Klimakrise trifft Urbanisierung Konferenz „Stadt der Zukunft #SdZ23“ an der TU Braunschweig
Mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung werden bis 2050 in Städten leben. Städte sind Sehnsuchtsorte und Innovationszentren, gleichzeitig Treiber von Ressourcenverbrauch und Klimawandel und besonders von den Folgen betroffen. Städte haben aber immense Potenziale, Orte nachhaltiger Veränderung zu sein. Um „Forschung und Aktionen für einen positiven Wandel“ aus verschiedenen Perspektiven zu ergründen, lädt der Forschungsschwerpunkt „Stadt der Zukunft“ der Technischen Universität Braunschweig am 11. und 12. Oktober zur Konferenz #SdZ23. Mit dabei: Klimaforscher Professor Hans Joachim Schellnhuber, Gründer des renommierten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
„Die Erderwärmung schreitet voran und lässt unseren Lebensraum schrumpfen. Deshalb müssen wir Städte in einem ganz neuen Licht sehen und vor allem auch planen und umbauen. Multifunktional und angepasst an Wetterextreme, damit auch nachfolgende Generationen eine lebenswerte Stadt bewohnen können“, betont Professor Hans Joachim Schellnhuber. Am 12. Oktober wird der Klimaforscher zunächst einen fachlichen Input zur aktuellen Lage der Klimakrise geben, bevor er mit Studierenden und jungen Wissenschaftler*innen den Beitrag der Wissenschaft zur Stadtentwicklung beleuchtet, der vor dem Hintergrund des Zusammenpralls von Klimakrise und Urbanisierung eine steigende Dringlichkeit erfährt.
Lebenswert, nachhaltig und zukunftsfähig
Über zwölf Stockwerke im Braunschweiger Mühlenpfordt-Hochhaus bietet der Forschungsschwerpunkt an beiden Tagen ein vielfältiges Programm rund um „Forschung und Aktionen für einen positiven Wandel“ für die Stadt der Zukunft an – und das nicht nur für Fachwelt und Wissenschaft, sondern für alle Interessierten.
„Wir wollen mit dieser ersten gemeinsamen interdisziplinären Tagung des Forschungsschwerpunkts die Stadtentwicklung ganz oben auf die wissenschaftliche Zukunftsagenda setzen: In den urbanen Räumen wird entschieden, ob Klimaziele erreicht werden und in den Städten werden die Menschen in besonderer Weise spüren, wenn dies nicht gelingt. Wichtig ist uns dabei, den Zusammenhang von Stadtnarrativen, Stadtmodellierungen, Stadterfahrungen und Stadtgestaltung interdisziplinär zu gestalten und so Zusammenhänge von Forschung und tatsächlicher Intervention aufzuzeigen“, so die Co-Sprecher des Forschungsschwerpunkts, Professorin Vanessa Carlow und Professor Eckart Voigts.
Von Mobilität bis 3-Druck im Bauwesen
Vor dem Panel mit Professor Schellnhuber, das den Abschluss der Konferenz bildet, laden acht Sessions zum interdisziplinären Dialog. So widmet sich „Gute Wege?!“ den Mobilitätsräumen, insbesondere den Stadtstraßen. Während der Veranstaltung nehmen die Teilnehmenden verschiedene Perspektiven ein: Welche Erfahrungen machen Menschen, wenn Sie sich zu Fuß, mit dem Rollstuhl oder mit dem Fahrrad durch die Stadt bewegen? In einer weiteren Session geht es zum Digital Building Fabrication Laboratory (DBFL), dem großformatigen 3D-Drucker der TU Braunschweig. Wissenschaftler*innen des Sonderforschungsbereichs „Additive Manufacturing in Construction“ (AMC) bieten hier Einblicke, wie die additive Fertigung das Bauwesen revolutioniert und neue Formfreiheiten eröffnet.
