11. Oktober 2018 | Magazin:

Asteroidenlander: Goodbye nach drei Hüpfern MASCOT jetzt „bleibendes Schmuckstück für einen kleinen Asteroiden“

Am 3. Oktober 2018 schloss der Lander MASCOT um 21:04 Uhr MESZ seine Erkundung auf der Oberfläche des Asteroiden Ryugu ab. Die Batterie hatte nach der Abtrennung von der japanischen Muttersonde Hayabusa2 mehr als 17 Stunden durchgehalten. Nach dem Touchdown auf dem Asteroiden und drei Hüpfern mittels des eingebauten Schwungarms haben die Instrumente Daten über die Zusammensetzung und Beschaffenheit des Asteroiden gesammelt. Die Kamera lieferte Bilder vom Absinken, von den Hüpfmanövern und verschiedenen Positionen auf der Oberfläche. Wir haben nach Abschluss dieses Teils der Hayabusa2-Mission mit Dr. Hans Ulrich Auster vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik an der TU Braunschweig gesprochen.

Die zerklüftete Oberfläche des Asteroiden Ryugu. aufgenommen von MASCOT während des Abstiegs in einer Höhe von zehn bis 20 Metern über Oberfläche. Bildnachweis: MASCOT/DLR/JAXA

Herr Dr. Auster, wie haben Sie und Ihre Kollegen die Abkopplung von MASCOT erlebt?

Gemeinsam mit sehr viel anderen Kollegen vor einem großen Bildschirm im MUSC (Microgravity User Support Center), dem DLR Nutzerzentrum für Weltraumexperimente in Köln. Das Magnetometer „sah“ erst etwas, nachdem sich MASCOT von Hayabusa getrennt hatte, da sich MASCOT unmittelbar nach Abkopllung aus dem Magnetfeld des Satelliten herausbewegte. Bei der Rosetta/Philae-Mission im Jahr 2014 hatten wir die schlechte Nachricht der nicht funktionierten Verankerung überbracht. Um so schöner ist es jetzt, wenn man dem Team mit Magnetfelddaten eine Freude machen konnte.

Wann haben die Messungen mit dem Magnetometer begonnen – mit Beginn der Abkopplung? Gab es da Auffälligkeiten?

Das Magnetometer wurde zwei Stunden vor der Abkopplung eingeschaltet. Wäre etwas schiefgelaufen, hätte die Landung noch bis circa eine Stunde vor der Abkopplung abgebrochen werden können.

Konnte MASCOT während der drei Hops durchgehend messen oder gab es Ausfälle?

Es gab keinen einzigen Ausfall. Alle Experimente und alle Lander-Subsysteme arbeiteten einwandfrei. Das ist bemerkenswert, da MASCOT von Ingenieurinnen und Ingenieuren, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Instituten und kleineren Weltraumunternehmen mit bescheidenen Mitteln gebaut wurde – fernab der Vorschriften dominierten Behörden wie ESA und der Großindustrie.

Während der Hops waren die für die Lagebestimmung zuständige Sensoren, das Magnetometer und ein Experiment, das die Oberflächentemperatur misst, eingeschaltet. Die Kamera machte vor und nach den Hops Aufnahmen.

Was passiert jetzt mit den auf dem Asteroiden gesammelten Daten?

Alle Daten wurden von MASCOT zu Hayabusa2 und anschließend von Hayabusa2 zur Erde übertragen. Mir ist nicht bekannt, dass auch nur ein einziges Bit verloren gegangen ist.

Wann werden sie wissenschaftlich ausgewertet?

Mit dem Tag nach der Asteroidenlandung begann die Auswertung. Priorität hatten alle Informationen, die Hayabusa2 beim Sampling bzw. Sammeln von Asteroidenmaterial helfen könnten. Zum Sampling muss sich Hayabusa2 auf wenige Meter der Oberfläche nähern und sich auf einem trichterförmigen Teleskoparm stützen, um Material in kleine Vorratsbehälter zu transportieren. Dazu ist die Kenntnis der Bodenbeschaffenheit von außerordentlicher Bedeutung. Die hochauflösenden Bilder der MASCOT-Kamera, aber auch das Aufprallverhalten von MASCOT, das wir mit Hilfe unserer Magnetfelddaten analysieren können, werden dazu beitragen.

Die detaillierte Auswertung aller Daten wird uns bis spät in das kommende Jahr hinein beschäftigen. Wir hoffen anschließend, dass diese Daten noch für viele künftige Studierende Basis für spannende Bachelor- und Masterarbeiten sein können.

Was passiert jetzt mit MASCOT?

Das  ist Ansichtssache: Der Lander könnte jetzt als „Weltraumschrott“ bezeichnet werden oder aber als bleibendes Schmuckstück für einen kleinen Asteroiden in den unendlichen Weiten …

Vielen Dank für das Interview.