11. März 2019 | Magazin:

Glück kann man lernen Vortrag zum Weltglückstag am 20. März an der TU Braunschweig

Was ist Glück? Was haben wir davon, glücklich zu sein? Und wie kann man das lernen? Antworten auf diese Fragen gibt Tobias Rahm vom Institut für Pädagogische Psychologie der Technischen Universität Braunschweig in seinem Vortrag am 20. März, dem Weltglückstag, ab 18 Uhr im Hörsaal BI 84.1 am Campus Nord. Der Vortrag bietet einen Einstieg in die Wissenschaft der Positiven Psychologie und gibt Anregungen, wie das persönliche Glücksempfinden verbessert werden kann. Mit seinem Glückstraining konnte Tobias Rahm bereits zeigen, dass man Glücklichsein tatsächlich lernen kann. Wie das geht und was ihn persönlich glücklich macht, hat er uns in einem Gespräch erzählt.

Seit 2013 wird jedes Jahr am 20. März der von den Vereinten Nationen ausgerufene Weltglückstag begangen. Was war der Auslöser, diesen Tag ins Leben zu rufen?

Das ist auf das Betreiben des Königreichs Butan passiert, das schon seit den 1970er Jahren das Bruttonationalglück als zweite wichtige Säule neben dem Bruttosozialprodukt etabliert hat. Für den Staat ist das Wohlbefinden der Einwohner von größter Bedeutung. Eine Art Glücksministerium sorgt sich darum, zum Beispiel die unberührte Natur zu schützen.

Wäre ein Glücksministerium auch etwas für Deutschland?

Wir haben tatsächlich ein Glücksministerium in Deutschland. Die Kommunikationsdesignerin und selbst ernannte Glücksministerin Gina Schöler hat das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ 2013 im Rahmen ihrer Abschlussarbeit im Masterstudiengang Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim ins Leben gerufen. Man könnte schon sagen, dass Gesetze, Initiativen und politische Prozesse etwas stärker vor dem Hintergrund des Wohlbefindens für die Menschen, die den Regierungsauftrag vergeben haben, gedacht werden sollten.

Tobias Rahm forscht am Institut für Pädagogische Psychologie zum Thema Glück. Bildnachweis: Markus Hörster/TU Braunschweig

Tobias Rahm forscht am Institut für Pädagogische Psychologie zum Thema Glück. Bildnachweis: Markus Hörster/TU Braunschweig

Was ist Glück überhaupt?

In der Wissenschaft gibt es unterschiedliche Konzepte von Glück. Eine gute allgemeingültige Definition ist es, Glück als subjektives Wohlbefinden zu sehen. Menschen mit hohem subjektiven Wohlbefinden haben häufig positive Emotionen, selten negative Emotionen und eine hohe Lebenszufriedenheit. Wenn ich in Vorträgen frage, was für die Menschen Glück ist, kommen die unterschiedlichsten Antworten: Gesundheit, Zufriedenheit, Freude, Familie, Erfolg, Anerkennung oder auch schönes Wetter. All das ist in dieser Fülle nicht messbar. Das Konstrukt des subjektiven Wohlbefindens kann Glück jedoch messbar machen. Wir können die Häufigkeit bestimmter Emotionen und die Lebenszufriedenheit mit Fragebögen ermitteln.

Wo liegen die Wurzeln der Glücksforschung?

Es gibt ganz viele Wurzeln. Schon Aristoteles sagte: „Glück ist das einzige Gut, das wegen seiner Selbst Willen angestrebt wird“.  Auch in den Religionen geht es um das Glück und Glückseligkeit. Biblische Botschaften wie „Liebe deinen Nächsten“ fördern ja das Glück. Und auch in der humanistischen Psychologie wurde der Mensch weiter in den Vordergrund gerückt. Als der US-Psychologe Martin Seligman 1998 zum Präsidenten der American Psychological Association (APA) gewählt wurde, der größten Psychologen-Vereinigung der Welt, hat er die Präsidentschaft dazu genutzt, die Positive Psychologie auszurufen. Diese Strömung der Psychologie beschäftigt sich mit positiven Aspekten des Lebens wie eben das Glück. In der positiven Psychologie wird der Ansatz verfolgt, Menschen, denen es eigentlich gut geht, ein noch besseres und glücklicheres Leben zu ermöglichen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Glückstraining zu entwickeln und warum haben Sie sich in Ihrer ersten Studie Lehrer als Zielgruppe ausgesucht?

