Keine Pause im Forschungsbetrieb Wie Forschungslabore auch in Corona-Zeiten weiterarbeiten können
Eine Universität ins Home-Office verlegen? Was bedeutet das für die Labore der Technischen Universität Braunschweig? Schließlich lassen sich Standbohrmaschine oder Druckprüfmaschine schlecht mit nach Hause nehmen. Ein Blick ins Labor des Instituts für Straßenwesen (ISBS) zeigt: Die praktische Lösung zum Weiterarbeiten hängt an mehreren Faktoren.
720 m² hat das Labor des Instituts für Straßenwesen (ISBS) unter der Leitung von Professor Michael P. Wistuba. Normalerweise bearbeiten hier zehn Personen Asphaltmischgut und Bitumenproben. Jetzt sind es noch drei. „Wir arbeiten weiter“, sagt Laborleiter Dr.-Ing. Stephan Büchler. „Möglichst alle Forschungsprojekte und Industrieaufträge werden fortgeführt. Aber natürlich dauert es jetzt länger.“
Im Labor des ISBS wird hauptsächlich geprüft. Neben der Asphaltforschung am Institut erstellen die Mitarbeitenden Gutachten und Prüfungen für den Straßenbau. Als typische Arbeit beschreibt Büchler eine Ermüdungsprüfung: „Vereinfacht gesagt belasten wir ein Stück Asphalt mit über 30.000-fachen Beanspruchungen. Anschließend analysieren wir die Ermüdungsspuren.“
Bei den ersten Anzeichen für einen möglichen uniweiten Notbetrieb wurde jede Position im Labor doppelt belegt. Kein Prozess hängt mehr von einer Einzelperson ab. Die wichtigste Frage: Wer kann was bedienen? Die dreiköpfige Rumpfbesetzung muss sich um alle Maschinen und Geräte kümmern können. Die anderen Mitarbeitenden sind in Rufbereitschaft, ebenfalls in Teams aufgeteilt. Sobald auch nur eine Person der Kernbesetzung zum Verdachtsfall wird, steht die zweite Reihe parat. Büchler erklärt: „Bei uns im Labor geht es nicht anders. Wir müssen einen Teil nach Hause schicken. Die wissenschaftlichen Mitarbeitenden werten jetzt Prüfdaten aus oder nutzen diese für Simulationen. Zusätzlich bereiten sie Projektberichte oder wissenschaftliche Paper vor. Den Technikerinnen und Technikern fehlen aber solche Aufgaben fürs Home-Office.“
Probleme beim Nachschub
Kritisch wird es, wenn der Nachschub an Material stockt. Die großen Asphalt-Werke laufen zwar weiter, aber Hersteller von Spezialstoffen haben teilweise den Betrieb ausgesetzt. „Momentan fehlt beispielsweise Bitumenemulsion. Das Bitumen-Wasser-Gemisch brauchen wir unbedingt, um Probekörper zu erstellen. Durch die Corona-Pandemie verkleinert sich aber der Absatzmarkt, sodass sich die Produktion derzeit nicht lohnt.“
Mittlerweile herrscht im Labor jedoch ein stabiler Arbeitsrhythmus. Auch wenn manche Projekte auf Eis liegen, wird an Vielem weiter geforscht. Die größte Veränderung im Laboralltag ist der personelle Einschnitt. „Es gibt keine Pause im Forschungsbetrieb. Insgeheim sind wir alle sogar froh, weiterarbeiten zu können – dann fällt einem zu Hause nicht die Decke auf den Kopf“, sagt Laborleiter Büchler.