Ministerin Julia Willie Hamburg besuchte das NFF Stellvertretende Ministerpräsidentin informierte sich über Mobilitätsforschung
Alternative Antriebstechniken, die Digitalisierung in Verbindung mit dem Logistikbereich oder auch das autonome Fahren sind einige der Entwicklungen, die neue Herausforderungen in der Mobilität mit sich bringen. Mehr als 1.000 Wissenschaftler*innen forschen am Niedersächsischen Zentrum Fahrzeugtechnik (NFF), einem Zentrum der Technischen Universität Braunschweig, an der Zukunft der Mobilität. Davon konnte sich die stellvertretende Niedersächsische Ministerpräsidentin und Kultusministerin Julia Willie Hamburg am 31. August auf ihrer Sommerreise ein Bild machen.
Das NFF beschäftigt sich nicht nur in Forschung und Lehre, sondern auch zunehmend im Bereich Weiterbildung und Qualifizierung mit allen Themen der bodengebundenen Mobilität. Dazu wurde die NFF-Forschungsvision zur Nachhaltigen Mobilität um das Querschnittsforschungsfeld „Transformation von Mobilität – Arbeit, Recht, Geschäftsmodelle“ erweitert. Aus dem Teilbereich „Arbeit“ informierte Professorin Simone Kauffeld über den Weiterbildungsverbund „(Re)Shape Automotive Industry: Upskilling und Reskilling“. Gemeinsam mit Berufsbildungsakteuren, Unternehmen und wissenschaftlichen Expert*innen sollen am NFF Konzepte erarbeitet werden, um Mitarbeitende für die neuen Herausforderungen der Arbeitswelt zu qualifizieren. Diese Veränderungen in der Automobilwirtschaft ergeben sich durch Digitalisierung, Elektrifizierung und deren Auswirkungen z.B. auf Geschäftsmodelle.
Mit der zunehmenden Digitalisierung im Mobilitätssektor verändern sich auch die rechtlichen Fragestellungen. Vom Lieferroboter über adaptive Mikromobile bis hin zum autonomen ÖPNV gewinnen verschiedene Rechtsbereiche an Relevanz. Einen Einblick, welche rechtspolitischen Erwägungen sich aktuell im Hinblick auf das automatisierte und vernetzte Fahren ergeben, gab Professorin Anne Paschke, Direktorin der Forschungsstelle Mobilitätsrecht an der TU Braunschweig.
Aufbauend auf sich verändernden Mobilitäts- und Logistikbedürfnissen beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am NFF auch damit, wie etwa das Zusammenspiel von Menschen, Gütern, Verkehrsmitteln und Infrastruktur optimiert werden kann. Anwendungsnahe Konzepte, Lösungen und Geschäftsmodelle werden beispielsweise im Zukunftslabor Mobilität entwickelt, wie NFF-Vorstandssprecher Professor Thomas Vietor, Leiter des Instituts für Konstruktionstechnik an der TU Braunschweig, und NFF-Vorstandsmitglied Professor David M. Woisetschläger, Leiter des Lehrstuhls für Dienstleistungsmanagement an der TU Braunschweig, der Delegation erläuterten. Dazu werden die vier Disziplinen – Fahrzeugtechnik, Verkehrsforschung, Informatik und Betriebswirtschaft – zusammengeführt.
Vom Treibstoff der Zukunft bis zur fahrerlosen Zukunft
Von konkreten Ergebnissen dieser Forschungsarbeiten konnte sich die Ministerin bei einer Begehung des NFF-Technikums persönlich überzeugen. Beispielsweise arbeitet das NFF federführend mit dem Institut für Fahrzeugtechnik der TU Braunschweig und weiteren Partnern an der Inbetriebnahme eines echten fahrerlosen Personenshuttles im fließenden Verkehr und hohem Takt bzw. nach individuellem Kundenbedarf am Mobilitätscluster Forschungsflughafen bis Mitte 2024. Eingeflossen in das prototypische Level-4-Fahrzeugkonzept RAION auf Basis einer intelligenten und elektrifizierten Fahrplattform sind auch Ergebnisse aus Projekten im Rahmen des Zukunftslabors (z. B. AutoMoVe).
Dabei und bei der Umsetzung weiterer Forschungsprojekte profitiert das Zentrum von der guten Vernetzung mit universitären und außeruniversitären Einrichtungen und Industriepartnern in Niedersachsen und darüber hinaus. So bündeln beispielsweise das Innovationslabor „THEWA – Thermomanagement von Wasserstoff-Tankstellensystemen“ oder der Aufbau eines H2-Terminals in unmittelbarer Nähe des NFF-Gebäudes am Forschungsflughafen Braunschweig die Forschungskompetenzen entlang der Wasserstoff-Wirkungsgradkette und realisieren Forschungsarbeiten rund um die Themen Wasserstofferzeugung, -speicherung, -einspeisung und -verteilung sowie -rückverstromung in Brennstoffzellen. Ziel ist es, wasserstoffbasierte Brennstoffzellentechnologie für verschiedene Mobilitätsanwendungen wie PKW, Flugzeug, Bahn oder Schiff anwendbar zu machen.
Über das NFF
Das NFF konzentriert sich auf Zukunftsthemen der fahrzeug- und verkehrstechnischen Forschung. Gegründet wurde es 2007 mit Unterstützung der Niedersächsischen Landesregierung und der Volkswagen AG, um die Forschungsregion Braunschweig als Spitzenstandort in der Fahrzeugtechnik mit internationalem Rang zu etablieren. Zentrale Vision ist die nachhaltige Mobilität, die in fünf Forschungsfeldern umgesetzt wird:
- Automatisiertes und vernetztes Fahren
- Emissionsfreie Fahrzeug- und Antriebssysteme
- Digitalisierung und künstliche Intelligenz
- Flexible Fahrzeugkonzepte und Fahrzeugproduktion
- Transformation von Mobilität, Arbeit und Geschäftsmodellen
Aktuell hat das NFF 48 Mitglieder, die sich nicht nur aus Instituten der Universitäten Braunschweig, Hannover und Clausthal zusammensetzen, sondern auch aus anderen Forschungseinrichtungen der Region (u.a. Fraunhofer, Ostfalia).