22. August 2017 | Presseinformationen:

Optimierte Frischwasserversorgung für Küstenregionen

Wird in Zukunft genug Frischwasser für die Küstenregionen zur Verfügung stehen? Sind alle Akteure der Grundwasserbewirtschaftung in den Küstenregionen ausreichend über die Folgen eines zunehmenden Wasserstresses informiert sowie über mögliche Handlungsoptionen?
Im Verbundprojekt go-CAM entwickeln die Projektpartner für diese Fragen eine Dialogplattform und ein neuartiges Planungsinstrument mit multikriteriellen Analyseansätzen.

Seit 1950 ist die Trinkwasserverfügbarkeit pro Kopf weltweit um bis zu 80% gesunken. Bereits heute lebt 1-2% der Weltbevölkerung in Ländern mit absoluter Wasser-knappheit. Experten gehen davon aus, dass im Zuge einer globalen Erwärmung von 2-3 °C im 21. Jahrhundert etwa 10% der Weltbevölkerung unter absoluter Wasserknappheit leiden wird. Absolute Trinkwasserknappheit wird erreicht, wenn pro Kopf und Jahr weniger als 500 m³ trinkbares Wasser verfügbar ist. Eine Herausforderung in den nächsten Jahren ist daher die Umsetzung und Beschleunigung einer nachhaltigen Süßwasserpolitik. Insbesondere in Küstenregionen mit sehr hohen Bevölkerungsdichten sind die Wasserressourcen durch Änderungen der meteorologischen Rahmenbedingungen sowie einem Meeresspiegelanstieg besonders gefährdet. Eine Übernutzung der Wasserressourcen führt unweigerlich zu Nutzungskonflikten in diesen Regionen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit für eine umfassende und nachhaltige Steuerung der Wasserversorgung in Küstenbereichen unter Berücksichtigung von sich ändernder Menge und Qualität (Stoffeinträge, Salzwasserintrusionen) der Ressource Wasser.

Ziel des Verbundvorhabens ist die Entwicklung, Implementierung und Anwendung einer multikriteriellen Steuerungsoptimierung für eine nachhaltige Wassernutzung in physiogeografisch unterschiedlichen Küstenregionen. Die in Deutschland entwickelte Steuerungsoptimierung wird mit diesem Vorhaben auf eine internationale Ebene des Wassersektors transferiert und gleichzeitig getestet. Die klimatischen Veränderungen werden spürbare Auswirkungen auf die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen der Küstenbewohner haben.

Das Vorhaben lässt sich in drei Schwerpunkte und damit Projektphasen gliedern:

  1. Abschätzung des aktuellen nutzbaren Wasserdargebots in vier Küstenregionen (Friesland-Nordwestdeutschland, Metropole Fortaleza im Nordosten Brasiliens, Antalya (Türkei) und Eastern Cape (Südafrika)) mittels mathematischer, leistungsstarker Computerprogramme sowie die Analyse der verschieden Nutzungsansprüche basierend auf klimatischen und sozioökonomisch-demografischen Szenarien.
  2. Ableitung von regionalen Handlungsoptionen mit Hilfe einer multikriteriellen Entscheidungsanalyse (MCDA, Multi Criteria Decision Analysis). Mit der MCDA werden die Erkenntnisse aus der ersten Projektphase für einen Entscheidungsprozess aufbereitet. Die MCDA ermöglicht die Entwicklung und Steuerung nachhaltiger Anpassungsstrategien in Küstenzonen (CAM – Coastal Aquifer Management).
  3. Transfer der Dialogplattform CAM und den zugrundeliegenden Methoden in internationale Partnerregionen unter Beteiligung assoziierter Projektpartner auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene. Unter den assoziierten go-CAM-Partner sind neben der Weltbank auch regionale Wasserversorgungsunternehmen.

Die Ergebnisse aus diesem Verbundprojekt sollen einen Betrag leisten, die Versorgungssicherheit mit Frischwasser in Küstenregionen zu verbessern. Ist die Bereitschaft und Zuständigkeit der Akteure in der Grundwasserbewirtschaftung in den Küstenregionen grundsätzlich vorhanden oder geregelt, so mangelt es an praktischen Erfahrungen, mit leistungsstarken, effizienten Technologien zur Beschreibung der Küstenhydrologie Entscheidungsgrundlagen zu schaffen. Vielmehr existiert ein großer Informationsbedarf über die Folgen eines zunehmenden Wasserstresses sowie zu möglichen Handlungsoptionen. Mit der zu entwickelnden Dialogplattform und Planungsinstrumentarium CAM soll ein neuer Ansatz verfolgt werden, die Wasserdargebotsanalyse und letztlich die Versorgungssicherheit in Küstenregionen durch das Zusammenführen von neuartigen, multikriteriellen Analyseansätzen und mathematischen Modellbausteinen zur Berechnung des regionalen Wasserumsatzes zu optimieren.

Das Verbundprojekt „Implementierung strategischer Entwicklungsziele im Küstenzonenmanagement  (go-CAM)“ wird im Rahmen der Fördermaßnahme „GROW – Globale Ressource Wasser” im Programm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)” vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.