Ein Recht auf Stadt für Tiere Aktionswoche des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt
Dass Wildbienen schützenswert sind, ist mittlerweile vielen bekannt. Aber was ist mit Enten, Tauben und Fledermäusen? Trotz zahlreicher Initiativen werden Tiere immer mehr aus der Stadt verdrängt. Mit der Aktion „Stadttiere“ möchten vier Architekturstudierende der Technischen Universität Braunschweig etwas ändern. Nicht durch ein weiteres Insektenhotel oder einen neuen Brutplatz für Mauersegler, sondern durch Aufklärung.
Wie sieht eine lebenswerte Stadt aus? Architekturstudierende der TU Braunschweig wollen zusammen mit den Beteiligten zukunftsfähige Lösungen finden. Ausgangspunkt ist ein Seminar am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt, in dem sich die Studierenden mit dem Recht auf Stadt beschäftigen. In diesem Fall ist es das Recht auf Stadt für Tiere. Als „Institut für örtliche Angelegenheiten“ erkundeten die Studierenden dafür in den letzten Monaten ihre Stadt mit neuen Perspektiven und bauten Kontakte zu Bürgerinitiativen auf. In einer Aktionswoche vom 28. Juli bis zum 1. August 2020 brachten die Studierenden ihre Denkanstöße zurück in die Stadt.
„Tiere können nicht für sich selbst sprechen. Und deshalb ist es so wichtig, dass wir als Menschen unsere Stimme für sie erheben und uns für sie einsetzen.“ Mit den Worten der Aktivistin Gillian Anderson beginnen die Flyer, die die Studierenden in Braunschweig verteilen. Die Frontseiten der Flugblätter zeigen Tiere zwischen Ziegeln und Waschbeton. Die Rückseite erklärt in wenigen Worten, warum Stadttiere bedroht sind und was man dagegen tun kann. Beim Verteilen versuchen die Studierenden immer wieder mit den Passanten ins Gespräch zu kommen, Denkanstöße zu geben. Sie wollen nicht die Tiere bevormunden, sondern mit einfachen Fakten offenlegen, wo das Problem liegt.
Erst Haustiere, dann „Ratten der Lüfte“
Auf welchem schmalen Grat sich die Stadttiere bewegen, zeigt der menschliche Umgang mit den Stadttauben. Nach Jahrtausenden gemeinsamer Kulturgeschichte, werden die Vögel heute eher als Schädlinge aufgefasst. Der Gedanke eines Nebeneinanders als Stadtbewohnende wirkt fremd, gerade im Vergleich zu den menschlichen Problemen sozialer Brennpunkte. Doch genau dort setzen die Studierenden an, dem Problembewusstsein.
„Es gibt viele bekannte Möglichkeiten, den Tieren der Stadt zu helfen. Dennoch geht der Bestand seit Jahren immer weiter zurück. Offenbar stoppen die Aktionen also bei der Einzelperson und der Empathie, die jede und jeder diesen Tieren entgegenbringt. Wir wollen aufklären“, erklärt Burcu Daglayan. Zusammen mit Yamen Abou Abdallah, Ellen Bertke und Sandra Frank sind es vier Architekturstudierende, die hinter der Aktion stehen.