Arzneimittelherstellung: Zusammenarbeit stärken – Wissen teilen Innovative Technologien, Verfahren und Prozesse
Arzneimittelherstellung hat viele Facetten und der Bedarf, innovative und maßgeschneiderte Arzneimittel kostengünstig zu produzieren, steigt in einer alternden Gesellschaft kontinuierlich an. Bis ein Arzneimittel seinen Weg in die Krankenversorgung findet, vergehen durchschnittlich mehr als zehn Jahre Forschungs- und Entwicklungszeit. Forschung und Entwicklung an der Schnittstelle von Pharmazie, Verfahrens- und Produktionstechnik sowie Mikrotechnik leisten einen wertvollen Beitrag, um neue Technologien in diesem Feld zu entwickeln oder Prozesse im Sinne einer kostengünstigen Produktion zu optimieren. Dieser interdisziplinären, eng verzahnten Zusammenarbeit widmete sich das International Symposium on Pharmaceutical Engineering Research – SPhERe – das vom 25. bis 27. September 2019 zum dritten Mal am Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik der Technischen Universität Braunschweig stattfand.
„Die Pharmatechnik leistet einen wesentlichen Beitrag, dass möglichst viele Menschen die medikamentöse Therapie erhalten, die sie benötigen – unabhängig davon, ob sie privat oder gesetzlich versichert sind. Diese Zielsetzung ist mit Blick auf gegenwärtige und zu erwartende Entwicklungen im Gesundheitssektor hochrelevant. Für die notwendige Forschung in diesem Bereich bietet die TU Braunschweig hier im Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik mit der bundesweit einzigartigen Zusammenarbeit der Disziplinen Verfahrenstechnik, Pharmazie und Mikrotechnik herausragende Voraussetzungen,“ betonte Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, in seinem Grußwort. Professorin Anke Kaysser-Pyzalla, Präsidentin der TU Braunschweig, hob vor allem die zunehmend internationale Ausrichtung der Pharmaverfahrenstechnik an der TU Braunschweig hervor. „Das PVZ ist einmalig in Deutschland und entwickelt sich zum Magneten für die internationale Pharmaverfahrenstechnik. Es bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen, aber auch Vertreter aus der Wirtschaft für den Transfer in die praktische Anwendung zusammen.“
Forschungsergebnisse in die industrielle Anwendung bringen
Den aktuellen Trends zu Themen der Pharmaverfahrenstechnik widmeten sich die knapp 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Dänemark, Kanada, Schweiz, Serbien, Tschechien, USA und Deutschland. Mit insgesamt sieben thematischen Sessions und einer umfassenden Postersession, die von Mikrosystemen bis zur Optimierung von Extraktionsverfahren reichten, zeigte SPhERe die gesamte Spannbreite der Pharmaverfahrenstechnik kompakt auf.
Die Sicht der industriellen Pharmaproduktion und deren Umfeld beleuchteten Referentinnen und Referenten aus der Industrie jeweils mit ihren Keynotes. „Diese Sichtweisen liefern wichtige Impulse, um unsere Forschungsergebnisse auch in die industrielle Anwendung zu bringen. Gerade wenn man die gesamte Wertschöpfungskette der Arzneimittelproduktion im Blick hat, werden die Vorteile einer engen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft offensichtlich bzw. es zeigt sich, an welchen Stellen das Potenzial für eine engere Zusammenarbeit besonders groß ist. Wir freuen uns daher sehr, dass auch bei der diesjährigen SPhERe ein intensiver Informations- und Meinungsaustausch zwischen Industrie und Academia stattfand.“ resümiert Professor Stephan Scholl, SPhERe Konferenzleiter und Mitglied des PVZ Vorstands.
Anforderungen für den mediznischen Verbrauch von Cannabis
Ein Schwerpunkt der Tagung war die Hot Topic Session „Cannabis for Medicinal Use – Production Challenges and Legal Requirements“.Professor Werner Knöss vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zeigte auf, welche regulatorischen Anforderungen bei der Verarbeitung von Cannabis für den medizinischen Gebrauch greifen und ordnete diese in den internationalen Kontext ein. Eine der großen Herausforderungen beim Einsatz von Cannabisprodukten besteht darin, diese so aufzubereiten, dass sie systematisch und im standardisierten Verfahren getestet werden können. „Die regulatorische Kompetenz in der Pharmaverfahrenstechnik zu stärken, ist ein Thema, das uns auch in der Grundlagenforschung beschäftigt. Mit dieser Kompetenz wecken wir Verständnis für die Anforderungen in Zulassungsprozessen von Arzneimitteln bei unserem wissenschaftlichen Nachwuchs.“ hebt die PVZ Geschäftsführerin Dr. Gerlinde Benninger hervor.