Jetzt wird’s bunt Wettbewerb um den Johannes-Göderitz-Preis zum Campus Nord entschieden
Wie können am Areal um den Campus Nord der Technischen Universität Braunschweig Wohnen und Arbeiten, Bildung und Forschung, aber auch Freizeit und Kultur in einem Quartier vereint werden? Wie kann die Stadt in die Uni geholt werden? Und wie können Studierende sowie andere Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden? Mit diesen Fragen setzten sich Architektur-Studierende von fünf Universitäten beim diesjährigen Wettbewerb um den Johannes-Göderitz-Preis unter dem Titel „CoLiving Campus – Urbanes kollaboratives Quartier“ auseinander. Am Dienstag, 20. November 2018, werden die Auszeichnungen verliehen und die Ausstellung zu den städtebaulichen Ideen eröffnet.
Gleich drei erste Preise wird die Jury in diesem Jahr vergeben. „Alle drei Arbeiten weisen eine besondere Qualität auf, die jeweils über den ersten Preis gewürdigt werden soll“, so die Entscheidung der Jury. Für ihren Entwurf „Jetzt wird’s bunt“ erhalten Marie Scheer und Kristin Schöning von der TU Braunschweig einen ersten Preis. Ebenso werden Malte Guhlke und Lhara Collin von der TU Dresden für „Grüne Umarmung“ sowie Beatrice Felix und Leon Schreiber von der Leibniz Universität Hannover für ihre Arbeit „Quartier Nord-Ost“ mit jeweils einem ersten Preis ausgezeichnet. Der zweite Preis geht an Carolyn Genschow von der TU Dresden für ihren Entwurf „Innovationscampus Ringgleis“, der dritte Preis an Diana Meyer und Duc Viet Nguyen, ebenfalls von der TU Dresden, mit ihrem Projekt „Step by Step“. Die ersten Preise waren mit jeweils 1.000 Euro, der zweite mit 600 Euro und der dritte mit 400 Euro dotiert.
17 Arbeiten aus fünf Universitäten
Gefragt sind beim Johannes-Göderitz-Preis mutige Arbeiten. „Denn hier ist der Rahmen für eine Diskussion außerhalb des „geschützten“ Raums der Universitäten oder der Städte gegeben“, betont Professor Uwe Brederlau, Leiter des Instituts für Städtebau und Entwurfsmethodik und Vorsitzender der Johannes-Göderitz-Stiftung. „Für die diesjährige Wettbewerbsaufgabe „CoLiving Campus – Urbanes kollaboratives Quartier“ wurde mit dem Campus Nord einschließlich Umgebung ein Areal ausgewählt, das zusätzlich zum Forschen und Lehren bereits vielfältige Aktivitäten aufweist. Die Atmosphäre einer ehemaligen Bundesgrenzschutzkaserne ist jedoch ebenso noch spürbar. Das Potenzial dieses Campus, dieses Stadtraums wurde bereits in dem Zukunftsbild für Braunschweig „Denk deine Stadt“ offensichtlich. Den Möglichkeitsraum dafür haben die eingereichten Arbeiten aller Studierenden nun erheblich erweitert.“
Insgesamt reichten die teilnehmenden Hochschulen HafenCity Universität Hamburg, Leibniz Universität Hannover, TU Braunschweig, TU Dresden und TU Kaiserslautern 17 Arbeiten ein. Dabei gestalteten die Studierenden in allen Entwürfen Ansätze für ein gemischtes urbanes Campus-Quartier. Nachhaltigkeit und Fußgänger- sowie Fahrradfreundlichkeit waren allen wichtig. Ebenso sind Sharing-Angebote und gemeinschaftliche Konzepte Bestandteil der meisten Projekte.
Aus der Perspektive der Nutzer
Für ihr Projekt „Jetzt wird’s bunt“ hatten die beiden Studentinnen Marie Scheer und Kristin Schöning von der TU Braunschweig vorab mit zahlreichen Nutzerinnen und Nutzern, Vereinen und Initiativen am Campus Nord gesprochen, Interviews geführt und das künftige Quartier genau unter die Lupe genommen. Ihre Idee: Verschiedene Partizipationsmethoden sollen für das Areal erprobt werden. Daher gibt es keinen fertigen städtebaulichen Entwurf, sondern Vorschläge wie sich das Gebiet in den nächsten Jahrzehnten entwickeln kann.
Damit konnten die Braunschweiger Studentinnen bei der Jury punkten. „Diese Arbeit hat sich in vorbildhafter Weise mit den Anforderungen der Auslobung zu dem Ansatz des Masterplans, der Prozesshaftigkeit und der Partizipation auseinandergesetzt. Bereits als Baustein des Studentenwettbewerbs wurden Interviews geführt und die Nutzerperspektive eingenommen“, lautet ihr Urteil.
„Wir wollten die Nutzerinnen und Nutzer am Campus Nord nicht einfach außen vor lassen“, erklärt Kristin Schöning ihren Ansatz. „Uns ging es auch um das gemeinschaftliche Miteinander“, ergänzt Marie Scheer. „Wir wollen Synergien schaffen zwischen Vorhandenem und Neuem.“ Der Entwurf unter dem Motto „Jetzt wird’s bunt“ meint: Bunt im Sinne von durchmischt, offen, verbindend.
