24. Oktober 2019 | Magazin:

Land fördert Promotionsprogramme zur Entwicklung neuer Medikamente, Künstlicher Intelligenz und additiver Fertigung TU Braunschweig bei drei Programmen dabei

Neue Medikamente zur Behandlung von Infektionskrankheiten und parasitärer Erkrankungen entwickeln Doktorandinnen und Doktoranden in dem Promotionsprogramm „Drug Discovery und Chemieinformatik für neue Antiinfektiva“. Das Programm wird vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium gefördert und federführend von der Technischen Universität Braunschweig in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und der Ostfalia durchgeführt. An zwei weiteren Promotionsprogrammen zur Qualität, Haftung und verantwortungsvollem Umgang mit Künstlicher Intelligenz sowie zur additiven Fertigung von Bauteilen ist die Carolo-Wilhelmina beteiligt. Damit ist die TU Braunschweig an drei von sieben der niedersächsischen Promotionsprogrammen beteiligt, die jeweils mit 846.000 bzw. 900.000 Euro gefördert werden.

Insgesamt hatten die niedersächsischen Hochschulen in der diesjährigen Ausschreibungsrunde 31 Anträge auf Promotionsprogramme eingereicht, sieben wurden bewilligt. Die Förderung sieht eine monatliche Grundfinanzierung über drei Jahre von 1.500 Euro für Doktorandinnen und Doktoranden vor. Die neue Förderperiode des Niedersächsischen Promotionsprogramms läuft vom 1. Oktober 2019 bis zum 30. September 2024.

Im rahmen des Promotionsprogramms „Drug Discovery und Chemieinformatik für neue Antiinfektiva“ sollen neue Medikamente zur Behandlung von Infektionskrankheiten und parasitärer Erkrankungen entwickelt werden. Bildnachweis: Frank Bierstedt/TU Braunschweig

Entwicklung neuer Arzneimittel

Eine Herausforderungen bei der Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten und im Bereich parasitärer Erkrankungen sind neue, effektive Arzneimittel. Diese Entwicklung neuer Antiinfektiva hat sich ein Konsortium aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der TU Braunschweig, des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Ostfalia zum Ziel gesetzt und greift diese Herausforderung in dem institutionsübergreifenden Promotionsprogramm „Drug Discovery und Chemieinformatik für neue Antiinfektiva (iCA)“ auf.

„Mit dem neuen Promotionsprogramm haben wir die Chance, einerseits innovative Wirkstoffe auf Basis chemie- und bioinformatischer Daten zu entwickeln und andererseits neue biologische Zielstrukturen zu identifizieren, die bislang nicht von etablierten Arzneistoffen adressiert werden“, so Professor Ingo Ott vom Institut für Medizinische und Pharmazeutische Chemie der TU Braunschweig, Initiator und Sprecher des Promotionsprogramms. Einen wichtigen Beitrag für diese Infektionsforschung lieferten digitale Transformationstools, die Ansätze der Künstlichen Intelligenz und molekularer Simulationsmethoden sowie umfassende Datenanalysen sehr großer Datensätze einschließen. „Durch die Verknüpfung von Chemie- und Bioinformatik sowie der Theoretischen Chemie erhält die Entwicklung von Antiinfektiva einen wichtigen Impuls, der dazu beitragen kann, langfristig neue Behandlungsoptionen zu erschließen“, freut sich Professor Ingo Ott.

In dem Programm „Drug Discovery und Chemieinformatik für neue Antiinfektiva“ stehen insgesamt 15 Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien mit einem Gesamtbudget in Höhe von 900.000 Euro zur Verfügung. Dabei sind die Promovierenden eingegliedert in die Graduiertenschulen der TU Braunschweig und des HZI. Das Programm ist eingebettet in das Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik (PVZ) der TU Braunschweig, das sich zum Ziel gesetzt hat, wirksame Arzneimittel kostengünstig und maßgeschneidert herzustellen.

Verantwortungsvoller Umgang mit KI

Die drängendsten Forschungsfragen zur Künstlichen Intelligenz (KI) liegen in den Bereichen Qualität, Haftung, Interpretierbarkeit, verantwortungsvollem Umgang mit Informationen. Diesen Fragen gehen 14 Doktoranden in dem Promotionsprogramm  „Verantwortungsvolle KI in der digitalen Gesellschaft“ auf den Grund. Denn automatisierte datengetriebene Entscheidungen und autonome Prozesse definieren insbesondere die Interaktion und die Verteilung von Kontrolle zwischen Menschen und Maschinen neu. Im Rahmen dieser Digitalisierung wirken Technologien der KI als treibende Kraft. Die Stipendiaten aus unterschiedlichsten Disziplinen sollen mit ihrer Forschung dazu beitragen, KI Systeme zuverlässig, transparent, sicher und rechtlich akzeptabel zu gestalten und anzuwenden. Ein zielorientiertes und international ausgerichtetes Betreuungskonzept wird die Doktorandinnen und Doktoranden bei ihrer Forschung unterstützen.

Hauptträger ist das Forschungszentrum L3S, eine zentrale Einrichtung der Leibniz Universität Hannover und der TU Braunschweig zum Ziel der interdisziplinären Forschung im Bereich Web Science und Digitale Transformation. Auf Seiten der TU Braunschweig sind Professorin Ina Schaefer, Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik, und Professor Thilo Balke, Institut für Informationssysteme, beteiligt.

Additive Fertigung von Bauteilen

Die TU Braunschweig ist auch am Promotionsprogramm „School for Additive Manufacturing (SAM) Sensoren und Aktoren durch Additive Fertigung von gradierten Bauteilen – Ein zentraler Schritt für die Realisierung der digitalen Transformation“ beteiligt. Im Zuge der Digitalisierung bietet die additive Fertigung die Möglichkeit, auf direktem Wege von virtuellen Produktmodellen zu physischen Bauteilen zu gelangen. Die additiven Fertigungstechnologien haben dabei in den letzten Jahren ihren Weg aus den Forschungslaboren und dem Musterbau in unsere Industrielandschaft gefunden und sind Schlüsseltechnologien für Mass Customization und Nachhaltigkeit.

Das Forschungsziel des Programms ist die Entwicklung von Bauteilen mit integrierten sensorischen oder aktorischen Bereichen durch gezielte lokale Variation von Materialeigenschaften. An der TU Braunschweig ist das Teilprojekt „Additive Fertigung integrierter piezoresistiver Sensoren“ angesiedelt, unter Federführung von Professor Thomas Vietor vom Institut für Konstruktionstechnik.