18. Februar 2021 | Presseinformationen:

Langanhaltende Immunantwort bei COVID-19-Patienten möglich Produktion von Virus-Proteinen an TU Braunschweig für ATAC-Studie

Die Stärke und Dauer der erworbenen Immunantwort von COVID-19-Patient*innen auf das SARS-CoV-2 Virus ist entscheidend für den zukünftigen Schutz. Untersuchungen von Corona-Patient*innen haben gezeigt, dass der Körper einen langanhaltenden Schutz gegen eine erneute Infektion aufbauen kann. Ein Forscherteam der Technischen Universität Braunschweig hat zusammen mit Partnern des EU-Konsortiums ATAC (Antibody Therapy Against Corona) die Ergebnisse von Untersuchungen zur Langlebigkeit der Immunantwort von COVID-19-Patient*innen im medizinischen Journal „Med“ im Verlag Cell Press veröffentlicht.

Die Beobachtung der Immunantworten während einer Infektion mit Coronavirus-2 (SARS-CoV-2) kann nützliche Informationen für die Entwicklung von Impfstrategien gegen dieses Virus und seine neuen Varianten liefern. Für die ATAC-Studie wurden dazu 119 Proben von 88 Spender*innen analysiert. Untersucht wurde die B-Zell- und T-Zell-Antwort von Patient*innen aus Italien und Schweden, die zwischen Februar und Oktober 2020 an COVID-19 erkrankt waren.

Bei dem größten Teil der Patient*innen waren acht Monate nach der Erkrankung noch Abwehrstoffe im Blut (Antikörper vom Typ Immunglobulin-G (IgG)) gegen das Virus vorhanden. Weiterhin bildete das Immunsystem auch Gedächtnis-B-Zellen. Diese sind wichtig für eine effizientere Antikörperantwort auf eine spätere, erneute Infektion. Die erworbene T-Zell-Antwort ist dagegen entscheidend für das Eliminieren von mit dem Virus infizierten Zellen und kann eine weitere Vermehrung der Viren im Körper verhindern. Die Anzahl von anti-SARS-CoV-2 spezifischen T-Zellen stieg über den Untersuchungszeitraum. Das lässt vermuten, dass eine langanhaltende Immunantwort und damit ein Schutz gegen SARS-CoV-2 möglich ist. Für weitergehende Schlussfolgerungen müsste allerdings die Immunantwort der Patient*innen über mehrere Jahre untersucht werden.

Der Coronavirus SARS-CoV-2 ist aus verschiedenen Proteinen aufgebaut. Die Kenntnis der Protein-Bausteine und ihrer Eigenschaften hilft bei der Produktion dieser Proteine, um sie für Tests in Blutserum einsetzen und die Immunreaktion beurteilen zu können. „Wir hatten bereits im Februar 2020 begonnen, systematisch SARS-CoV-2-Proteine in verschiedenen Systemen zu produzieren. Hier freut es mich, dass das von mir entwickelte Produktionssystem in Insektenzellen sich für diese viralen Proteine als am besten geeignet erwiesen hat und wir damit sehr schnell und umfangreich Patientenserum testen konnten“, sagt Dr. Maren Schubert aus der Abteilung Biotechnologie der TU Braunschweig.

„Die Produktion der SARS-CoV-2-Proteine war nicht nur für dieses Projekt essentiell, sondern auch für die Entwicklung von Wirkstoffen, insbesondere unserer rekombinanten Antikörper zur Therapie von COVID-19-Erkrankten“, ergänzt der beteiligte Wissenschaftler Dr. Federico Bertoglio mit Blick auf die Entwicklung des menschlichen Antikörpers COR-101 durch CORAT in Braunschweig. Der Antikörper gilt als vielversprechende Grundlage für eine Medikamentenentwicklung.

Professor Michael Hust, Leiter des ATAC-Teams an der TU Braunschweig: „Wir freuen uns, dass wir mit unseren Technologien zu dieser wichtigen Studie beitragen konnten. Unsere Erfahrungen zeigen auch, dass wir in Braunschweig exzellent aufgestellt sind, um uns in Zukunft besser auf künftige Pandemien vorbereiten zu können.“

Professor Stefan Dübel, Leiter der Abteilung Biotechnologie der TU Braunschweig: „Dieses Projekt im Rahmen der Corona-Pandemie hat stark von der internationalen Zusammenarbeit profitiert, die wir schon seit vielen Jahren im Bereich der Infektionsforschung durchführen. Es hat dadurch Vorbildfunktion für eine zukünftig europaweit koordinierte Abwehrstrategie gegen weitere Pandemien.“

Beteiligt an der Studie waren neben der Abteilung Biotechnologie der Technischen Universität Braunschweig auch das Karolinska Institut in Stockholm (Schweden), Institute for Research in Biomedicine (IRB) in Bellinzona (Schweiz), Joint Research Center (JRC) der Europäischen Kommission in Ispra (Italien) und Policlinico San Matteo in Pavia (Italien).