12. Oktober 2018 | Magazin:

Management im Klassenzimmer Praxis-Training für Lehramtsstudierende

Getuschel mit den Sitznachbarn, Papierflieger, die durch die Luft sausen oder Musik vom Smartphone – Störungen im Schulunterricht können ganz unterschiedlich aussehen. Um Lehramtsstudierende auf solche Situationen vorzubereiten und ihnen Strategien für eine effektive Klassenführung und die Gestaltung von Lehr-Lern-Beziehungen zu vermitteln, bietet das Institut für Pädagogische Psychologie sogenannte „Classroom-Management-Trainings“ an.

Im zweiten Studienjahr geht es für alle Lehramtsstudierenden für ein sechswöchiges Praktikum zurück in die Schule. Neben inhaltlichen Fragen kommen dann auch zahlreiche praktische Fragen auf: Wie reagiere ich eigentlich auf falsche Antworten? Mit welchen Strategien kann ich Unterrichtsstörungen bereits im Voraus erkennen und vermeiden? Wie führe ich Regeln ein? „Genau um solche Fragen zu beantworten und den Studierenden Strategien mitzugeben, haben wir die Classroom-Management-Trainings entwickelt“, sagt Projektleiterin Gesa Uhde. Gemeinsam mit Lena Hannemann hat sie die wissenschaftlich fundierten Kurse für Bachelorstudierende unter der Federführung von Professorin Barbara Thies erarbeitet. Die Trainings gehören zum Projekt „Kompetenzorientierte Beratungs- und Begleitstrukturen“ (KoBB), einem Teilprojekt von „TU4Teachers – Lehrerbildung in Braunschweig“. In den Kursen lernen die Studierenden, wie sie ihren Klassenraum managen, eine gute Unterrichtsatmosphäre schaffen und Störungen möglichst gering halten können.

ZU sehen ist ein beispielhaftes Rollenspiel, das gefilmt wird.

Wie man den Klassenraum managt, wird in Rollenspielen geübt und mithilfe von Videofeedback ausgewertet. Bildnachweis: Anna Krings/TU Braunschweig

Von der Theorie in die Praxis

Das theoretische Wissen wird in Rollenspielen direkt angewandt und mithilfe von Videofeedbacks ausgewertet. Selbstreflexion und das Üben von Strategien stehen dabei im Fokus. Gesa Uhde freut sich über die positiven Rückmeldungen der Studierenden: „Selbst etwas auszuprobieren, ist eben doch etwas anderes, als nur darüber zu lesen. Jeder kann hier Erfahrungen sammeln und herausfinden, welche Strategien zu ihm oder ihr passen. Das erleichtert dann den Einstieg, wenn man das erste Mal selbst vor einer Klasse steht und unterrichten soll.“

Classroom Management Techniken umfassen ganz unterschiedliche Bereiche, vom non-verbalen Verhalten über die richtige Formulierung von Arbeitsaufträgen bis zum frühzeitigen Eingreifen in Störsituationen. Dass das Üben in Rollenspielen natürlich keine perfekte Simulation der Realität ist, weiß Gesa Uhde: „Es ist wie mit dem Schwimmen, das lernt man ja auch nicht im Ozean, sondern in flachen Gewässern. Und genau das bieten unsere Trainings: eine sichere Übungsumgebung, in der sich die Studierenden ausprobieren können, um selbstbewusst in die Praxis zu starten.“

Trainings sollen verstetigt werden

Insgesamt wurden bereits 24 Gruppen trainiert, alle anderen Studierenden haben einen Online-Literaturkurs zum Thema erhalten. Dass das Training in verschiedenen Bereichen effektiv ist, zeigen Evaluationen: Die Studierenden schätzten sich nach den Kursen kompetenter im Umgang mit Unterrichtsstörungen oder im Durchsetzten von Regeln ein. Gleichzeitig gaben sie an, sich insgesamt besser auf ihr Schulpraktikum vorbereitet zu fühlen. „Aufgrund der personellen Situation konnten wir leider noch nicht für alle Studierenden Trainings anbieten. Unser Ziel ist es aber, in der nächsten Zeit weitere Trainerinnen und Trainer auszubilden“, gibt Gesa Uhde einen Ausblick in die nahe Zukunft. Professorin Barbara Thies ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir durch die Weiterförderung des Projektes „TU4Teachers“ die Möglichkeit erhalten, die Classroom-Management-Trainings weiter zu entwickeln. Geplant ist, neben den Kursen für Bachelorstudierende auch eine Variante speziell für Masterstudierende anzubieten.“