Der Wischmopp geht als Erstes auf die Strecke Generalprobe beim Carolo-Cup für automatisierte Modellfahrzeuge
Jede Menge Wischmopps, literweise Spezialreiniger, große Rollen mit dem aufgerollten Parcours, Umzugskisten mit Verkehrsschildern und jede Menge Kartons, aus denen Hindernisse und Fußgänger werden sollen: Statt am Schreibtisch am Institut für Regelungstechnik oder in der Vorlesung zu sitzen, transportieren viele fleißige Helferlein in den frühen Morgenstunden alles in die Stadthalle: Denn eine Generalprobe steht an, am Montag beginnt der Carolo-Cup.
Das Orgateam des Carolo-Cups rückt mit Transporter und Fahrzeuganhänger zur Stadthalle Braunschweig an. Vom Anhänger, in dem sonst die große autonome Schwester der kleinen Modellfahrzeuge, Leonie, transportiert wird, wandern jetzt Umzugskisten, Monitore, Laptops, Kameras, Drucker und etliche Kaffeemaschinen zum Bühneneingang. Die Schreibtische der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Regelungstechnik sind wie leer gefegt.
Damit beim Training und beim Wettkampf alles reibungslos funktioniert, wird der Aufbau zweimal komplett geprobt, denn drei verschiedene Parcours müssen exakt regelwerkgerecht aufgebaut werden.
Aber erst mal geht’s ans Saubermachen. „Der Tanzboden, auf dem der Parcours aufgeklebt ist, muss ganz sauber sein, damit die Fahrzeuge ihre Schnelligkeit ausfahren können und nicht sofort an fahrdynamischen Grenzen kommen. Liegt Staub auf der Fahrbahn, muss die Geschwindigkeit gedrosselt werden oder das Fahrzeug rutscht von der Strecke“, berichtet Jan Richelmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Regelungstechnik und Mitglied des Orgateams. Als ehemaliges Mitglied des Braunschweiger Teams CDLC kennt er den Cup auch aus Sicht der teilnehmenden Teams. Also erst einmal den Parcours ausrollen, den Wischmopp mit Spezialreiniger schwingen und trocken wedeln, bevor die Strecke noch mal genau vermessen wird und viele kleine bunte Aufkleber mit Meterangaben, Hinweisen, wo Hindernisse oder Straßenschilder stehen sollen, angebracht werden.
Die Fahrstrecke wurde am Computer maßstabsgerecht geplant und dann Rolle für Rolle im Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik aufgeklebt. „Einen Raum, in den der ganze Parcours hineinpasst, haben wir leider nicht zur Verfügung“, so Richelmann. Erst bei der Generalprobe in der Stadthalle werden die 10 mal 2 Meter langen Streifen zum großen Ganzen zusammengefügt.
Viel Handarbeit fürs automatisierte Fahren
Unterstützt wird das Aufbauteam von den Schiedsrichtern: Markus, Jan, Cornelius K., Jana, Christopher und Cornelius F. platzieren ebenfalls Kartons und Straßenschilder an die richtigen Stellen. Die Straßenschilder, übrigens selbst gebaut und zur leichteren Erkennung durch die Kameras der Fahrzeuge größer als der Maßstab, werden am Institutsdrucker gedruckt, an einem Strohhalm befestigt, sodass die Autos bei Kollisionen keinen Schaden nehmen und an einem eigens in der Werkstatt des Instituts gefertigten Kunststofffuß befestigt.
Der Basic-Cup-Parcours, 46 Meter lang, ist in vier Bereiche aufgeteilt, den jeweils ein Schiedsrichter auswertet. Der Parcours für den Master-Cup ist dann mit 10 mal 20 Metern doppelt so groß und 93 Meter lang. Für die sieben Schiedsrichter und eine Schiedsrichterin heißt es jetzt aufgepasst: Sie erhalten bei der Generalprobe auf dem Parcours eine Unterweisung in ihren Aufgaben. Sie achten in ihren Bereichen darauf, wie viele Meter die kleinen automatischen Flitzer beim Wettkampf zurücklegen und dass das Regelwerk eingehalten wird. Eingetragen wird alles händisch in einen Wertungsbogen. Unterstützt werden sie von Mannschaftsschiedsrichtern der teilnehmenden Teams, die das komplexe Regelwerk besonders gut kennen und die Wertung unterstützen.
Zum zweiten Mal als Schiedsrichterin dabei ist Jana Rehbein. „Es ist spannend zu sehen, was die Teams innerhalb eines Jahres leisten, um mit ihren Fahrzeugen beim Cup dabei zu sein.“ Bevor es für die Studentin der Informations-Systemtechnik, die als Hilfskraft am Institut beschäftigt ist, als Schiedsrichterin auf den Parcours geht, steht vorher Lernen für die erste Klausur an, die sie gleich am Morgen nach dem Cup schreibt.
Auf den Kartons und auf den Straßenschildern, die von den vielen Helferinnen und Helfern schnell auf dem Parcours platziert werden, sind kleine Aufkleber, die festlegen, wo sie aufgebaut werden sollen, aber auch wer sie aufbaut.
Geprobt wird auch der Aufbau einer Schranke und eines Buzzers, die in diesem Jahr erstmals als die Startfreigabe eingesetzt werden. Ein Zeitmesser zählt 30 Sekunden, in dieser Zeitspanne müssen die Fahrzeuge gestartet sein, denn dann geht die Schranke wieder zu. „Wir setzen diese Zeitvorgabe erstmals ein, um den Wettkampf durch die kürzeren Startzeiten zu straffen und spannender zu gestalten“, berichtet Richelmann
Ein Jahr optimale Wettkampfvorbereitung
Nicht nur die teilnehmenden studentischen Teams haben sich ein Jahr auf den Cup vorbereitet. „Lange Excel-Listen mit über 15 Aufgabenbereichen mit Hunderten von Einzelaufgaben und eine umfangreiche Personalplanung muss auch das Orgateam über das Jahr erledigen“, so Stefanie Scheffer, die seit vielen Jahren dabei ist und die Fäden bei der Organisation zusammen hält. Die heiße Phase beginnt zwei Wochen vor dem Wettkampf, dann ist das ganze Institut mit etwa 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und zehn studentischen Hilfskräften beim Carolo-Cup eingebunden. „Dies ist die größte Herausforderung“, berichtet Richelmann. „Das Tagesgeschäft mit Lehre und Forschungsprojekten muss trotzdem weiterlaufen“. So findet der Abbau noch in der Nacht statt, denn am nächsten Morgen müssen alle Monitore und Laptops wieder auf den Schreibtischen stehen – die Arbeit geht weiter.
Vorher steht noch ein intensiver Austausch mit den 17 studentischen Teams bei einem gemeinsamen Abendessen an. „Die Teams geben oft den Anstoß für neue Herausforderungen, die wir im nächsten Jahr einbauen können“, verrät Richelmann. Denn nach dem Cup ist vor dem Cup – neue Elemente müssen ausgelotet und ins Regelwerk übernommen werden.