Das Konzept der „Citiness“ steht im Mittelpunkt von „Stadtimagination / Stadtnarrative“. Dieses Panel erörtert, wie Narrative und Imagination die Wege zur Stadt der Zukunft ebnen, gestalten, begleiten und bebildern. Weitere Sessions beschäftigen sich mit der klimagerechten und (ver)sorgenden Stadt, der gesunden Stadt oder dem Leben mit Wasser. Eine Auszeichnung erhalten die besten Konzepte und Ideen bei einem Wettbewerb zur produktiven Stadt. Unter dem Titel „Wer sind wir – und wenn ja wie viele?“ stellt sich außerdem das Zentrum Klimaforschung Niedersachsen (ZKfN) vor.
Ausstellungen und Live-Musik
Neben dem wissenschaftlichen Diskurs ist ein buntes Rahmenprogramm geplant – mit Ausstellungen, Bühnenprogramm, Foodtrucks und Live-Musik. Um gut gestärkt in die Konferenz zu starten, gibt es am 11. Oktober ein gemeinsames Frühstück. Zu den weiteren „Aktionen“ gehört die Wanderausstellung „Lebenswerte Stadt“ der dänischen Botschaft, die anhand von 28 Beispielen aus Dänemark nachhaltige Stadtentwicklung zeigt. Das Landvolk Braunschweig präsentiert mit der Initiative „echt grün – eure Landwirte“, wie man verantwortungsvoll, nachhaltig und zukunftsgewandt Landwirtschaft gestalten kann und erklärt, was saisonale und regionale Ernährung wirklich bedeutet.
Mit dem Georadargerät der Geophysiker*innen können Besucher*innen vor dem Hochhaus in der Mühlenpfordtstraße selber einmal einen Blick in den Boden werfen. Wie lebendig unsere Stadtgewässer sind, erfahren Interessierte an einem weiteren Stand. Die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften lädt zum DataWalk mit einer Companion App: Damit können Menschen, die Probleme bei der räumlichen Orientierung haben, Routen für ein spezielles Training erstellen.
Dass ihre Vision einer Stadt der Zukunft international und voller Vielfalt ist, zeigen die TUBS-Players, eine englische Theatergruppe an der TU Braunschweig: In ihrem „International-Sonnet-Rap“, einer multilingualen Variante von Shakespeares berühmtem Sonnet 18 („Soll ich Dich mit einem Sommertag vergleichen“), spielen sie mit sprachlicher Vielfalt. Und was wäre eine Stadt ohne Musik? Dank Unterstützung des Instituts für Musik und ihre Vermittlung bietet die Bühne ab 17 Uhr ein abwechslungsreiches Programm unterschiedlicher Musikstile und Bands.
Konferenz #SdZ23
11. Oktober, 9 bis 22 Uhr
12. Oktober, 9 bis 15:30 Uhr
Mühlenpfordtstr. 23, 381016 Braunschweig
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei. Für die Sessions, das PhD-SpeedDating und das Abschlusspanel wird um eine verbindliche Anmeldung bis zum 22. September 2023 über die Website gebeten. Für Aktionen, Projektvorstellungen, Vorträge oder Live-Musik ist keine Anmeldung nötig.
Programm und Anmeldung: https://sdz-konferenz.de/
Über den Forschungsschwerpunkt „Stadt der Zukunft“
Die Konferenz #SdZ23 wird vom Forschungsschwerpunkt „Stadt der Zukunft“ der TU Braunschweig ausgerichtet. Als einer von vier thematischen Schwerpunkten geht „Stadt der Zukunft“ seit 2015 der Fragestellung nach, wie Städte angesichts weitreichender Herausforderungen einer globalisierten Welt, fortschreitender Urbanisierung, Ressourcenschwunds und Klimawandels auch zukünftig den Bedürfnissen ihrer Bewohner*innen gerecht werden können. Dabei geht die Betrachtung der Wissenschaftler*innen über physische Aspekte und Stadtgrenzen hinaus und integriert historische, literarische, philosophische, soziale und ökologische Themen.