2. Dezember 2025 | Presseinformationen:

NFL verleiht zwei Forscherpreise und drei Nachwuchspreise Forschungstag des Niedersächsischen Forschungszentrums für Luftfahrt

Neue Ansätze in der Auslegung von 1g-Flügelstrukturen, zu sauber verbrennenden Flugtreibstoffkombinationen, zur additiven Fertigung orbitaler Fachwerkstrukturen, zum Vermeiden von Plasmablackouts beim Wiedereintritten von Raumfahrtzeugen sowie zur Integration von Kabinenlärm in den Flugzeugentwurfsprozess – fünf Forschungsarbeiten aus verschiedenen Bereichen der Luft- und Raumfahrt leisten hierzu herausragende Beiträge. Sie wurden mit dem Hermann-Blenk-Forscherpreis, dem Karl-Doetsch-Nachwuchspreis sowie dem VDI Luft- und Raumfahrtpreis ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen des Forschungstags des Niedersächsischen Forschungszentrums für Luftfahrt (NFL) am 27. November 2025 in Braunschweig statt.

Hermann-Blenk-Forscherpreise

Dr.-Ing. Yannic Beyer untersuchte am Institut für Flugführung der TU Braunschweig einen neuen Ansatz zur aktiven Böenlastabminderung bei Flugzeugtragflächen. Da Flugzeugflügel bislang meist für starke Turbulenzen ausgelegt werden, entsteht ein hoher Material- und damit Gewichtsbedarf. In seiner Dissertation entwickelte Dr. Beyer ein mathematisches Modell, das bei bekannten Turbulenzen aktive Aktuatoren im Flügel ansteuert, um diesen gezielt zu versteifen und die Last auszugleichen. Zudem schuf er eine Simulationsumgebung zur Validierung des Verfahrens. In verschiedenen Szenarien konnte er zeigen, dass sich die Flügelbelastung auf 1g reduzieren lässt. Der Ansatz ermöglicht somit signifikante Material- und Gewichtsersparnisse und trägt damit zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei. Hervorzuheben ist, dass sowohl die Arbeit als auch der Algorithmus und die Simulation öffentlich zugänglich gemacht wurden.

Dr.-Ing. Paul Zimmermann erforschte am Institut für Technische Verbrennung der Leibniz Universität Hannover die Stabilitätsgrenzen neuer Treibstoffkombinationen in Vormischflammen von Flugzeugtriebwerken. Ziel war es, einen Brennstoff zu identifizieren, der einen deutlich schadstoffärmeren vorgemischten Verbrennungsmodus auf Basis des Lean-Premixed-Prevaporized-Verfahrens (LPP) ermöglicht – idealerweise ohne Rußpartikel und Stickoxide. Damit leistet seine Arbeit einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Umweltverträglichkeit der Luftfahrt. Sowohl der NFL-Vorstand als auch externe Gutachter würdigten die hohe wissenschaftliche Qualität.

Beide Wissenschaftler wurden in diesem Jahr mit dem jeweils mit 2.500 Euro dotierten Hermann-Blenk-Forscherpreis ausgezeichnet.

Karl-Doetsch-Nachwuchspreise

Einen bedeutenden Beitrag zur Herstellung orbitaler Fachwerkstrukturen leistete Fynn Luca Lampe in seiner Bachelorarbeit am Institut für Raumfahrtsysteme der TU Braunschweig. Er entwickelte Schnittstellen zwischen einem Roboterarm, einer Steuereinheit und einem Schweißgerät, um die Grundfunktionen eines Metalldruckers zu realisieren. Dabei wird ein metallisches Filament mittels Lichtbogens aufgeschmolzen und schichtweise zu Bauteilen aufgebaut. Lampe gelang es, sowohl die grundlegende Druckfunktionalität als auch erweiterte Funktionen wie die Nutzung verschiedener Energiequellen zu integrieren. Zudem führte er eine Parameterstudie durch, um optimale Betriebsparameter zu bestimmen. Für diese Leistung erhielt er den mit 1.000 Euro dotierten Karl-Doetsch-Nachwuchspreis. Er schloss 2024 erfolgreich sein Maschinenbaustudium ab und studiert derzeit im Master Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Braunschweig.

Ein weiterer Karl-Doetsch-Nachwuchspreis (dotiert mit 1.000 Euro) ging an Léon Lüer für seine herausragende Masterarbeit zur aktiven Vermeidung von Plasmablackouts beim atmosphärischen Wiedereintritt von Raumfahrzeugen. Die Arbeit entstand am Hypersonics Research Laboratory des MIT und am Institut für Strömungsmechanik der TU Braunschweig. Beim Wiedereintritt umgibt eine ionisierte Plasmaschicht das Raumfahrzeug, wodurch Kommunikation gestört oder vollständig blockiert werden kann – ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Eine vielversprechende Gegenmaßnahme ist die Injektion eines elektrophilen Gases stromaufwärts der Antenne. Lüer konnte mithilfe reaktiver Hyperschallströmungssimulationen zeigen, dass die Injektion von Schwefelhexafluorid ein wirkungsvoller Ansatz zur Sicherstellung der Kommunikation während des Wiedereintritts ist. Für diese Leistung erhielt er den Karl-Doetsch-Nachwuchspreis. Lüer schloss 2025 erfolgreich sein Masterstudium in Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Braunschweig ab.

VDI Luft- und Raumfahrtpreis

Der mit 1.000 Euro dotierte VDI Luft- und Raumfahrtpreis ging in diesem Jahr an Pia Allebrodt für ihre Masterarbeit zur Integration der Kabinenakustik in den Flugzeugvorentwurf. Um die steigenden Anforderungen an Passagierkomfort und Gesundheitsschutz der Besatzung mit den Zielen eines nachhaltigen und effizienten Flugzeugs zu vereinen, gilt die multidisziplinäre Entwurfsanalyse und -optimierung als etablierter Ansatz. In diesem Rahmen entwickelte Allebrodt eine Methodik zur zuverlässigen und zugleich recheneffizienten Vorhersage des Kabinenlärms, die sich nahtlos in den multidisziplinären Entwurfsprozess integrieren lässt. Die Leistungsfähigkeit und Erweiterbarkeit ihres Ansatzes zeigte sie anhand vereinfachter Vorentwurfsprozesse, die neben der Kabinenakustik auch strukturelle Aspekte und die Kabinenauslegung berücksichtigen. Damit leistet ihre Arbeit einen bedeutenden Beitrag zu einer ganzheitlichen Betrachtung des Flugzeugentwurfs. Allebrodt schloss 2024 erfolgreich ihr Masterstudium in Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Braunschweig ab.