Stromautobahnen: Partizipation in der Energiewende? Niedersächsisches Verbundprojekt zur Eskalationsforschung startet mit Podiumsdiskussion
Das Verbundprojekt „Eskalationsforschung zur Kommunikation großer Infrastruktur- und Bauvorhaben“ an der Technischen Universität Braunschweig stellt sich im Rahmen einer Auftaktveranstaltung am 13. Oktober 2014 ab 17.00 Uhr im Haus der Wissenschaft vor. Im Rahmen des Projektes werden Forscherinnen und Forscher aus Sozialwissenschaften, psychologischer Vertrauensforschung, Sozialpsychologie, Rechtswissenschaft und Bauingenieurwesen der drei niedersächsischen Universitäten Braunschweig, Göttingen und Hannover Eskalations- und Entscheidungsprozesse interdisziplinär untersuchen.
Auftaktveranstaltung und Podiumsdiskussion
Infrastruktur- und Bauvorhaben stoßen in den letzten Jahren vermehrt auf Widerstand und werden zum Gegenstand eskalierender Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern. Was darüber entscheidet, ob ein Großvorhaben erfolgreich realisiert werden kann oder in einer Eskalation mündet, ist jedoch noch weitgehend unbekannt. Nach den Auseinandersetzungen um die Verwirklichung des Großprojektes „Stuttgart 21“ rückt die Energiewende zunehmend in das Zentrum politischer und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit. Mit ihr verbindet sich die Notwendigkeit der Realisierung leitungsgebundener Infrastruktur, den sogenannten „Stromautobahnen“ quer durch Deutschland. Die Trassierung des „SuedLink“ als größtem Infrastrukturprojekt der Energiewende wird gegenwärtig zwischen Betreibern, Politikern und betroffener Bevölkerung diskutiert. In vielen Teilen des Landes formieren sich im diesem Zusammenhang Gruppen aus betroffenen und interessierten Bürgern, da eine legitime und effektive Planung nicht überall gewährleistet zu sein scheint. Stellt die anstehende Energiewende eine Chance für neue und bessere Beteiligung und Mitwirkung der Bevölkerung dar? Können die politischen Akteure bei der Realisierung von „Stromautobahnen“ aus vergangenen Erfahrungen lernen – oder gehen Großprojekte notwendiger Weise mit Konflikten einher? Welche Faktoren begünstigen Konflikte und ihre Intensität?
Diese und weitere Fragen diskutieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Verbundprojektes im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 13. Oktober 2014 von 17.00 bis 19.30 Uhr im Raum Veolia/Weitblick, Haus der Wissenschaft, 5. OG, Pockelsstraße 11, 38106 Braunschweig. Der Eintritt ist frei.
Programm
- 17.00 bis 17.15 Uhr
Begrüßung durch Prof. Dr. Dieter Jahn, Vizepräsident für Forschung der TU Braunschweig - 17.15 bis 17.30 Uhr
Thematische Einführung durch Prof. Dr. Nils C. Bandelow, Sprecher Verbundprojekt „Eskalationsforschung“ und Leiter des Lehrstuhls für Innenpolitik der TU Braunschweig - 17.30 bis 18.10 Uhr
Impulsvorträge - 18.10 bis 18.30 Uhr
Vorstellung der Vorstudienergebnisse durch Prof. Dr. Barbara Thies, Institut für Pädagogische Psychologie der TU Braunschweig - 18.30 bis 19.15 Uhr
Podiumsdiskussion mit den Leiterinnen und Leitern der Teilprojekte
Hintergrund: Verbundprojekt „Konflikte verstehen und lösen“
Das Verbundprojekt „Eskalationsforschung zur Kommunikation großer Infrastruktur- und Bauvorhaben“ wird von Prof. Dr. Nils C. Bandelow, Inhaber des Lehrstuhls für Innenpolitik am Institut für Sozialwissenschaften der TU Braunschweig, koordiniert. Ebenfalls seitens der TU Braunschweig sind Prof. Dr.-Ing. Thomas Siefer vom Institut für Verkehrswesen, Eisenbahnbau und -betrieb sowie Prof. Dr. Barbara Thies vom Institut für Pädagogische Psychologie an dem Forschungsprojekt beteiligt. Zudem leiten Prof. Dr. Jutta Stender-Vorwachs vom Institut für Internationales Recht der Leibniz Universität Hannover sowie Prof. Dr. Stefan Schulz-Hardt vom Institut für Psychologie der Georg-August-Universität Göttingen weitere Teilprojekte.
Über einen Untersuchungszeitraum von drei Jahren (Oktober 2014 bis September 2017) untersucht die Gruppe in inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit Muster der Eskalation und Deeskalation in den Bereichen Windenergie und Verkehrsinfrastruktur. Es ist anzunehmen, dass die von den unterschiedlichen Fachdisziplinen zur Verfügung stehenden Erklärungsmechanismen miteinander interagieren. Ziel des Projektes ist, ein interdisziplinäres Modell der Konflikteskalation von Infrastruktur- und Bauvorhaben zu entwickeln und einen Beitrag zu dessen Validierung zu leisten. Ein Anstoß für die Etablierung des Forschungsschwerpunkts kam aus dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Das Verbundprojekt wird im Rahmen des „Niedersächsischen Vorab“ der Volkswagen-Stiftung mit einer Summe von 1,3 Millionen Euro gefördert.