Aus alter Kleidung werden Flaschen Technologietransferpreis der IHK Braunschweig für TU-Forschende und TU-Ausgründungen
Das Institut für Chemische und Thermische Verfahrenstechnik (ICTV) der TU Braunschweig und das Lüneburger Start-up RITTEC Umwelttechnik gewinnen gemeinsam den diesjährigen Technologietransferpreis der IHK Braunschweig. Sie werden für ihr ressourcenschonendes und nachhaltiges Verfahren zum Monomer-Recycling von PET-Kunststoffen ausgezeichnet. Auf Platz zwei und drei wurden mit Aeon Robotics und PhySens GmbH auch zwei Ausgründungen der TU Braunschweig prämiert.
Den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis konnte sich die RITTEC Umwelttechnik GmbH aus Lüneburg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Chemische und Thermische Verfahrenstechnik (ICTV) der TU Braunschweig für ein Verfahren zum Monomer-Recycling von PET-Kunststoffen sichern. Das patentierte Verfahren funktioniert mit PET-Flaschen, Verpackungen oder polyesterhaltigen Textilien. Zum Beispiel können aus Textilien Flaschen hergestellt werden. Den Grundstein für die Entwicklung des Verfahrens legte das BMBF-Projekt „Entwicklung einer Verwertungstechnologie für PET Altkunststoffe aus Multilayer- und anderen Abfallverbunden – revolPET“, das von 2017 bis 2020 gefördert wurde.
Industriepartner von Anfang an eingebunden
Die beiden TU-Wissenschaftler*innen Esther Brepohl und Lars Biermann gehören von Anfang zum Team um Professor Stephan Scholl, das jetzt die Früchte seiner Arbeit ernten kann. „Zudem sind aber auch sehr wertvolle Arbeiten von über 20 Studierenden und sechs Promovenden in die Entwicklung eingeflossen, die so maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben“, so Professor Stephan Scholl. Auch von Anfang an mit eingebunden waren die RITTEC Umwelttechnik GmbH aus Lüneburg und weitere Industriepartner. „Uns war es bei unserer Forschung wichtig, diese nah am Markt und mit einem tragfähigem Geschäftsmodell auszurichten“, berichtet Professor Scholl. „Unser Ziel war es, Verfahren zu entwickeln, um Stoffe recyceln zu können, die bisher noch nicht recyclingfähig sind, wie zum Beispiel Textilien mit Flammschutz oder aus verschiedenen Kunststofffasern.“
„Die TU Braunschweig ist ein Motor für Innovation nicht nur in der Region. Das wird mit diesen Auszeichnungen sehr deutlich,“ so TU-Präsidentin Angela Ittel. „Die prämierten Projekte zeichnen sich durch eine hohe Relevanz für die Gesellschaft aus, auch insbesondere im Hinblick auf das in unserer strategischen Hochschulentwicklung wichtige Querschnittsthema Nachhaltigkeit. Die inspirierende Forschung, die den ausgezeichneten marktorientierten Technologien zugrunde liegen, tragen perfekt zur Profilbildung der TU Braunschweig bei.“
Zwei TU-Ausgründungen auf den weiteren Plätzen
Das ICTV und das Unternehmen Rittec setzten sich im erstmals ausgetragenen Technologietransferpreis-Finale via Publikumsvoting gegen zwei weitere hervorragende Bewerbungen durch, beides Ausgründungen der TU Braunschweig. Der zweite Platz ging an das Projektteam um Dr. Hans-Ulrich Auster und Professor Karl-Heinz Glaßmeier vom TU-Institut für Geophysik und Extraterrestrische Physik und der Firma PhySens. Das Projekt umfasst den Transfer des Wissens um den metrologischen Prozess des rückführbaren, genauen und präzisen Messens von Magnetfeldern. Im Fokus steht, die Magnetfeldsensorik aus der Raumfahrt für die Mobilität und Industrie nutzbar zu machen.
Die Aeon Robotics GmbH aus Braunschweig, die unter anderem von zwei ehemaligen Mitarbeitern des TU-Institut für Robotik und Prozessinformatik gegründet worden ist, trat mit dem Roboterarm „HandEffector“ an, welcher zum intuitiven Anlernen von Industrierobotern Verwendung finden soll. Mithilfe dieser Technologie können verschiedenen Robotersystemen feine Greifbewegungen beigebracht werden – ganz ohne Vorkenntnisse aus den Bereichen der Robotik oder des Programmierens.
IHK-Präsident Tobias Hoffmann betonte: „Die Rückkehr des neu konzeptionierten IHK-Technologietransfer-Preises ist ein wichtiges Signal für den Innovationsstandort Braunschweig und macht deutlich, welcher besondere Wert dem Zusammenfinden zwischen Wirtschaft und Wissenschaft weiterhin zuteilwird.“ Ziel des Preises ist es, erfolgreiche Transfers von technologischem Wissen aus den Forschungsinstitutionen in die Wirtschaft zu honorieren. Außerdem soll er auf die Notwendigkeit wegweisender Innovationen aufmerksam machen. „Technologietransfer ist ein immens wichtiger Prozess, der dazu beitragen kann, Innovationen zu fördern, neues Wirtschaftswachstum zu schaffen, die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern und zugleich Umweltschutz zu betreiben. Die eingereichten Vorschläge unterstreichen diesen Anspruch vollumfänglich“, so der IHK-Präsident.
Über den Preis
Der IHK-Technologietransferpreis zeigt, wie leistungsfähig die im IHK-Bezirk ansässigen Forschungseinrichtungen sind und dass die Hemmschwelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft mehr und mehr abgebaut wird. Auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen suchen heute den Kontakt zur Forschung und sind im Innovationsprozess erfolgreich. Ausgezeichnete Beispiele für Kooperationen und Technologietransfer werden durch den Preis geehrt.
Die seit 1985 verliehene Auszeichnung wurde zunächst nur für Transferleistungen innerhalb des IHK-Bezirks verliehen. Seit 1991 sind auch Vorschläge zugelassen, bei denen entweder das Institut der Wissenschaftler*innen oder das technologieaufnehmende Unternehmen aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer Braunschweig kommen. Der beachtliche Erfolg des Technologietransferpreises schlägt sich in der Zahl und der Qualität der einzelnen Vorschläge nieder.