Landen ohne bodenbasierte Instrumentenlandesysteme GRADE – ein europäisches Projekt zu satellitengestützten Anflügen in der Allgemeinen Luftfahrt
Das SESAR-Programm ist eine Initiative von Industriepartnern, der Europäischen Kommission sowie Eurocontrol. Ziel ist die Vereinheitlichung, Harmonisierung und Synchronisierung der Dienste im des europäischen Flugverkehrsmanagements. Von SESAR entwickelte Lösungen, um Präzisionsanflüge auch an Flugplätzen ohne Instrumentenlandesysteme durchführen zu können, werden im GRADE-Projekt simuliert und in Flugversuchen demonstriert. Die Technische Universität Braunschweig ist daran mit Flugversuchen und einem Prototypen eines portablen Navigationsdisplays beteiligt.
Die Allgemeine Luftfahrt ist ein Sammelbegriff für den zivilen Flugverkehr, ausgenommen davon sind der Linien- und Charterverkehr. Beispiele sind Privat- und Geschäftsreisen, Lieferverkehr, Feuerlöschflüge und Rettungseinsätze. Instrumentenlandesysteme (ILS) mit Sendern am Boden und Empfängern an Bord (Kreuzzeiger) unterstützen Piloten beim Landeanflug, so dass sie auch bei schlechten Sichtverhältnissen präzise steuern können. Start- und Landepunkte der Allgemeinen Luftfahrt sind oft regionale, nicht instrumentierte Flughäfen, große Flughäfen ohne ILS oder ILS-kompatible Flughäfen, die von Flugzeugen und Drehflüglern ohne ILS angesteuert werden.
Sicherheit und Erreichbarkeit von Flughäfen verbessern
Ziel des GRADE-Projekts ist deshalb, die Sicherheit und Erreichbarkeit dieser Flughäfen zu verbessern. Dazu erforschen die Partner, darunter die TU Braunschweig, Anflugverfahren, die die Führung des Piloten mittels Satellitennavigation ermöglichen. Dieses Verfahren bieten den Flughäfen sowie der Flugsicherung eine erhöhte Flexibilität bei der Gestaltung von Anflugverfahren, zum Beispiel bei erhöhtem Verkehrsaufkommen oder bei einem großen Verkehrsmix.
Neue Konzepte demonstriert
Im GRADE-Projekt wird die Nutzung von drei neuen SESAR-Konzepten („Enhanced terminal operations with LPV procedures“, „Precision approaches using GBAS CAT II/III“ und „Approach procedures with vertical guidance“) speziell durch Flugzeuge der Allgemeinen Luftfahrt demonstriert. Hierbei werden auch portable, nicht-zertifizierte Displays getestet, die satellitengestützte Informationen zur Führung des Piloten anzeigen. Dazu wurden bislang im Projekt zunächst Simulatorversuche durchgeführt. Im Sommer 2019 folgen Flugversuche in Braunschweig mit einer Cessna 172 und parallel einem Helikopter sowie mit einer Tecnam P92 in Capua (Italien). In diesem Rahmen werden die TU Braunschweig und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen Open Day zum Projekt für Fachgäste am Flughafen Braunschweig anbieten.
Die bei der Demonstration gewonnenen Daten und Ergebnisse können Belange der Regulierung, Standardisierung und Zertifizierung im Bereich General Aviation und Drehflügler unterstützen.
Finanziert wird das GRADE-Projekt vom SESAR-Programm mit insgesamt 1,2 Millionen Euro; die TU Braunschweig wird im Projektzeitraum vom Januar 2018 bis Dezember 2019 mit 196.000 Euro gefördert.
Partner im GRADE-Projekt:
Italian Aerospace Research Centre (CIRA), Bulgarian Air Traffic Services Authority (BULATSA), Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Malta Air Traffic Services (MATS) Ltd., Nextant Applications and Innovative Solutions (NAIS), Technische Universität Braunschweig), Parthenope University (Institute for Sustainable Society and Innovation)