50 Jahre Pink Floyd – The Piper at the Gates of Dawn Ein Gastbeitrag von Dietmar Elflein
Am 5. August 1967 veröffentlichte die britische Rockband Pink Floyd ihr Debütalbum „The Piper at the Gates of Dawn“. Das Album gilt als frühes und wichtiges akustisches Zeitzeugnis psychedelischer Rockmusik, deren Zentren Kalifornien, insbesondere San Francisco und der berühmte Summer of Love, und London sind. Anlässlich des 50. Jahrestags der Veröffentlichung von „The Piper at the Gates of Dawn“ wirft Dr. Dietmar Elflein vom Institut für Musik und ihre Vermittlung der TU Braunschweig einen Blick zurück in die Anfangszeit des „Psychedelic Rock“.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Albums im August 1967 hatten sich Pink Floyd bereits einen Ruf als eines der Aushängeschilder der britischen Szene erspielt. Dieser baute insbesondere auf langen Jamsessions und dem Einsatz von Licht und Projektionen bei ihren Konzerten auf. Pink Floyd sind seit Ende 1966 eine der Hausbands des für die Szene zentralen UFO Clubs in London. Sie sind also permanent auf der Konzertbühne präsent und vergrößern so konstant ihre Anhängerschaft. „The Piper at the Gates of Dawn“ ist das einzige Album, das Pink Floyd komplett mit ihrem kreativen Kopf, dem Kunststudenten Syd Barrett, eingespielt haben.
Mit einer Ausnahme ist er an allen Stücken beteiligt und verantwortet sechs der elf Stücke allein. Barretts wahrscheinlich drogeninduzierten psychischen Probleme verstärken sich im Anschluss, sodass er die Band im April 1968 offiziell verlassen muss.
Barretts kreative Ideen, sein Kompositionsstil und sein Gitarrenspiel prägen das Album nachhaltig und unterscheiden es deutlich vom Rest der Veröffentlichungen Pink Floyds. „The Piper at the Gates of Dawn“ klingt verspielter, anarchischer, gebrochener und weniger fließend als spätere Veröffentlichungen. Mit den Eröffnungstracks der beiden LP-Seiten, der Komposition „Astromine Domine“ und der Jamsession „Interstellar Overdrive“, enthält das Album zudem zwei Stücke, deren prägnante Gitarrenriffs als frühe Blaupausen für Hard Rock und Heavy Metal gelten müssen. „The Piper at the Gates of Dawn“ erscheint zudem auch zu Beginn des Album-Zeitalters in der populären Musik. Die Entwicklung ging weg von einzelnen Hits hin zum größer angelegten Songzyklus, der als zusammengehörig betrachtet wird. Dementsprechend sind die beiden vor dem Album erschienenen, von Barrett komponierten Singles, „Arnold Layne“ und „See Emily Play“, auch nicht auf der europäischen Version des Albums enthalten. Die US-Version integriert dagegen „See Emily Play“, während gleichzeitig sowohl drei Songs der europäischen Version fehlen als auch die Anordnung der verbliebenen Stücke verändert wurde – eine damals übliche Veröffentlichungspraxis, die zeigt, dass Idee des Albums als Kunstwerk zumindest in den USA noch durchgesetzt werden musste. Heute gilt die europäische Version des Albums zurecht als die definitive. Ein Wiederhören zeigt eine experimentierfreudige Band auf ihrem frühen kreativen Höhepunkt, der auch nach 50 Jahren nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.
„Psychedelic Rock“
Als psychedelische Musik betrachtete man sowohl akustische Umsetzungen von halluzinogenen Drogenerfahrungen als auch Musik zur Begleitung und/oder Intensivierung derartiger Trips. In der Praxis bedeutete das ein Interesse an Klang- und Studioeffekten, längere Spielzeiten der Stücke, die gerne mit (kollektiv-) improvisatorischen Teilen gefüllt wurden, ein Interesse an außereuropäischer Folklore (gern verbunden mit der – vermeintlichen – Herkunft der Drogen oder Weltanschauungen) und die Integration neuer Instrumente in die bis dato übliche zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug Standard Besetzung, meist Tasteninstrumente oder auch Saiteninstrumente aus dem indischen und/oder arabischen Raum – exemplarisch genannt sei hier die Sitar am Anfang von Norwegian Wood der Beatles eineinhalb Jahre vor Pink Floyds Debüt. Neben den Beatles und Pink Floyd zählen unter anderem die Debütalben von Jefferson Airplane, Grateful Dead und The 13th Floor Elevators zu den frühen Zeugnissen des Psychedelic Rock – „Sgt. Pepper“ erschien übrigens gut zwei Monate vor „The Piper at the Gates of Dawn“.