Die Zukunft der Automobilität Professorin Ina Schaefer über ihre Arbeit im Expert*innen-Gremium der Bundesregierung
Intelligenter, sicherer, nachhaltiger. Die Anforderungen an die Automobilindustrie von Morgen sind hoch. Daher rief die Bundesregierung im November 2020 den Zukunftsfonds Automobilindustrie ins Leben. Eine Milliarde Euro stehen dafür bis 2025 zur Verfügung. Zur Beratung der Bundesregierung über die Ausgestaltung dieser Summe wurde ein Expert*innenausschuss aus Mitgliedern unterschiedlichster Bereiche der Mobilität der Zukunft aufgestellt. Das Gremium soll thematische Förderschwerpunkte ausarbeiten und dabei mittel- bis langfristige Handlungsbedarfe für die Industrie identifizieren. Im Vorsitz: Professor Jens Südekum von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und Professorin Ina Schaefer vom Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik an der TU Braunschweig.
Insbesondere die Digitalisierung und die Dekarbonisierung sind Trends, die entscheidend zur Transformation der Automobilindustrie beitragen und große Herausforderungen mit sich bringen. Der Zukunftsfonds der Automobilindustrie soll diesen Wandel der Industrie und der Zulieferer-Unternehmen nachhaltig unterstützten.
Auf dem Weg ins Morgen
„Unsere erste Sitzung hielten wir im Februar dieses Jahres ab“, berichtet Professorin Ina Schaefer. „Um die Förderempfehlungen auszuarbeiten, entwarfen wir zunächst einen Kriterienkatalog. Für uns war besonders wichtig, dass unsere Themen durch die aktuelle Förderlandschaft noch nicht abgedeckt werden, wir aber davon überzeugt sind, dass eine Förderung einen großen Unterschied machen kann. Natürlich war die Arbeit herausfordernd. Es galt viele unterschiedliche Meinungen zu berücksichtigen. Wir haben viele harte, aber zugleich immer konstruktive Debatten geführt. Unser Bericht wurde letztendlich einstimmig verabschiedet.“
Die Expert*innen identifizierten drei Förderschwerpunkte, die sie auf einem digitalen Spitzentreffen im August vor Angela Merkel und weiteren Minister*innen präsentierten: Der erste umfasst ganzheitliche Transformationskonzepte und regionale Kooperationen. Dieses Maßnahmenbündel zielt darauf ab, Menschen sowie klein- und mittelständische Unternehmen zu schulen und untereinander zu vernetzen. Der zweite Förderschwerpunkt betrifft die Digitalisierung der Automobilindustrie. Im Fokus stehen hier unter anderem Betriebssysteme und Softwareentwicklungsmethodik. Der dritte Aspekt ist auf die Transformation der Fertigungstechnik, insbesondere der Kreislaufwirtschaft, ausgerichtet.
Software im Fokus
„Durch meinen Hintergrund liegen mir persönlich die Themen Digitalisierung und Softwareentwicklung besonders am Herzen“, erzählt Professorin Schaefer. „Diese Punkte sind in Bezug auf die Zukunft der Automobilindustrie sehr wichtig, denn die Wertschöpfung verlagert sich von der Hard- zur Software. Die Menschen interessiert immer weniger, aus welchem Material die Karosserie ihres Autos gefertigt ist und immer mehr, was die Software dahinter alles kann.“ Die Möglichkeit, das eigene Fahrzeug zu konfigurieren und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, sei mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden, sagt sie. „Für ein modernes Mittelklassefahrzeug gibt es mehr Konfigurationsmöglichkeiten, als Atome im Universum.“
Die weitere Umsetzung der Förderempfehlungen und Maßnahmen erfolgt aktuell durch die Bundesregierung. Für Professorin Ina Schaefer geht es damit zurück ans Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik. „Die Arbeit im Zukunftsfonds war sehr intensiv“, rekapituliert sie. „Nichtsdestotrotz hat es sich auf jeden Fall gelohnt, denn die Arbeit war überaus interessant. Insbesondere das digitale Spitzentreffen unter Leitung von Angela Merkel bot viele spannende und inspirierende Eindrücke. Ich könnte mir schon vorstellen, in Zukunft erneut in der Politikberatung tätig zu werden. Jetzt freue ich mich allerdings erst einmal darauf, weiter Basisarbeit zu betreiben, indem ich versuche, junge Studierende darauf vorzubereiten, selbst in die Welt hinauszugehen und einen Unterschied zu machen.“