Wenn Sturmflut und Binnenhochwasser aufeinandertreffen Pilotprojekt Siel- und Schöpfwerkmonitoring (SiSchöMo) des Leichtweiß-Instituts der TU Braunschweig untersucht Zusammentreffen von extremen Klimaereignissen an der Niedersächsischen Küste
Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz
Am 17. Dezember 2021 hat der niedersächsische Umwelt- und Klimaschutzminister Olaf Lies am Regelbauwerk Maadesiel bei Wilhelmshaven zusammen mit Dietmar Smyrek, Vizepräsident für Personal, Finanzen und Hochschulbau der Technischen Universität Braunschweig und Professor Hans Matthias Schöniger vom an der TU ansässigen Leichtweiß-Institut für Wasserbau, die Vereinbarung zum Siel- und Schöpfwerk-Monitoring-Pilotprojekt (SiSchöMo) unterzeichnet.
Neben den Vertretern der TU Braunschweig waren auch Vertreter der Projektpartner vor Ort, darunter der Verbandsvorsteher der Sielacht Rüstringen des Wasser- und Bodenverbandes Friesland Christian Andreae, Godehard Hennies, Geschäftsführer des Wasserverbandstag Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Dieter de Vries, Aufgabenbereichsleiter Grundwasser in der Betriebsstelle Aurich des Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) sowie NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer.
Zum Hintergrund des SiSchöMo-Projekts: Angesichts des Klimawandels nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass Wetterextreme unmittelbar aufeinandertreffen – an der Küste beispielsweise Sturmfluten und Binnenhochwasser durch Starkregenereignisse mit den möglichen schweren Folgen für die Küstenregionen und die regionale Wasserwirtschaft. Das SiSchö-Monitoring liefert wichtige hydrologisch-wasserwirtschaftliche Messdaten, die u.a. für die weitere Erforschung der Folgen beim Zusammentreffen solcher Extremereignisse benötigt werden.
Das bereits seit anderthalb Jahren laufende küstenhydrologische Monitoring in Maadesiel soll daher nun um zwei weitere Messstandorte an Küstenregelbauwerken erweitert werden. Dabei werden Wasserstände und Durchflüsse in den nächsten 2 Jahren kontinuierlich gemessen. Das Vorhaben ist mit einem Finanzvolumen von 329.700 Euro ausgestattet. Das Projekt SiSchö-Monitoring ist dabei Teil des GRoW-go-CAM-Verbundprojekts, das auch vom BMBF gefördert wird.
Zitate der Projektpartner:
Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt und Klimaschutz:
„Dieses Projekt liefert wichtige, in Form und Umfang so noch nicht vorliegende Daten. Diese sind wichtig, denn wir werden es künftig immer häufiger mit extremen Wetterlagen zu tun bekommen. Und um hier planerisch vorausschauend agieren zu können, braucht es eine solche, noch bessere Datenbasis. Angesichts trockenerer Sommer mit einem erhöhten Wasserbedarf etwa durch die Landwirtschaft und feuchtere Winter brauchen wir ganzheitliche Ansätze. Dabei geht es sowohl um die Bewirtschaftung und Umnutzung des kostenbaren Guts Wasser und genauso darum, wenn Wasser etwa durch Sturmfluten und Binnenhochwasser zur Gefahr für Mensch, Tier und Eigentum wird.“
Dietmar Smyrek, Vizepräsident für Personal, Finanzen und Hochschulbau der TU Braunschweig:
„An der TU Braunschweig sind Klimawandel und Nachhaltigkeit in allen Bereichen unserer Forschung zentrale Themen. Mit dem Leichtweiß-Institut für Wasserbau sind wir im Bereich des Küstenschutzes hervorragend aufgestellt. Deshalb freuen wir uns sehr, dass die Forschungsexpertise der TU Braunschweig auch direkt vor Ort eingesetzt wird. Das Vorhaben leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Anpassungsstrategien an Folgen des Klimawandels und damit zum nachhaltigen Schutz der niedersächsischen Küstenregionen.“
Prof. Dr. Hans Matthias Schöniger, Leichtweiß-Institut für Wasserbau der TU Braunschweig:
„Die Binnenentwässerung bei Starkregen wie auch bei Dauerregenereignissen mit höheren Eintretenswahrscheinlichkeiten und Intensitäten sowie die Sicherung der Wasserversorgung für Trink- und Bewässerungsbedarf muss an die Klimafolgen angepasst werden. Leistungsstarke hydrologische Impakt-Rechenprogramme stehen zur Verfügung, nun müssen noch identifizierte Messdatenlücken für Anpassungsmaßnahmen gemäß der Klimaprojektionen geschlossen werden.“
Christian Andreae, Verbandsvorsteher der Sielacht Rüstringen:
„Die Sielacht Rüstringen betreibt das im Hauptdeich liegende Maadesiel und unterhält die zu ihm führenden Gewässer. Dabei ist das Verbandsgebiet von niedrig liegenden Flächen und wenig durchlässigen Böden gekennzeichnet. Für die Bewältigung von zunehmendem Starkregen bei gleichzeitigem Anstieg des Meeresspiegels ist zu beurteilen, ob Anpassungen der Technik des Bauwerkes erforderlich sind. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Gewässer und deren Unterhaltung zukünftigen Niederschlägen bei gleichzeitig immer größerer Versiegelung von Fläche noch gewachsen sind. Das Projekt kann mit genauen Daten hier eine wertvolle Hilfe sein.“
Heiko Albers, Präsident des Wasserverbandstages Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt:
Der Präsident des Wasserverbandtages Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt bedankt sich sehr herzlich beim Minister Olaf Lies für die umfangreiche Unterstützung in diesem Projekt. „Dies ist ein ganz wichtiger Baustein für die Klimaanpassungsstrategie zwischen den extremen Dürreperioden und Starkregenereignissen“, so der Präsident Heiko Albers. Die Messungen und Modellierungen an den Entwässerungssystemen an der Küste in Niedersachsen bilden eine wichtige Basis die Grundlagen für die wasserwirtschaftlichen Notwendigkeiten zwischen Entwässerung, Wasserrückhalt und Wasserwiederverwendung zu entwickeln. Dieser Forschungsansatz des Leichtweiss-Institut der Uni Braunschweig kommt grade zur rechten Zeit, so dass Herr Präsident Albers seine Worte mit einem herzlichen Dank an das Team im Institut verbindet.
Dieter de Vries, Aufgabenbereichsleiter Grundwasser in der Betriebsstelle Aurich NLWKN:
„Aus den Küstengrundwasserleitern zwischen Leer und Wilhelmshaven werden jährlich über 50 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gewonnen. Damit dies auch künftig möglich bleibt, braucht es ein integriertes küstennahes Wassermanagement auf der Grundlage verlässlicher Messdaten.“
Anne Rickmeyer, NLWKN-Direktorin:
„Die klimatischen Rahmenbedingungen verändern sich spürbar: Extremwetter-Ereignisse werden auch an der Küste in Zukunft an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Das jetzt angeschobene Gemeinschaftsprojekt kann wichtige Informationen darüber liefern, wie wir diesen Herausforderungen z.B. mit einer Optimierung der Siel- und Schöpfwerksinfrastruktur in Zukunft besser begegnen können“.