Mikroelektronik in Niedersachsen bekommt neuen Schub Braunschweig und Hannover bündeln Mikroelektronik-Kompetenzen
Das Europäische Chip-Gesetz soll die Halbleiterproduktion in Europa mehr als verdoppeln und so der löchrigen Chip-Lieferkette entgegenwirken. Die hohen Investitionen bringen auf der einen Seite große Chancen für die europäische Halbleiterforschung und -industrie. Auf der anderen Seite steigt in kürzester Zeit der Fachkräftebedarf. Mit dem „Wissenschaftsraum Mikroelektronik“ stellen sich die Technische Universität Braunschweig und die Leibniz Universität Hannover gemeinsam für diese Zukunft auf. Gefördert von der Volkswagenstiftung und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) bündeln die beiden Universitäten Aktivitäten in Forschung und Lehre – zum Beispiel mit einem neuen Studiengang.
Sowohl Braunschweig als auch Hannover sind bei der Mikroelektronik-Forschung anerkannte Leuchttürme. Unter anderem wirken die Partner des neuen Wissenschaftsraums an drei Exzellenzclustern (QuantumFrontiers, PhoenixD, Hearing4All) und an Verbünden wie dem Quantum Valley Lower Saxony (QVLS) mit. Trotz der bereits bestehenden Zusammenarbeit ist das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft – im Gegenteil: Aufgrund der komplementären Expertise der Einrichtungen sind starke Synergieeffekte möglich.
„Mikroelektronik ist das, was unsere Technologien stetig kompakter und smarter macht. In Hannover sind das beispielsweise Implantate in der Biomedizin (Prof. Holger Blume) oder intelligente Powermanagement-Schaltungen (Prof. Bernhard Wicht); in Braunschweig Schaltungen für die 6G-Kommunikation, Radartechnologie oder integrierte Photonik (Prof. Stefanie Kroker). Dadurch, dass all das auf Chips basiert, sind wir gemeinsam nicht nur breit aufgestellt, sondern können viel von der gegenseitigen Expertise profitieren. Der Wissenschaftsraum bringt daher auch große Chancen, um völlig neue Verbundprojekte zu entwickeln“, sagt Professor Andreas Waag, Sprecher des Wissenschaftsraums an der TU Braunschweig.
Internationale Lehre im Studiengang Microelectronics
Bereits 2022 fehlten in den wichtigsten Berufen der Halbleiterindustrie 40.000 qualifizierte Fachkräfte. Im gleichen Jahr verkündete Intel den Aufbau einer Megafabrik in Magdeburg (Sachsen-Anhalt), eine Autostunde entfernt von Braunschweig. Die neue Ansiedlung bringt Technologien in die Region, die bisher in ganz Europa nicht verfügbar waren. „Gerade bei der Intel-Ansiedlung gibt es einen hohen Bedarf an akademisch geschulten Fachkräften. So hoch, dass keine Universität das im Alleingang leisten kann. Mit dem Aufbau des neuen englischsprachigen Masterstudiengangs Microelectonics konzipieren wir Lehrangebote, um langfristig Talente in die Region zu holen und hier auszubilden“, sagt Professor Vadim Issakov vom Institut für CMOS Design der TU Braunschweig. „Im Windschatten von Intel wird sich Zulieferindustrie in der Region niederlassen, was den Fachkräftebedarf sogar noch weiter erhöhen wird.“
Über das Projekt
Der „Wissenschaftsraum Mikroelektronik: Heterogene Chiplet-basierte System in Forschung und Lehre“ wird kooperativ von Professor Holger Blume (Leibniz Universität Hannover) und Professor Andreas Waag (TU Braunschweig) geführt. Nach dem Start des Projekts im April 2024 wechselt die Sprecherschaft nach der Hälfte der Laufzeit von Hannover nach Braunschweig bis zum Ende der Laufzeit im März 2029. Als Teil der Programms „zukunft.niedersachsen“ fördern das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) und die Volkswagenstiftung den „Wissenschaftsraum Mikroelektronik“ mit rund drei Millionen Euro.