Die Stadt in die Uni holen
In dem Entwurf „Grüne Umarmung“ von Malte Guhlke und Lhara Collin, TU Dresden, sieht die Jury in „herausragender Weise“ die Absicht umgesetzt, „die Stadt in die Uni“ zu holen. „Das städtebaulich durchkomponierte Quartier bietet eine robuste Grundstruktur mit der Option, auch über partizipative Prozesse dauerhaft klare Raumstrukturen des Öffentlichen und des Privaten zu schaffen.“
Die Arbeit „Quartier Nord-Ost“ von Beatrice Felix und Leon Schreiber, Studierende der Leibniz Universität Hannover, gibt ein klares Statement ab, möglichst viel von dem Grünbestand zu bewahren. „Dieser Entwurf zeichnet sich durch eine klare Entscheidung und einen konzeptionellen Blick auf die gesamtstädtische Ordnung und Balance aus, indem er den Campus Ost mit dem Campus Nord verbindet und gleichzeitig als ebenbürtigen Potenzialraum die vorhandene Grünfläche für die weitere Entwicklung und Qualifizierung belässt“, urteilt die Jury.
Die Preise im Rahmen des Johannes-Göderitz-Wettbewerbs 2018 werden
am Dienstag, 20. November 2018, um 16 Uhr
im Foyer des Hörsaalgebäudes am Campus Nord, Bienroder Weg 84
vergeben. Die Ausstellung der Arbeiten zum „CoLiving Campus – Urbanes kollaboratives Quartier“ ist bis zum 12. Dezember montags bis freitags zu den Öffnungszeiten des Foyers zu sehen.
Kooperationspartner des Wettbewerbs ist die Stadt Braunschweig, die unter anderem mit der Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Anja Hesse und Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer in der Jury vertreten war.
Stimmen zur Preisverleihung:
Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Präsidentin der TU Braunschweig:
„Die TU Braunschweig versteht sich als lebendiger Teil der Stadt und Region, mit denen wir ständig im Austausch sind. Mit dem CoLiving Campus können wir noch näher zusammenrücken und Forschung und Lehre, Arbeit und Wohnen in direkter Nachbarschaft aktiv gestalten. Wir sind sehr froh über die Zusammenarbeit der Stadt Braunschweig mit unseren Instituten und unserer Verwaltung, die in diesem innovativen Projekt beispielhaft ist. Ich persönlich freue mich auch über die frischen Ideen und die hohe Qualität der studentischen Entwürfe aus fünf Universitäten.“
Dr. Anja Hesse, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig:„Gemeinsam mit der TU Braunschweig wollen wir die Idee eines offenen Wissenschaftscampus entwickeln, wo Stadtentwicklung der Zukunft, Wissenschaft, Leben, Wohnen, Arbeiten und Lernen, experimentell erfahrbar werden. Der Campus Nord bietet interessante Voraussetzungen für ein solches Reallabor. Das Projekt ist Teil unseres Integrierten Stadtentwicklungskonzepts. Ich freue mich, dass wir jetzt erste, zum Teil gut durchdachte Anregungen bekommen haben, wie städtebauliche Lösungen für ein solches Zukunftsquartier aussehen könnten, denn mit den Planungen stehen wir noch am Anfang. Zahlreiche Fragenstellungen müssen noch bedacht und Voraussetzungen, nicht zuletzt bezüglich der Flächen, geklärt werden. Aus diesem Grund wollen wir zunächst im kommenden Jahr einen Beteiligungsprozess zur Einbeziehung der Bevölkerung und der verschiedenen Interessengruppen beginnen. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass genau dieser Ansatz bei der Mehrheit der Entwürfe eine Rolle gespielt und ein Entwurf mit einem solchen Denkmodell auch einen Preis zugesprochen bekommen hat.“
Heinz-Georg Leuer, Stadtbaurat der Stadt Braunschweig:
“Die städtebaulichen Entwürfe waren zum Teil von sehr ansprechender Qualität. Sehr unterschiedliche Herangehensweisen haben dabei auch zu sehr vielfältigen Ergebnissen geführt. Interessant fand ich zum Beispiel die Idee einer Verknüpfung des Campus Nord mit dem Campus Ost sowie den Ansatz einer Verdichtung der Flächen des Campus Nord und Campus Ost, so werden etwa die Flächen einiger heutiger Nutzungen nicht überplant, was potentielle Konflikte vermeiden könnte. Doch auch bei den anderen Entwürfen sind heutige Nutzungen mitgedacht und integrierbar. Auch die Integration von Ringgleis und der geplanten Campus-Bahn wird in einigen Fällen mitgedacht. Insgesamt sind unter den Siegerentwürfen des Wettbewerbs eine Vielzahl interessanter städtebaulicher Ansätze zu finden, von denen wir dann zu gegebener Zeit sicher einige in einem städtebaulichen Masterplan aufgreifen könnten.“
Prof. Uwe Brederlau, Leiter des Instituts für Städtebau und Entwurfsmethodik der TU Braunschweig und Vorsitzender der Johannes-Göderitz-Stiftung:
„Die prämierten Entwürfe zeigen in anschaulicher Art und Weise ein auf Zukunft gerichtetes, gemischtes urbanes Quartier, in dem denkbare Modelle für Wohnen und Arbeiten, Bildung und Forschung, Freizeit und Kultur zusammen gedacht und Studierende sowie weitere Bürgerinnen und Bürger zum Mitwirken eingeladen werden können.“