Wissenschaft verstehen mit Gefühl Israelisch-deutsches Projekt untersucht den Zusammenhang zwischen Emotionen und Informationsverarbeitung
Ob auf YouTube, Instagram oder über KI-Chatbots: Immer häufiger begegnen uns im Internet Informationen zu Gesundheitsthemen, Impfungen oder Ernährung. Doch wie intensiv gehen wir wirklich mit diesen wissenschaftlichen Inhalten um? Genau hier setzen Forscher*innen der Technischen Universität Braunschweig, der Tel Aviv University und der Ben-Gurion University of the Negev in Israel an. Ihr gemeinsames Projekt „Harnessing Emotion: Enhancing Deliberative Engagement with Science on Social Media and through GenAI” untersucht, wie Gefühle unsere Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Informationen beeinflussen. Das Projekt wird mit rund 466.000 Euro vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) und der VolkswagenStiftung gefördert.
Im Alltag werden wir oft mit Informationen zu wissenschaftlichen Themen konfrontiert, ohne dass wir bewusst nach ihnen suchen: Wir stoßen in sozialen Netzwerken zum Beispiel auf Posts zu gesunder Ernährung, Impfungen, oder der Vorbeugung von Krankheiten oder fragen KI-Chatbots wie Chat-GPT danach. Dass wir wissenschaftliche Informationen finden, heißt aber noch nicht, dass wir uns intensiv und kritisch damit auseinandersetzen.
Im Gegenteil: Die psychologische Forschung zeigt, dass Menschen gerade dann, wenn Posts die Emotionen ansprechen – indem sie neugierig machen oder eine Kontroverse in den Vordergrund stellen – dazu neigen, Informationen nur oberflächlich zu verarbeiten. Es gibt jedoch auch einige Hinweise darauf, dass Emotionen nicht nur von Nachteil sind, wenn es darum geht, über Wissenschaft nachzudenken. Emotionen können sogar manchmal helfen, sich intensiver mit einem Thema zu beschäftigen und das Wissen darüber zu vertiefen. Das Projekt „Harnessing Emotion: Enhancing Deliberative Engagement with Science on Social Media and through GenAI” wirft einen neuen Blick auf dieses Problem und bringt dafür Expertise aus Israel und Niedersachsen zusammen.
Untersuchung der emotionalen Reaktionen
Um die Zusammenhänge zwischen Emotionen und Informationsverarbeitung besser zu verstehen, wird das Projekt in einer Reihe von Studien mit verschiedenen Methoden die emotionalen Reaktionen von Menschen beim Umgang mit wissenschaftlichen Informationen untersuchen. „Wir bitten Proband*innen laut auszusprechen, was sie fühlen und denken, während sie Posts zu Gesundheitsthemen in sozialen Medien lesen. Dabei erfassen wir auch ihre Mimik, um ihre Emotionen zu messen. Die Tiefe der Informationsverarbeitung wird über die Blickbewegungen messbar gemacht“, sagt Dr. Friederike Hendriks, Projektleiterin an der TU Braunschweig.
Ziel des Projekts ist nicht nur zu erklären, wie Emotionen die Tiefe der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Informationen beeinflussen können, denen Menschen auf Social Media oder durch KI-Chatbots begegnen. Die Wissenschaftler*innen wollen auch ein Training entwickeln, das zeigt, wie ein KI-Chatbot als Informationslieferant, aber auch als unterstützender Coach und Partner bei der kritischen Bewertung wissenschaftlicher Informationen eingesetzt werden kann. So will das Forschungsteam Menschen dazu anregen, sich effektiver mit Gesundheitsthemen im Internet auseinanderzusetzen.
Projektdaten
Das Projekt „Harnessing Emotion: Enhancing Deliberative Engagement with Science on Social Media and through GenAI” wird in der Programmlinie zukunft.niedersachsen mit 465.900 Euro vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) und der Volkswagenstiftung gefördert. Davon gehen 199.300 Euro an die TU Braunschweig. Weiterhin sind die Tel Aviv University und die Ben-Gurion University of the Negev in Israel am Projekt beteiligt.
Insgesamt unterstützen das MWK und die VolkswagenStiftung acht herausragende Forschungsprojekte im Bereich der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, die von Wissenschaftler*innen niedersächsischer und israelischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen gemeinsam durchgeführt werden, mit vier Millionen Euro.