60 Jahre Schutzpatronin des Fernsehens Klara von Assisi feiert ihr diamantenes Jubiläum
Sechs Jahrzehnte bekleidet Klara von Assisi jetzt schon ihr Amt: Am 17. Februar 1958 hat Papst Pius XII. sie zur Schutzpatronin des Fernsehens ernannt. Geboren wurde die Ordensgründerin im Jahr 1194, zu einer Zeit als die Erfindung des Fernsehers noch in weiter Ferne lag. Warum wurde also ausgerechnet sie – rund 700 Jahre nach ihrem Tod und ihrer Heiligsprechung – zur Schutzpatronin des Fernsehens ernannt? Dieser Frage gehen wir zusammen mit Dr. Arndt Schnepper vom Seminar für Evangelische Theologie und Religionspädagogik der Technischen Universität Braunschweig auf den Grund.
Heutzutage würde man Klara von Assisi als eigenständig und selbstbewusst, ja vielleicht sogar als radikale Aussteigerin beschreiben: Nach einer Begegnung mit Franz von Assisi entschied sie sich – gegen den Willen ihrer Eltern – für ein gottgeweihtes Leben in radikaler Armut. Sie verließ ihr wohlhabendes Elternhaus, tauschte ihre teure Kleidung gegen ein ärmliches Gewand und ließ sich die Haare abschneiden. „Hätte es einen Fernseher zu ihrer Zeit gegeben, hätte Klara dieses Luxusgut wahrscheinlich abgelehnt“, erklärt Dr. Arndt Schnepper vom Seminar für Evangelische Theologie und Religionspädagogik. Dass sie trotzdem zur Schutzpatronin des Fernsehens ernannt wurde, hat vor allem zwei Gründe, weiß Schnepper: „Zum einen weil Klara eine televisionäre Begabung hatte. Laut Überlieferungen konnte sie Dinge, die an einem anderen Ort stattfanden, innerlich vor ihren Augen sehen. Das entspricht ja auch dem Fernsehgedanken: etwas sehen zu können, das woanders stattfindet.“ Zum anderen begründete die katholische Kirche die Entscheidung damit, dass Klaras Leben als Beispiel für den Umgang mit dem neuen Medium Fernsehen dienen sollte. „Klarer sehen mit Klara – so könnte man es prägnant zusammenfassen. Sie hat ihr Leben radikal auf das Wichtigste beschränkt. Genauso sollten sich auch die Zuschauerinnen und Zuschauer beim Fernsehprogramm auf das Wichtigste beschränken, so die Idee der Kirche“, erklärt Schnepper. Damit reagierte die katholische Kirche auf eine aktuelle Entwicklung in der damaligen Medienlandschaft: In den 1950er Jahren entwickelte sich das Fernsehen nämlich zum Massenmedium, das in immer mehr Haushalten Einzug fand.
Schutzpatron fürs Internet gesucht
Das Fernsehen hat einen, das Radio auch und die Presse ebenfalls – jetzt soll auch das Internet einen Schutzpatron erhalten. Ein Favorit ist laut Arndt Schnepper der Bischoff Isidor von Sevilla: „Er hat im 6. Jahrhundert eine Etymologie aus 20 Bänden verfasst, die das komplette damalige Wissen umfasst hat. Auch das Internet wird als Speicher für das heutige Wissen verstanden. Aufgrund dieser Parallele hätte Isidor sicherlich gute Chancen, sich als Schutzpatron für das Internet durchzusetzen.“ Der Berufungsprozess für Schutzpatrone verläuft nach bestimmten Regeln: Nur der Papst darf Heilige zu Schutzpatronen ernennen und man muss hierfür – ganz bürokratisch – einen Antrag stellen. Der Berufungsprozess für den Schutzpatron des Internets ist noch nicht abgeschlossen – es bleibt also spannend, welcher Schutzheilige demnächst bei einer schlechten Internetverbindung Beistand leisten wird.