7. Dezember 2017 | Magazin:

Hortus conclusus: Ein Gemeinschaftsgarten im Magniviertel Studentischer Architektur-Wettbewerb zu Pocket Parks entschieden

Sie sind kleine Oasen in der Stadt, machen Baulücken, Hinterhöfe und Restflächen zu Naherholungsgebieten vor der Haustür: so genannte Pocket Parks. Auch in der Braunschweiger Innenstadt könnten die Mini-Parks für mehr Grün sorgen. Wie, das zeigen Entwürfe von Studierenden des Instituts für Landschaftsarchitektur, die jetzt bei einem Wettbewerb der Stadt Braunschweig und der Richard-Borek-Stiftung ausgezeichnet wurden.

Preisträgerinnen und Preisträger mit Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer. Rechts im Bild der Gewinner des Wettbewerbs Dominik Keul. Foto: Anika Neubauer/TU Braunschweig

Auf Anregung des Baudezernats der Stadt Braunschweig hatten 25 Architektur-Studierende im Innenstadtbereich der Okerstadt kleine, bisher wenig attraktive Brachflächen untersucht und Gestaltungskonzepte entwickelt, die die Quartiere lebendiger machen. Die Ideen für die „Small Spaces“ reichen von konservierten Biosphären, großzügigen Freitreppen zum Okerufer, kommunikativen Treffpunkten mit „Great Pee“ bis zum „Hortus conclusus“, dem Sieger-Entwurf von Dominik Keul.

Rückzugsraum Garten

Der Master-Student setzt sich mit dem Hinterhof eines Gebäudeensembles im Magniviertel auseinander, der bisher hauptsächlich als Parkfläche für Anwohner genutzt wird. Inspiriert vom klassischen Gartenmotiv des Hortus conclusus, soll dort ein Gemeinschaftsgarten geschaffen werden. „In dem umschlossenen Garten sollen sich Anwohner zurückziehen können, aber auch Passanten angezogen werden“, erklärt Dominik Keul.

So könnte er aussehen: der Gemeinschaftsgarten im Hinterhof des Magniviertels. Entwurf: Dominik Keul

Der Garten besteht aus kleinen Parzellen zum Anbau von Gemüse und Wildpflanzen. Und auch Wildtiere finden in diesem Entwurf ihren Platz zum Nisten und Brüten. „Der Garten soll mehr Verständnis für die Natur wecken“, beschreibt der 25-Jährige seinen Entwurf, den er als Ort der Kontemplation sieht, also ein Ort des inneren Rückzugs. Verstärkt wird dieser Ansatz durch eine zusammenhängende Wand, die wie ein Passepartout das Grundstück einrahmt.

Mit dieser Idee überzeugte Dominik Keul die zehnköpfige Jury, darunter Jan Pingel von der TU Braunschweig, Professor Hinnerk Wehberg aus Hamburg, Professorin Anna Lundquist von der BTU Cottbus und Professorin Inga Hahn von der Hochschule Erfurt sowie Braunschweigs Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer.

Freitreppe und Great Pee

Neben Dominik Keul wurden die Entwürfe von Johannes Dimiropoulos  und Nina Prochowski ausgezeichnet. Beide kamen auf den dritten Platz. Das Entwurfsgrundstück von Johannes Dimiropoulos  grenzt südwestlich direkt an den Löwenwall mit Freitreppe und Wallterrassen sowie dem großen Platz zwischen der Kurt-Schumacher-Straße und der Okerbrücke. Sein Vorschlag heißt „Treppe+“: Eine großzügige Freitreppe mit Sitz- und Liegestufen, Terrassen und bespielten Elementen schafft einen barrierefreien, öffentlichen Zugang zur Oker.

Nina Prochowskis „Great Pee“ bezieht sich auf die am südwestlichen Stadteingang an der Ecke Süd-/Güldenstraße gelegenen, derzeit als Parkplatz genutzte Fläche. Hier könnten Stadtmöbel, die sowohl Sitzangebote als auch Fahrradabstellmöglichkeiten bieten, aufgestellt werden. Als Blickfang und Anziehungspunkt des Platzes plant die Studentin ein öffentliches Urinal – das “Great Pee” – mit großem Schriftzug aus Neonlicht. Nach außen werden die Spiegelwände des Urinals zum Reflektor des umgebenden Nachtlebens.

Mahnmal für zukünftige Generationen

Das „Konservat der Biosphäre I“ von Janek Meyer erhielt einen Sonderpreis. Der Entwurf zielt darauf, das natürliche Wachstum und den Zerfall des ökologischen Zyklus der Biosphäre auszustellen. Ein von einer übergroßen Phiole abgekapseltes Grünsystem soll Schaubild dieses Prozesses und Mahnmal für zukünftige Generationen sein.

Die besten Arbeiten sollen demnächst in der Stadt ausgestellt werden. Außerdem werden sie in der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses präsentiert. Ob die Entwürfe umgesetzt werden, hängt davon ab, ob sich Mehrheiten in der Politik dafür finden. Die Stadt Braunschweig strebt jedenfalls die Realisierung eines Projektvorschlags an.