26. August 2019 | Magazin:

Exkursion mit Aussicht Logbuch TransTiP – Teil 3: Unterwegs zum Hailuogou-Gletscher

Gletscher, Staudämme und eine atemberaubende Aussicht! Bevor es nach Tibet geht, begeben sich Dr. Nicole Börner, Kim J. Krahn und Alexandra Müller vom Institut für Geosysteme und Bioindikation auf Exkursion zum Gongga-Gebirge und zum 2.000 Jahre alten Dujiangyan-Bewässerungssystem. Und das Braunschweiger Team des internationalen DFG-Graduiertenkollegs TransTiP kann aufatmen: Endlich sind ihre Einreisegenehmigungen eingetroffen.

Der Hailuogou-Gletscher im Gongga-Gebirge gehört zu den sogenannten „depris-covered glaciers“, die sich durch eine mit Geröll bedeckte Gletscherzunge auszeichnen. Die dicke Eisschicht im Untergrund ist nur anhand der Gletscherspalten (links unten) zu erahnen. Bildnachweis: Kim J. Krahn/TU Braunschweig

„Am vergangenen Montag ging es endlich auf Exkursion in Richtung Westen zum Hailuogou-Gletscher im Gongga-Gebirge. Untergekommen sind wir in Moxi, einem kleinen, mit wunderschönen Holzfassaden gestalteten Dorf mitten in den Bergen. Mit der Seilbahn fuhren wir am nächsten Tag hinauf auf eine Höhe von 3.400 Metern. Oben angekommen, eröffnete sich uns ein atemberaubendes Panorama. Der Anblick des Gletschers war beeindruckend und traurig zugleich, denn durch die Erderwärmung wird es in den nächsten Jahren zum deutlichen Abschmelzen kommen. Prof. Tobias Bolch von der St. Andrews University in Schottland erklärte anschaulich, wie sich diese besondere Form des Gletschers entwickelt, bei der die gesamte Gletscherzunge von Geröll bedeckt und erst auf den zweiten Blick als solche erkennbar ist. In der nahegelegenen Observationsstation wurden im Anschluss noch die verschiedenen meteorologischen Messgeräte zur Beobachtung der Gletschergebiets vorgestellt.

Prof. Tobias Bolch von der St. Andrews University in Schottland erklärt direkt am Gletscher dessen Entwicklung und die Auswirkungen des Klimawandels, die sich insbesondere dadurch zeigen, dass sich die Gletscherzunge schon fast vollständig von Gletscher getrennt hat. Sie wird in den nächsten Jahren vollkommen abschmelzen, da sie nicht mehr vom Gletscher „gefüttert“ wird. Bildnachweis: Dr. Nicole Börner/TU Braunschweig

Der nächste Stopp auf unserer Exkursion war Dujiangyan und dessen über 2000 Jahre altes Bewässerungssystem. Besonders bemerkenswert ist, dass durch verschiedenste Kanalanlagen die Durchflussmenge des Minjiang-Flusses je nach Regen- oder Trockenzeit reguliert werden konnte. Früher war das Gebiet häufig von unkontrollierten Überflutungen bedroht. Mit der Entwicklung des Bewässerungssystems konnte die Wasserzufuhr reguliert und die Agrarflächen in der Chengdu-Ebene verlässlich mit Wasser versorgt werden.

Das Bewässerungssystem in Dujiangyan zeigt den beindruckenden Erfindungsreichtum der Menschen bereits 256 vor Christus. Sie kontrollierten durch diese technische Meisterleistung sowohl Überflutungen als auch Dürren, wodurch die Chengdu-Ebene zu einer der reichsten Regionen Chinas, dem „land of abundance“, wurde. Bildnachweis: Dr. Nicole Börner/TU Braunschweig

Die Permits sind da – auf nach Tibet!

Nach langem Zittern haben wir eine Woche vor Abflug nach Lhasa endlich unsere Einreisegenehmigungen (Permits) für Tibet bekommen. Die Zusage hierfür bekommt man maximal zehn Tage vor Beginn der Reise, oft aber nur wenige Stunden vorher. Unser Equipment hat es auch durch den Zoll in Peking geschafft und wird nun über Land bis aufs Plateau gefahren. Jetzt heißt es Daumen drücken, dass alles heil und ohne Komplikationen ankommt, damit wir mit unseren Feldarbeiten beginnen können.

Heute geht unser Flieger nach Lhasa, wo wir fünf Tage bleiben werden, um das Institute of Tibetan Plateau Research (ITP) zu besuchen, das Equipment zu überprüfen und natürlich, um uns an die Höhe zu gewöhnen, denn Lhasa liegt 3.600 Meter hoch. Um den Anzeichen der Höhenkrankheit vorzubeugen, heißt es also viel Wasser trinken und alles etwas langsamer angehen lassen.

Nächste Woche melden wir uns zurück mit einem Logbuch-Eintrag zu unseren ersten Tagen in Tibet.“

Text: Dr. Nicole Börner, Kim J. Krahn, Alexandra Müller