Falschmeldungen in Zeiten von Corona Was tun gegen Fake News im Netz?
Im Leben der Menschen auf der ganzen Welt, aber auch in den Medien ist sie derzeit überall präsent: die Corona-Krise. Während Nachrichtenmedien und Institutionen oft seriöse Informationen liefern, ist Covid-19 für andere ein willkommener Anlass, Falschmeldungen in Umlauf zu bringen. Die sozialen Medien sind in diesen Tagen voll von fragwürdigen Informationen. Die Bandbreite ist groß: von Satire über manipulierte Fotos, die vorgeben, dass sich nun im leeren Venedig die Krokodile in den Kanälen tummeln, bis hin zu Videos, in denen Corona-Leugnerinnen und -Leugner die Pandemie versuchen herunterzuspielen. Wie sollen Mediennutzerinnen und Mediennutzer mit dieser Informationsflut im Netz umgehen? Wir haben darüber mit Professorin Monika Taddicken vom Institut für Sozialwissenschaften der TU Braunschweig gesprochen.
„Wir unterscheiden zwei Arten von Falschmeldungen: solche, die unbeabsichtigt in Umlauf gebracht werden und solche, die absichtlich, also mit einer bestimmten Intention, verbreitet werden“, erklärt die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin, die sich unter anderem in Bezug auf den Klimawandel mit dem Phänomen „Fake News“ beschäftigt hat. Es gebe zum einen Falschmeldungen, die von Akteurinnen und Akteuren mit politischen und wirtschaftlichen Absichten verbreitet werden. Auf der anderen Seite kann es auch passieren, dass Informationen einfach falsch interpretiert und dann unabsichtlich zu einer Falschinformation werden.
Warum werden Falschinformationen verbreitet?
„Im Falle von Falschinformationen in der Corona-Krise liegt die Vermutung nahe, dass die Verbreiter von Fake News versuchen, ihre eigene Haltung weiterzuverbreiten. Ich denke – und hoffe – dass es nicht die Intention ist, anderen Menschen gesundheitlich zu schaden“, so Taddicken. Dabei waren bereits einige gefährliche Informationen im Umlauf. So machte im Netz der Hinweis die Runde, dass es als Selbsttest ausreiche, für zehn Sekunden die Luft anzuhalten. Wer das schaffe, sei nicht mit Covid-19 infiziert. Natürlich handelt es sich dabei um eine Falschinformationen, da dies zum einen kein Anzeichen dafür ist, dass man nicht mit Corona infiziert ist. Zum anderen kann es auch ganz andere medizinische Ursachen haben, wenn jemand nicht in der Lage ist, für zehn Sekunden die Luft anzuhalten.
Dass über Corona viele Falschinformationen verbreitet werden, habe viel mit der Unsicherheit auf allen Seiten zu tun, sagt Prof. Monika Taddicken. Ob Politik, Wissenschaft oder Bürgerinnen und Bürger: Alle seien damit beschäftigt, diese Unsicherheit zu bewältigen. Besonders groß sei das Problem in den sozialen Medien. „Es ist ratsam, Informationen, die einem dort begegnen, bei vertrauenswürdigen und etablierten Medien zu überprüfen“, empfiehlt sie. Die Verantwortung liegt hier bei den Nutzerinnen und Nutzern. Wenn sie Meldungen zu Covid-19 über ihre Kanäle teilen, sollten sie sie vorher sorgfältig prüfen und nicht unreflektiert weiterverbreiten.
Wichtig: Informationen prüfen und Ruhe bewahren!
Neben den etablierten Medien empfiehlt Professorin Taddicken auch die Webseite des Robert Koch Instituts (RKI) als gute Anlaufstelle, um an aktuelle Informationen zur Pandemie zu kommen. Große Social Media-Plattformen wie Facebook, Twitter und YouTube halten an prominenter Stelle ebenfalls leicht zugängliche und verifizierte Informationen über das Virus und den Umgang damit bereit. „Generell sollte man sich disziplinieren und nicht rund um die Uhr schauen, was es Neues gibt. In diesen Zeiten ist es wichtig, Ruhe zu bewahren“, betont Taddicken.
Die Corona-Krise sieht die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin auch als Chance für die etablierten Medien, Vertrauen zurückzugewinnen. In den vergangenen Jahren entbrannte eine Debatte über die „Lügenpresse“-Vorwürfe von Teilen der Bevölkerung, die vor allem gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk geäußert wurden. „Die Pandemie zeigt, dass wir für unsere Demokratie guten Journalismus brauchen, der den Auftrag der Information und Aufklärung wahrnimmt. Und sie zeigt auch, dass Wissenschaftsjournalismus eine sehr hohe Bedeutung hat. Hier haben die Medienunternehmen in den letzten Jahren zu stark eingespart.“