Wissenschaftsrat: Forschungsbau Zentrum für Brandforschung bewilligt
Fast 16,7 Millionen Euro stellen Bund und Land für einen Forschungsbau für ein neu einzurichtendes Zentrum für Brandforschung der Technischen Universität Braunschweig bereit. Das haben der Wissenschaftsrat, das höchste deutsche Beratungsgremium des Bundes und der Länder, und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur heute bekannt gegeben.
Im Zuge der Ressourcenschonung und der Energiewende finden neuartige innovative Bauweisen und Produkte Eingang in Lebensbereiche des Wohnens und der Mobilität. Die Entwicklung dieser Bauweisen, zum Beispiel aus brennbaren nachwachsenden Rohstoffen oder von Energiespeichern in den Gebäuden, aber auch von Elektrofahrzeugen, kann nur gelingen, wenn die Brandgefahr minimiert wird und die Brandeinwirkungen präzise durch effiziente und belastbare Prognosemodelle vorhergesagt werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, will die Technische Universität Braunschweig in einem neu zugründenden Zentrum einen ganzheitlicher Ansatz für die effiziente Modellierung und Simulation von Bränden entwickeln, die einen Wissenssprung hinsichtlich der Prognosefähigkeit von Bränden ermöglichen. Dazu werden interdisziplinär Expertinnen und Experten des Bauingenieurwesens, der Chemie, der Umweltwissenschaften, der rechnergestützten Modellierung, der Verfahrenstechnik sowie des Maschinenbaus im Zentrum zusammenarbeiten.
TU Braunschweig zählt zu führenden Brandschutzeinrichtungen Deutschlands
Im Zentrum für Brandforschung (ZeBra) sollen die Kompetenzen zusammengeführt werden. Die TU Braunschweig ist bereits heute eines der zwei national führenden Brandschutzforschungseinrichtungen in Deutschland. Der Forschungsbau mit dem Großgerät, ein sogenanntes Großkalorimeter, ermöglicht dann Brände im Realmaßstab, wie zum Beispiel Wohnungseinrichtungen, Fahrzeuge und Fassadenkonstruktionen, durchzuführen und hinsichtlich der Wärmefreisetzungsrate sowie der Freisetzung von Brandgasen und Partikeln zu untersuchen.
Masterstudiengang „Brandschutz“ geplant
Studierende sollen durch einen in seiner wissenschaftlichen Ausrichtung in Deutschland erstmals anzubietenden Masterstudiengang „Brandschutz“ gefördert werden, in welchem unter anderem vertiefte Kenntnisse in der Branddynamik und -modellierung vermittelt und somit die Arbeiten am ZeBra in die Lehre übertragen werden.
Campus Ost als Standort geplant
Die Errichtung des Forschungsneubaus ist am Campus Ost der TU Braunschweig auf dem Gelände des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) in der Beethovenstraße geplant. Für die Gesamtkosten sind 16,7 Millionen Euro veranschlagt. Die Baukosten betragen etwa 8,4 Millionen Euro. Hinzu kommen 6,9 Millionen Euro für das Großgerät sowie 1,4 Millionen Euro für die Ersteinrichtung.
Stimmen zur Bewilligung des Forschungsbaus ZeBra
Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, Präsidentin der TU Braunschweig:
„Das Zentrum für Brandforschung bettet sich hervorragend in den Forschungsschwerpunkt ‚Stadt der Zukunft‘ der TU Braunschweig ein. Es ist eine gute Basis für die fächerübergreifende Zusammenarbeit unserer Forscherinnen und Forscher. Durch die Möglichkeit, neben Gebäude- und Wohnungsbränden auch Brände von Elektrofahrzeugen zu untersuchen, ermöglicht es auch eine enge Verknüpfung zum Forschungsschwerpunkt ‚Mobilität‘ unserer Universität.“
Prof. Jochen Zehfuß, Leiter des Fachgebiets Brandschutz der TU Braunschweig und designierter Sprecher des zukünftigen ZeBra:
„Mit der Einrichtung des ZeBra werden einzigartige experimentelle Möglichkeiten für die Untersuchung der Branddynamik zur Verfügung stehen. Insbesondere auf den Gebieten der Modellierung von Bränden, der brandsicheren Ausbildung neuartiger innovativer Baustoffe, Konstruktionen sowie von Produkten der Energiewende wie Energiespeicher können wesentliche Fortschritte erreicht werden und damit eine optimierte Auslegung und Gestaltung von brandsicheren Gebäuden realisiert werden.“
Das Gutachtergremium in seinen Empfehlungen zur Förderung von Forschungsbauten vom 02.05.2017 (www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/6181-17.pdf):
„Die mittelfristigen Perspektiven sind mit Untersuchungen zu Gebäuden und Produkten der Energiewende in hohem Maße gegeben. Darüber hinaus ergeben sich jedoch unzweifelhaft langfristige Perspektiven für den Forschungsbau, da durch die zunehmende Leistungsverdichtung Fragestellungen des Brandschutzes in allen Bereichen der Technik, so etwa auch für andere größere Systeme wie Schiffe, eine größere Bedeutung erhalten werden. Die Kriterien für die Begutachtung von Forschungsbauten sind damit in hohem Maße und überzeugend erfüllt.“