25. Oktober 2019 | Magazin:

Puzzle-Arbeit im Labor Logbuch Bohrkampagne Bodensee – Teil 9

Nach der Bohrung ist vor der Laborarbeit: Das Team der internationalen Forschungsbohrung am Bodensee trifft sich an der Universität Bern zur sogenannten „Core Sampling Party“, um die Sedimentkerne zu untersuchen. Die Studierenden Sonja Rigterink und André Pannes vom Institut für Geosysteme und Bioindikation sind dabei.

„Zurzeit sind wir in der Schweiz bei der sogenannten „Core Sampling Party“ des HIPERCORIG-Forschungsprojektes des Deutschen Forschungsbohrkonsortiums (GESEP). Gemeinsam mit den Kooperationspartnern untersuchen wir an der Universität Bern Sedimentkerne aus dem Bodensee. Von Mai bis Juli 2019 fand dort die Forschungsbohrung statt, die das neue Bohrsystem „HIPERCORIG“ zum ersten Mal auf Herz und Nieren prüfte. Dabei wurden Sedimentkerne aus dem Sediment des Sees entnommen, die nun weiterbearbeitet werden müssen.

Um die Kontamination der Proben zu verhindern, müssen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Schutzkleidung tragen. Bildnachweis: Sonja Rigterink/TU Braunschweig

Die Sedimentkerne werden geöffnet. Bildnachweis: Sonja Rigterink/TU Braunschweig

Die Sedimentkerne werden für weitere geochemische, biologische und sedimentologische Analysen beschrieben, dokumentiert und beprobt. Bildnachweis: Sonja Rigterink/TU Braunschweig

Mit Spritzen entnehmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Proben. Bildnachweis: Sonja Rigterink/TU Braunschweig

Eine der beiden Sedimentkern-Hälften wird für ein hochaufgelöstes Bild per Multi-Senso Core Logger gescannt. Bildnachweis: Sonja Rigterink/TU Braunschweig

Aufgeschnittene und verpackte Sedimentkerne. Bildnachweis: Sonja Rigterink/TU Braunschweig

Dafür sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener deutscher Forschungsinstitute nach Bern gereist, um gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Geologie der Universität Bern, die Sedimentkerne zu beproben. Dazu gehören unter anderem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Konstanz, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, Abteilung Geologie, Redox & Isotope Biogeochemistry Group und des Instituts für Geosysteme und Bioindikation der TU Braunschweig.

Aufschluss über die Entstehungsgeschichte des Sees

Die Sedimentkerne teilen wir zunächst der Länge nach in zwei Hälften. Spannend ist hierbei der erste Blick auf die Oberfläche, nachdem wir den Kern aufgeschnitten haben. Wie ist der Erhaltungszustand des Kerns? Gibt es gut erkennbare Laminationen, also Wechsellagerung von hellen und dunklen Schichten? Die Sedimentkerne, die verschiedene Tiefen im Sediment wiedergeben, müssen anhand markanter Schichtungen wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Somit entsteht aus den einzelnen, bis zu 1,80 Meter langen Sedimentkernen, eine 22 Meter lange, kontinuierliche Abfolge an Sedimentschichten. Eine der beiden Hälften scannen wir zunächst für ein hochaufgelöstes Bild per Multi-Senso Core Logger und lagern sie als „Archiv-Hälfte“ ohne Beprobung in der Kältekammer ein. Erst dann können an der zweiten Hälfte, der sogenannten „Arbeits-Hälfte“, die verschiedenen Arbeitsgruppen ihre jeweiligen Proben für ihre Forschungsvorhaben entnehmen.

Dazu gehören unter anderem die strukturellen Analysen, wie Korngrößen, mikrobiologische und paläolimnologische Untersuchungen (Bioindikatoren) und schließlich die Datierung des Sediments. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhoffen sich so, Aufschluss über Prozesse im See und seine Entstehungsgeschichte geben zu können. Lassen sich Warm- oder Kaltzeiten erkennen? Eventuell können bereits Aussagen über saisonale Schwankungen, Eutrophierungsphasen mit erhöhtem Eintrag organischer Substanz, Veränderungen in Tongehalt und auch Schmelzwassereinträge durch Gletscher getroffen werden.“

Text: Sonja Rigterink und André Pannes

Unter Leitung der Technischen Universität Braunschweig hat ein internationales Forscherteam Sedimentproben vom Boden des Bodensees genommen. Dafür kam erstmals das neue System HIPERCORIG zum Einsatz, das Bohrtiefen von bis zu 100 Meter ermöglicht. Anhand der gewonnenen Sedimentkerne werden die Klima- und Umweltgeschichte in der Region sowie deren Auswirkungen rekonstruiert.