Wir wissen, dass es um die Lehrergesundheit nicht besonders gut bestellt ist. Das Erschöpfungssyndrom ist unter Lehrern weiter verbreitet, als in anderen Berufen. Dementsprechend ist es wichtig, für die Prävention etwas zu tun. Bislang wurde und wird noch viel mit Stress- und Zeitmanagement gearbeitet. Damit kommt man allerdings weniger an die Wurzel des Problems heran. Wir sagen: Menschen, die ein hohes Wohlbefinden haben, sind bessere Lehrkräfte.

Jetzt arbeiten Sie gerade an einer neuen Studie. Was ist diesmal anders?

Wir starten jetzt gerade mit der neuen Online-Befragung und freuen uns über neue Teilnehmende. Wir wollen genauer herausfinden, welche Faktoren zu Wohlbefinden führen. Dafür haben wir einige neue Fragen entwickelt. Unser Ziel ist es, die Erfolgsfaktoren des Glückstrainings besser erklären zu können. Die Befragung ist für alle offen.

Kann man sich zu Ihren Glücks-Trainings anmelden?

Ich hätte da noch viele Ideen, die ich gerne ausprobieren würde, aktuell muss ich mich hier an der Uni aber in erster Linie um den Abschluss meines Promotionsprojektes kümmern. Wir haben auf unserer Seite einen Newsletter, wo man informiert wird, wenn wir wieder offene Glückstrainings anbieten und nebenberuflich bin ich als Trainer oder Redner buchbar.

Sie schätzen sehr die „Drei Gute Dinge Übung“. Was hat es damit auf sich?

Diese Übung wird in vielen Onlinestudien verwendet – mit teils unglaublichen Erfolgen. Man schreibt eine Woche lang jeden Abend drei Dinge auf, die am Tag gut waren. Und außerdem notiert man, was man selbst dazu beigetragen hat, dass man diese schönen Dinge erleben durfte. Das können auch die kleinen Momente im Leben sein. In verschiedenen Studien hat man zeigen können, dass es Menschen, die diese Übung gemacht haben, noch ein halbes Jahr später ein deutlich besseres Wohlbefinden haben, als die entsprechende Vergleichsgruppe.  Und die Übung macht auch noch Spaß! Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis zur Verbesserung der Lebensqualität bekommen Sie sonst nirgendwo. Die Übung zielt also darauf ab, schöne Dinge in der Welt besser wahrzunehmen. Eigentlich gibt es auch viel mehr schöne Dinge als schlechte. Wir reagieren nur auf schlechte Dinge erst einmal automatisch stärker. Blickt man auf die letzten 100 Jahre zurück, sehen wir trotz aller Probleme und Kriege insgesamt eine sehr positive Entwicklung. Das Übungsheft bietet wir auf unserer Webseite zum Download an.

"Ich werde immer glücklich, wenn ich Eichhörnchen beobachte", sagt Glücksforscher Tobias Rahm. Diese Exemplare auf der Fensterbank in seinem Büro, hat er von Besuchern seiner Vorträge geschenkt bekommen. Bildnachweis: Tobias Rahm/TU Braunschweig

„Ich werde immer glücklich, wenn ich Eichhörnchen beobachte“, sagt Glücksforscher Tobias Rahm. Diese Exemplare auf der Fensterbank in seinem Büro, hat er von Besuchern seiner Vorträge geschenkt bekommen. Bildnachweis: Tobias Rahm/TU Braunschweig

Vortrag am Weltglückstag (20. März, 18 Uhr, im Hörsaal BI 84.1 am Campus Nord)

Was erwartet die Zuhörerinnen und Zuhörer Ihres Vortrags?

Sie werden erfahren, was wir in der Wissenschaft unter Glück verstehen und was wir davon haben, glücklich zu sein. Zwischendurch sollen sich die Besucher auch untereinander austauschen. Es gibt eine Menge Anregungen, was man im Denken, Erleben und Verhalten verändern kann, um die Prioritäten im Leben noch einmal richtiger zu setzen und zu verstehen, dass es total sinnvoll ist, sich um sein eigenes Wohlbefinden zu kümmern.

Was sind Faktoren, die Sie persönlich glücklich machen?

Jeder Mensch schöpft sein Glück aus anderen Quellen. Sich über seine eigenen Glücksquellen bewusst zu werden, hilft dabei, die glücklichen Dinge im Leben intensiver und häufiger zu erleben. Ich freue mich natürlich, wenn ich Erfolge in der Arbeit habe und wenn Menschen mein Thema interessiert und meine Vorträge besuchen. Das generiert positive Emotionen und hilft dabei, das Selbstbewusstsein zu stärken. Und dann habe ich in meiner Familie mit meinen drei Kindern Glücksquellen. Auch wenn das Familienleben manchmal anstrengend ist, ist es für mich ein großes Glück zu sehen, wie wunderbar sich die Kinder entwickeln. Und ich werde immer glücklich, wenn ich Eichhörnchen beobachte.