Landeeinheit „Philae“ wieder aufgewacht Mission bis September 2016 verlängert – Zweite Komentlandung möglich
Die Freude war groß beim Rosetta-Team um Prof. Karl-Heinz Glaßmeier vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik, als es am 14. Juni 2015 gegen 13:00 Uhr die Nachricht vom Wiedererwachen des Kometenlanders „Philae“ erhielt. Fast sieben Monate hatte er sich auf Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko damit Zeit gelassen, ein Signal in Richtung Erde zu senden. Den Braunschweiger Astrophysikern steht nun eine intensive Zeit mit wichtigen Magnetometer-Experimenten bevor. Am Ende der Mission, die bis zum September 2016 verlängert wurde, könnte eine große Überraschung stehen.
Außnahmsweise hatte sich das Rosetta-Team um Prof. Karl-Heinz Glaßmeier und Dr. Hans-Ulrich Auster einen weitestgehend Kometen-freien Sonntag vorgenommen. Doch die Rechnung hatten sie ohne die Landeeinheit „Philae“ gemacht. „Teile unseres Teams kehrten gerade von einem Treffen aller Missionswissenschaftler zurück oder waren noch auf dem Weg, als uns die ESA die freudige Nachricht mitteilte“, erklärt Prof. Glaßmeier. Aktuell analysieren die Expertinnen und Experten des Instituts für Geophysik und extraterrestrische Physik der TU Braunschweig fast rund um die Uhr unzählige Messdaten ihrer Instrumente für die Weltraummission. Sie betreiben je ein Magnetometer auf der Weltraumsonde und der Landeeinheit und liefern seit der Kometenlandung wichtige Ergebnisse, die weit über die ursprünglichen Experimente hinausgehen.
Mit dem Wiedererwachen der Landeeinheit „Philiae“ warten nun auch neue Experimente auf das Braunschweiger Forschungs-Team. Wie die ESA-Missionsleitung mitteilte, werden vor allem die nicht-mechanischen und energieeffizienten Experimente als erste wieder zum Einsatz kommen. Dazu zählt auch das ROMAP-Magenetometer, das Dr. Hans-Ulrich Auster vom IGEP verantwortet. „Die Verbindungen mit dem Lander sind noch zu unstetig, als das wir schon wieder Messen könnten. Aktuell kommt es darauf an, eine stabile Verbindung herzustellen. Dafür wird Rosetta, die wie eine Art Relais-Funkstation für Philae arbeitet, bis zum 30. Juni auf 180 Kilometer an Chury herangebracht“, erläutert Auster. Ganz ungefährlich sei dieses Unterfangen nicht, ergänzt Prof. Glaßmeier: „Je näher Tschuri der Sonne kommt, desto aktiver wird er und gast zunehmen Staub und Gestein aus. Eine gefährliche Situation für Rosetta.“
Was für die Sonde gefährlich werden kann, könnte für das Rosetta-Team des IGEP zu einem der wissenschaftlichen Höhepunkte der Mission werden: Denn gerade die direkte Wechselwirkung des magnetisierten Sonnenwindplasmas mit dem Kometenkern und dadurch bedingte kosmische Verwitterungsprozesse konnten bisher nur theoretisch erdacht, nun aber erstmals experimentell nachvollzogen werden. „Wer weiß, nachdem wir schon als ‚Pfadfinder‘ bei der ungplanten Landung mit unseren Daten geholfen haben, könnten wir uns nun einen Namen als ‚Weltraummeteorologen‘ machen“, scherzt Glaßmeier. Für das Rosetta-Team steht eines schon jetzt fest: eine weitere spannende Phase der Mission liegt noch vor den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Verlängert wurde die Weltraummission, in der auf faszinierende Weise vieles anders, aber doch zur Zufriedenheit der Verantwortlichen abläuft, bereits bis in den September 2016 und möglicherweise mit einem spannenden Ende. „Eine Szenario könnte sein, Rosetta ebenfalls auf ‚Tschuri‘ zu landen und damit einmalige Messungen, auch für unsere Magnetometer, zu ermöglichen“, erklärt Prof. Glaßmeier abschließend.