„Doktor und Professor gar: Titel als Turbo für die Karriere?“ Hochschulquartett live im Deutschlandfunk am 25.3.2011, 19.15-20.00
Live-Diskussion in Zusammenarbeit mit dem „manager magazin“ und dem „Centrum für Hochschulentwicklung“ aus dem Funkhaus des Deutschlandradios in Berlin am Freitag, den 25. März 2011, 19.15 bis 20.00 Uhr.
Ankündigung des Deutschlandfunk.
Jeder fünfte Bundestagsabgeordnete führt ihn im Namen, genauso wie jeder zweite Vorstandsvorsitzende oder auch elf Minister im aktuellen Bundeskabinett: Der Doktortitel bringt als akademischer Titel dem Träger gesellschaftliche und soziale Anerkennung sowie attraktive und gut dotierte Arbeitsstellen. Eine Studie der Personalberatung „Kienbaum“ errechnete, dass Absolventen mit einfachem Hochschulabschluss etwa 42.000 Euro als Einstiegsgehalt erhalten – der Kollege mit Doktortitel kann als Einsteiger mit einem Jahresgehalt von durchschnittlich 50.000 bis 60.000 Euro rechnen.
Ist der Doktortitel also ein Karriereturbo? Aktuelle Statistiken scheinen dies zu belegen: Während jedes Jahr etwa 25.000 Doktoranden die Doktorwürde erreichen, streben nur einer von zehn Promovenden eine wissenschaftliche Karriere auf dem Campus an.
Doch der ursprüngliche Sinn der Doktorwürde liegt in der wissenschaftlichen Forschung: Der „Doktor“ gilt als der höchste akademische Grad. Mit der Promotion weist der Jungakademiker nach, dass er zu einer vertieften wissenschaftlichen Arbeit befähigt ist und er selbständig Forschungsarbeiten durchführen kann.
Doch das hohe „Sozialprestige“ eines Doktortitels hat in den vergangenen Jahren zu einigen Fehlentwicklungen geführt. Illegale „Promotionsberater“ und „Titelhändler“ brachten die Doktorwürde in Verruf und beschädigten den Ruf der Wissenschaft. Und Plagiate in Dissertationen tun ein Übriges.
Europaweit gelten Deutsche und Österreicher als Titel verliebt – nur in diesen beiden Ländern wird der Doktorgrad als Namensbestandteil geführt. Auch ohne Dissertation bzw. etablierte Hochschulbindung können Hochschulen Doktorgrade (im Falle von Universitäten ) oder Professorentitel(alle Hochschulen) verleihen – als „Dr. h.c.“ oder „Honorarprofessor“.
Und auch bei den regulär abgeschlossenen Promotionen sehen Bildungsexperten Missstände, da die Bestnoten vielerorts fast inflationär vergeben werden. An einer norddeutschen Universität werden beispielsweise laut ZEIT-Magazin 41% der Promotionen mit der Auszeichnung „summa cum laude“ bewertet, bei anderen liegt die Schwankungsbreite zwischen Null und ebenfalls zweistelligen Prozentzahlen.
Im Zuge dieser „Titelhuberei“ formiert sich an den Universitäten und Hochschulen Widerstand gegen die Karrieredoktoren. Wissenschaftler fürchten um den Ruf der akademischen Grade und fordern deshalb, den Doktor nicht mehr als Namensbestandteil zuzulassen. Die breite Diskussion ist eröffnet, und diese wird zunehmend mit Blick auf die internationale Titel-Handhabung geführt. Der Blick geht dabei auf den angloamerikanischen „Ph.D.“.
Über die Frage „Doktor und Professor gar: Titel als Turbo für die Karriere?“ diskutieren:
- Prof. Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes
- Prof. Jürgen Hesselbach, Präsident der TU-Braunschweig
- Dr. Jörg Dräger, Geschäftsführer des „Centrums für Hochschulentwicklung (CHE)“
- Dr. Norman Weiss, Bundesvorsitzender des Doktoranden-Netzwerks „Thesis“
Die Gesprächsleitung haben Michael Kröher (manager magazin) und Christian Floto (Deutschlandfunk).