21. Oktober 2020 | Magazin:

Begeistern aus Überzeugung Professorin Gabriele Graube und Professor Robert Hänsch über das Netzwerk AG Schule-Uni

Schülerlabore, Schnupperstudium, MINT-Fachtag: Das Netzwerk AG Schule-Uni umfasst rund 30 Angebote der Technischen Universität Braunschweig für Kinder, Jugendliche und Lehrende. Als Doppelspitze koordinieren Professorin Gabriele Graube und Professor Robert Hänsch das Netzwerk für Wissenstransfer an der Schnittstelle Schule-Uni. Im Interview erklären sie, warum sie sich engagieren und welchen Wert leuchtende Kinderaugen für eine Universität haben.

Frau Graube, Herr Hänsch, was motiviert Sie dazu, sich für den Transfer zwischen Schule und Universität einzusetzen?

Graube: Ich muss sagen, es macht mir einfach Spaß mit anderen Neues zu entdecken. Ich gestalte gerne mit und für andere. Und ich glaube auch an das, was wir tun: Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu Wissenschaft und Technik geben – Begeisterung für unsere Begeisterung wecken.

Co-Vorsitzender der AG Schule-Uni Professorin Gabriele Graube

Professorin Gabriele Graube. Bildnachweis: Sascha Kreklau

Hänsch: Das kann ich zu hundert Prozent unterschreiben. Allein wie viel Freude es macht, andere zu begeistern und das eigene Wissen zu vermitteln. Wir müssen damit raus in die Gesellschaft. Dort haben wir aktuell das Problem, das die Expertise der Wissenschaft gefragt ist und gleichzeitig Fakten geleugnet werden. Bei Kindern ist das anders. Sie nehmen die Dinge wahr, wie sie sind. Deswegen wollen wir ihnen möglichst früh zeigen, was Wissenschaft ist.

Im besten Fall sprechen wir damit unsere zukünftigen Studierenden an. Immer wieder entdecken bei den Angeboten Schülerinnen und Schüler ihre Faszination für Wissenschaft. Es zeigt, dass unsere Zeit im Netzwerk AG Schule-Uni gut investiert ist.

Graube: Zusätzlich richten wir uns an Lehramtsstudierende – querbeet durch alle Fächer. Die Lehrkräfte sollen wissen, was an einer Technischen Universität passiert und Zugang zu den MINT-Fächern geben können. Das Netzwerk zeigt den künftigen Lehrerinnen und Lehrern schon im Studium, was außerschulische Lernorte vermitteln können.

Herr Hänsch, zum Netzwerk der AG Schule-Uni gehört auch die Kinderuni. Sie haben auch schon selbst dort Vorlesungen gehalten. Wie ist es, als Professor vor Kindern zu reden?

Hänsch: Großartig! Die größte Vorlesung, die man halten kann – extrem aufregende Stunden. 800 Kinder, die alle dabei sein wollen, mitmachen, anfassen. Nach der Vorlesung stürmen die Kinder geradezu nach vorne und stellen Fragen, die zeigen, wie gut sie mitgedacht haben. Am besten ist es, wenn die Kinder nach Hause gehen und ihre Begeisterung weitertragen. Nichts hat mehr Wirkung auf Mama, Papa und Großeltern als die Euphorie der Kinder.

Frau Graube, mit der Erfinderwerkstatt gründeten Sie eines der vielen Angebote für Schülerinnen und Schüler. Erfinden Sie denn auch selbst Dinge?

Graube: Nun, ich habe ja die Erfinderwerkstatt erfunden. Als Erfinderin oder Erfinder bringt man etwas Neues in die Welt. Das muss nichts sein, was anfassbar ist, sondern kann auch ein neues Konzept sein. Oder etwas Ideelles. In der Werkstatt geben wir den Kindern eine Vorstellung, wie und was sie alles erfinden können. Ich hatte schon Kinder da, die sagten: Das ist ja gemein, dass mir noch keiner vorher gesagt hat, was man alles am Computer machen kann. Die können dann gar nicht aufhören mit Programmieren oder Designen.

Das Netzwerk AG Schule-Uni in Aktion: Professor Robert Hänsch erklärt in der Kinderuni den Unterschied zwischen Stacheln und Dornen. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Seit zehn Monaten sind Sie jetzt zusammen Vorstandsvorsitzende des Netzwerks AG Schule-Uni. Was zeichnet dieses Netzwerk aus?

Hänsch: Da muss ich eine Sache korrigieren: Wir fungieren als Doppelspitze, aber wir funktionieren als Dreifachspitze zusammen mit Dr. Saskia Frank. Und es funktioniert brillant. Wir bringen unterschiedliche Kompetenzen zusammen, ergänzen uns, übergeben uns sogar die Sätze.

Graube: Ja, die Chemie stimmt einfach – auch wenn du Biologe bist. Wir haben das auch nicht abgesteckt. Es funktioniert einfach gut. Auch deswegen, weil wir ähnliche Ziele verfolgen. Wir stärken das Netzwerk so, dass es auch hält, wenn einer von uns aufhört.

Hänsch: Und dieses Netzwerk bieten wir an. Das besteht vor allem aus Beratung und Service: Wie kann ich meine Veranstaltung bewerben? Wie finanziere ich das alles? Wie sichere ich mich ab?  Wir helfen, in die Gesellschaft zu kommunizieren. Wer das möchte, aber noch nicht weiß wie, ist bei uns an der richtigen Adresse. Auch schaffen wir Synergien mit anderen, die auch Wissenstransfer machen wollen.

Graube: Außerdem pflegen wir unsere Partnerschaften. Teil unseres Netzwerks sind neben den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der TU Braunschweig eben auch Mitglieder des Schulwesens und der Industrie. Und jeder Kontakt stärkt wiederum unser Netzwerk. So haben wir nicht nur Torsten Glaser als Leiter der Landesschulbehörde für die Region Braunschweig, sondern auch zwei Lehrer sowie das Haus der Wissenschaft und die Stabsstelle für Chancengleichheit, die den Vorstand beraten.

Hänsch: Am Ende zählen die leuchtenden Kinderaugen. Wir haben etwas installiert, das an keiner Universität fehlen darf. Etwas, das Wert hat. Diese Leistung könnte sich unsere Universität auch gerne stärker an die Brust heften.

Vielen Dank für das Interview.

Logo der Dachmarke „Check-in – Entdecke Wissenschaft!“. Bildnachweis: Burghardt & Tank GbR