen? „Nein, ich war gespannt auf die Ergebnisse unserer Arbeit und wollte sehen, wie viel unser Portal aushält“, erzählt Teammitglied Samer Alsayed.

Stabil dank Dreieckskonstruktion: Mit ihrem Portal gewinnt die Gruppe „Toleranz“ in der Kategorie „Traglast im Verhältnis zum Gewicht“. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Interdisziplinäres Arbeiten

Der Portalbauwettbewerb richtet sich an Bachelorstudierende im zweiten Semester der Studiengänge Architektur, Bauingenieurwesen, Umweltingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen Bau. In lockerer Atmosphäre sollen sie so disziplinübergreifend zusammen arbeiten. Bauingenieurstudent Mohamad Houri von der Gruppe „Toleranz“ hat besonders dieses interdisziplinäre Arbeiten gut gefallen: „Uns hat die Zusammenarbeit sehr viel Spaß gemacht und wir haben viel voneinander gelernt. Man bespricht sich und dadurch kommen dann neue Ideen. Außerdem sieht man manche Fehler selbst nicht, aber die anderen schon.“ Teammitglied Samer Alsayed, der Wirtschaftsingenieurwesen Bau studiert, stimmt zu und ergänzt: „Wir hatten noch keine Erfahrungen mit Beton, waren aber kreativ und haben uns auch bei anderen Instituten erkundigt.“

Eine Schönheitskur mit Olivenöl

Dank Olivenöl kommt die Körnung des Portals der Gruppe „Hippopotomonstrosesquippedaliophobiker“ besonders gut zur Geltung. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Für eine ungewöhnliche Behandlung des Betons hat sich die Gruppe „Hippopotomonstrosesquippedaliophobiker“ entschieden. „Wir haben die oberste Schicht des Sichtbetons abgeschliffen und dadurch die Körnung sichtbar gemacht. Dann haben wir die Oberfläche mit Olivenöl bestrichen, um die Farbe der Körnung noch hervorzuheben“, erläutert Teammitglied Mattis Bock. Auch Form und Bewehrung des Portals sind besonders: Ein Oval aus Stahlstäben oben in der Mitte und nach innen liegende Füße wie bei einem Omega sollen die Last besonders gut verteilen.

In unserer Bildergalerie gibt es alle Portale zu sehen.

Portalbauwettbewerb 2019
Portalbauwettbewerb 2019

Portalbauwettbewerb 2019

Letzte Handgriffe bevor der Wettbewerb los geht. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
Portalbauwettbewerb 2019

Portalbauwettbewerb 2019

Nachdem Professor Dirk Lowke den Portalbauwettbewerb eröffnet hat, erklärten Zhuo Chen und Mahmoud Eslami den Abstimmungsprozess für das "Schönste Portal". Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
Portalbauwettbewerb 2019

Portalbauwettbewerb 2019

Ab ins Weltall mit der Gruppe „Helmpflicht weil dicht“: Mit Blick auf Zukunftsvisionen von Bauten auf anderen Planeten, sollte ihr Portal einen Zugang zu einer neuen Welt darstellen. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
Portalbauwettbewerb 2019

Portalbauwettbewerb 2019

Das Tentomax-Portal von „Murphys Law“ gewinnt in der Kategorie „Schönstes Portal“. Mit 7,07 Kilogramm war ihr Portal das leichteste. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
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Portalbauwettbewerb 2019

Mit 42,22 Kilonewton Traglast und 16,33 Kilogramm Eigengewicht gewinnt das Portal der Gruppe „Toleranz“ als stabilstes Portal im Verhältnis zum Gewicht. Symmetrie und eine Dreieckskonstruktion als Bewehrung zeichnen das Portal aus. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
Portalbauwettbewerb 2019

Portalbauwettbewerb 2019

Auch die Gruppe „Einsturzgefährdet“ wählte das Tentomax als Design-Thema ihres Portals: Das Zelt besteht aus recycelten Materialien. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
Portalbauwettbewerb 2019

Portalbauwettbewerb 2019

Vorbild für das Portal der Gruppe "Brückenschlagen" ist die Heimatstadt Magdeburg von Johann Ettzsch, wo es auch eine Brücke gibt, von der eine Schaukel hängt. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
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Portalbauwettbewerb 2019

Ein Portal mit Beinen: Mit 22,04 Kilogramm ist das Portal der Bobs im Vergleich ein echtes Schwergewicht. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
Portalbauwettbewerb 2019

Portalbauwettbewerb 2019

Erst abgeschleift, dann mit Olivenöl eingerieben – die Körnung des Portals der Gruppe „Hippopotomonstrosesquippedaliophobiker“ kommt durch diese Behandlung besonders gut zur Geltung. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
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Portalbauwettbewerb 2019

Auch die beiden Organisatoren des Wettbewerbs haben – natürlich außerhalb der Wertung – ein Portal gebaut. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
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Portalbauwettbewerb 2019

Das Portal „Engineers for future“ wiegt nur 2,61 Kilogramm. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
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Portalbauwettbewerb 2019

Nachdem die Gruppen ihre Portale vorgestellt haben, ging es zum Wiegen. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
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Portalbauwettbewerb 2019

Danach wurden die Betonstücke in die Hydraulikpresse gestellt, um die Traglast zu ermitteln. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
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Portalbauwettbewerb 2019

Belastungstest: Per Hebel konnten die Studierenden über die Hydraulikpresse so lange Druck auf die Portale ausüben, bis sich erste Risse im Material zeigten. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
Portalbauwettbewerb 2019

Portalbauwettbewerb 2019

Und manchmal wurde auch noch weiter gedrückt ... Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Portalbauwettbewerb 2019
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Portalbauwettbewerb 2019

... und weiter. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig