Münzkunde digital: Das Runde muss ins Eckige Studierende der TU Braunschweig digitalisieren antike Münzen
Seit Erfindung des Münzgeldes vor etwa 2.600 Jahren wurden zunächst im Mittelmeerraum, letztlich dann über den gesamten Globus hinweg Milliarden und Abermilliarden Münzen hergestellt. Allerdings existiert der größte Teil der Stücke heute nicht mehr. Umso wichtiger ist die Dokumentation in münzkundlichen Sammlungen. Auch die Technische Universität Braunschweig verfügt über eine Münzsammlung, die in einem Lehrprojekt für das Virtuelle Münzkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums (HAUM) digitalisiert wurde. Im Zuge der Lehrveranstaltung ist eine Online-Ausstellung sowie ein Film über die universitäre Lehr- und Studiensammlung antiker Münzen der TU Braunschweig entstanden, die am 13. Februar 2020 im HAUM der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Aus kulturgeschichtlicher Perspektive sind Münzen als historische Originalzeugnisse gerade deshalb so faszinierend, weil ihre Materialeigenschaften, ihre Präge- und Fundorte sowie ihre Bild- und Textgestaltung so überaus viel darüber verraten, wie Menschen miteinander interagiert, wie sich politische Mächte legitimiert und wie sich ganze Wirtschaftssysteme entwickelt haben. Münzen bieten uns Einblicke in frühere Kulturen, die wir aus literarischen Zeugnissen niemals gewinnen könnten. Allerdings wurden viele Objekte eingeschmolzen oder umgeprägt, sind verloren gegangen oder erodiert. Deshalb ist es wichtig, jene Münzen früherer Zeiten, die wir heute noch greifen können, wissenschaftlich sauber zu dokumentieren und zu erforschen.
Die TU Braunschweig verfügt seit einer privaten Schenkung in den 1990er-Jahren über eine Lehr- und Studiensammlung antiker Münzen. Diese wurde im Zuge eines Lehrprojekts unter Leitung von Professor Johannes Wienand aufgearbeitet und digitalisiert. Johannes Wienand ist Professor für Alte Geschichte an der TU Braunschweig und leitet zugleich das Münzkabinett am Herzog Anton Ulrich-Museum. Aus der Lehrveranstaltung ist auch eine Online-Ausstellung über die universitäre Lehr- und Studiensammlung antiker Münzen entstanden, die von den Studierenden inhaltlich erarbeitet wurde.
Diese Online-Ausstellung wird am 13. Februar 2020 am Herzog Anton Ulrich-Museum der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Rahmen der Ausstellung wird auch ein Film zu sehen sein, der die Arbeit an und mit der universitären Sammlung der TU Braunschweig dokumentiert. An der Präsentation der Online-Ausstellung wirkten Studierende aus der Lehrveranstaltung mit.
Weltweite Vernetzung von digitalen Münzsammlungen
Die Digitalisierung einer numismatischen Sammlung bietet die Möglichkeit, den Sammlungsbestand in einer ganz neuen Qualität nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern auch für die Forschung und Lehre aufzubereiten: Die Daten, die sich zu den einzelnen Sammlungsobjekten erheben lassen, lassen sich über virtuelle Schnittstellen in Sekundenbruchteilen mit Daten aus anderen Sammlungen weltweit in Beziehung setzen. So werden erstmals in großem Stil statistische Abfragen etwa über den Münzumlauf, über die Verteilung von Münzschätzen oder über den Einsatz bestimmter Bildelemente möglich. Galt die Anforderung „das Runde muss ins Eckige“ im Grunde schon für die Münzkabinette alten Typs, so verstärkt sich der Imperativ im Raum des Digitalen nochmals erheblich. Numismatische Sammlungstätigkeit ist heute ohne Digitalisierung kaum denkbar. Auch für die universitäre Lehre ergeben sich aus der Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten.