16. April 2020 | Magazin:

Gas geben für den Fahrradverkehr Fahrradentwicklungsplan für nachhaltige Mobilität

Aufs Rad und los. Ankommen und dann das Fahrrad möglichst in der Nähe der Lehrveranstaltung oder des Büros abstellen. In weniger als 30 Minuten ist die Technische Universität Braunschweig von allen Stadtteilen aus erreichbar. Damit Fahrradfahren noch attraktiver wird und noch mehr Studierende und Beschäftigte aufs Fahrrad umsteigen, setzt die Carolo-Wilhelmina zur Förderung der nachhaltigen Mobilität bis 2024 ein Fahrradentwicklungsplan um. Im ersten Schritt werden im jetzigen Sommersemester dort, wo die Auslastung am höchsten ist, mehr Fahrradständer aufgestellt und defekte ausgetauscht. Außerdem werden Fahrräder, die nicht mehr funktionstüchtig sind und Fahrradständer blockieren, entfernt.

Auf dem gesamten Campus werden in diesem Sommer 887 neue Anlehnbügel aufgestellt. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Damit das Fahrradfahren zur Vorlesung oder ins Institut noch attraktiver wird, setzt die TU Braunschweig jetzt einen dreistufigen Fahrradentwicklungsplan um. Für die Konzept- und Maßnahmenentwicklung ist die Verkehrsplanerin Doris Gambe im Geschäftsbereich Gebäudemanagement gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern des AStA, des Gebäudemanagements, des Instituts für Verkehr und Stadtbauwesen, des Personalrats, dem Sandkasten und der Stadt Braunschweig zuständig.

Um die Fahrräder sicher anzulehnen und optimal zu sichern, sieht die erste Stufe die Verbesserungen der Fahrradabstellanlagen vor. Aufgestellt werden Fahrradständer mit Anlehnbügel, der sogenannte Bochumer Bügel, der bereits bei über 2.000 von insgesamt 3.350 Fahrradständern verwendet wird und für ein einheitliches Erscheinungsbild an der Carolo-Wilhelmina sorgt.

Drei-Stufen-Plan

Der Fahrradentwicklungsplan, der vom Präsidium bewilligt wurde, kostet in der ersten Stufe rund 550.000 Euro. 40 % der Summe wurde erfolgreich bei der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums eingeworben. 60 % steuert die TU Braunschweig aus eigenen Mitteln bei. „Die Vorarbeit ist geleistet. Jetzt geht es an die Ausschreibung,“ fasst Doris Gambe den Planungsstand zusammen. Für die Umsetzung sind die Sommermonate Mai bis September vorgesehen. Die weiteren Schritte erfolgen in den Jahren bis 2024.

Schnelle Abhilfe, wo die Auslastung am größten ist

„In der ersten Stufe setzen wir Maßnahmen um, die eine schnelle Entlastung bringen und die verhältnismäßig einfach und kostengünstig umgesetzt werden können“, erläutert Doris Gambe die Prioritäten. Insgesamt werden 325 Einzelständer und 281 Doppelständer für insgesamt 887 Fahrräder aufgestellt. Der einbetonierte Bochumer Bügel kostet pro Stück inklusive Erdarbeiten je nach Oberfläche des Standorts zwischen 550 und 650 Euro. Damit die Fahrradständer dort aufgestellt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden, wurde bereits 2019 Bestand und Auslastung dokumentiert. Doris Gambe war mit den zwei studentischen Hilfskräften Maike Hachmeister und Isabella Breeck mindestens an vier unterschiedlichen Wochentagen je Campusbereich  unterwegs, um die Auslastung zu analysieren und Standorte zu identifizieren, an denen es bislang keine Infrastruktur gibt, aber dringend benötigt wird.

Das Team hat den größten Handlungsbedarf am Campus Ost, rund um den Langen Kamp, festgestellt. Hier ist die vorhandene Infrastruktur bei weitem nicht ausreichend. Aber auch in anderen Campusbereichen werden bestehende Anlagen erweitert oder kleinere Einheiten neu gebaut. Vor dem Gauß-IT-Zentrum an der Hans-Sommer-Straße werden zum Beispiel die veralteten Fahrradständer ausgewechselt und zwischen Schleinitzstraße und Okerufer neue Abstellanlagen aufgestellt. Dort, wo zurzeit keine feste Installation möglich ist, kommen vorerst mobile Fahrradständer zum Einsatz, zum Beispiel im Bereich des gerade im Bau befindlichen Studierendenhauses und am Tentomax.

Erneuert werden in der ersten Stufe auch zwei Wetterschutzanlagen. Die defekten und in die Jahre gekommenen Anlagen in der Beethovenstraße/Mendelssohnstraße und am Grotrian werden ersetzt. Der weitere Ausbau von Wetterschutz ist in der Stufe zwei geplant. Außerdem werden dann weitere Fahrradanlagen an den Standorten mit nicht ganz so starker Auslastung aufgestellt sowie Anlagen, die nicht mehr dem Standard entsprechen, ausgetauscht. „In der dritten Stufe sollen Abstellanlagen verschönert und funktionaler gestaltet werden und vieles mehr, was nice to have ist“, verrät Gambe.

Defekte Fahrräder werden entfernt

Ab dem 20. April wird aufgeräumt. Fahruntüchtige Fahrräder werden markiert und nach vier Wochen entfernt. Bildnachweis: Markus Hörster/TU Braunschweig

Los geht es bereits vom 20. April bis 15. Mai 2020 mit einer Aufräumaktion: nicht fahrtüchtige Fahrräder, sogenannte „Fahrradleichen“, die schätzungsweise 100 Fahrradständer blockieren, werden entfernt. Zukünftig werden jeweils zwei Wochen vor Semesterbeginn nicht mehr fahrtüchtige Räder mit einem Zettel markiert. Besitzerinnen und Besitzer haben dann vier Wochen Zeit, ihr Fahrrad zu entfernen. Danach wird das Fahrrad von den Hausmeistern entsorgt. „Wir entsorgen wirklich nur die Fahrräder, die nicht mehr genutzt werden können, weil der Sattel oder Räder fehlen oder die platt sind“, führt Doris Gambe aus. Alle Fahrräder wandern nicht gleich in den Müll, sondern werden eingelagert und in einer Datenbank erfasst. Hier werden falls vorhanden Rahmennummer, Marke, Farbe, Zustand und Schloss plus Foto dokumentiert und mit den Daten der Polizei abgeglichen. Drei weitere Monate haben dann die Besitzerinnen und Besitzer Zeit, sich unter entsorgung@tu-braunschweig.de oder telefonisch zu melden.

Wie gehts weiter auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität

Bikesharing, Dienstfahrräder, Radwegegestaltung, PKW- und Parkplatzkonzept sind weitere Schritte auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität der TU Braunschweig. Im Sommersemester sollen weitere Maßnahmen verabschiedet und zeitnah umgesetzt werden, mit der sich die Carolo-Wilhelmina der gesellschaftlichen Verantwortung stellt.