Glücklicher in fünf Wochen Glückstraining für Lehrkräfte erfolgreich
Am 20. März ist wieder der Weltglückstag der Vereinten Nationen. Antworten auf die Fragen was Glück ist, welche Bedeutung es in unserem Leben hat und wie es erreicht werden kann, gibt der Glücksforscher Tobias Rahm vom Institut für Pädagogische Psychologie der Technischen Universität Braunschweig. Er hat ein Glückstraining für Lehrkräfte entwickelt. Die Evaluation mit Daten von über 100 Teilnehmenden zeigt auch 10 Wochen nach der ersten Glücksmessung ein bedeutsam höheres subjektives Wohlbefinden als zuvor.
Glück steht für Tobias Rahm vom Institut für Pädagogische Psychologie für etwas, das in der Psychologie als subjektives Wohlbefinden bezeichnet wird. Es geht darum, möglichst häufig positive Emotionen zu erleben, eine hohe Lebenszufriedenheit zu haben und unangenehme Emotionen sowie deren negative Folgen für Gesundheit, Arbeit und Leben zu verringern. Dazu hat der Diplompsychologe ein Training entwickelt, das die Teilnehmenden darin unterstützt, das eigene Glücksempfinden aktiv zu verbessern. Inhaltlich geht es um förderliche Voraussetzungen für Wohlbefinden und was daraus resultiert. Die Teilnehmenden machen sich Gedanken über die eigene Emotionsbilanz, Prioritätensetzung und ihre Wahrnehmungs- und Bewertungsprozesse, wobei die Steigerung der Häufigkeit positiver Erlebnisse und die Regulation unangenehmer Emotionen einen besonderen Stellenwert einnehmen. Das Training setzt sich aus einem Trainingstag, zwei kurzen Auffrischungsterminen nach jeweils zwei Wochen und selbstständigen Übungen zusammen. Es erstreckt sich insgesamt über einen Zeitraum von fünf Wochen.
Seit Anfang März liegen dem Forscher die Ergebnisse aus den Online-Fragebögen von den über 100 Teilnehmenden seines Glückstrainings vor. „Man kann deutlich sehen, dass auch einen Monat nach dem Training die Veränderungen bei der Anzahl positiver Emotionen bedeutsam höher und bei der Anzahl negativer Emotionen bedeutsam geringer ausfällt als bei der Kontrollgruppe“, berichtet Rahm. Lehrkräfte liegen dem Glücksforscher bei seinem Training besonders am Herzen: „Wenn wir uns eine Welt mit weniger depressiven und mehr aufblühenden Menschen wünschen, sind unsere Schulen wahrscheinlich der beste Ansatzpunkt. Glückliche Lehrkräfte sollten laut Studien¹ einerseits deutlich seltener unter Burn-Out, Depressionen oder anderen psychischen Belastungen leiden. Und andererseits sind glückliche, unbelastete, kreative und problemlösekompetente Lehrkräfte sicherlich besser in der Lage, den nachfolgenden Generationen wichtige Lebenskompetenzen und Bildungsinhalte zu vermitteln als unglückliche.“ Das Training lässt sich mit wenig Aufwand in die schulische Weiterbildung und das Leben der Teilnehmenden integrieren. „Jetzt wäre es natürlich spannend zu untersuchen, wie lange diese Effekte messbar bleiben und was sich an Training und Untersuchungsdesign noch optimieren lässt“, merkt Rahm an. Eine neue Studie ist bereits für das nächste Jahr geplant.
Die Lieblingsübung des Glückstrainers heißt „Drei Gute Dinge“ und hat in früheren Online-Studien² beindruckende Wirksamkeit bewiesen. Sie eignet sich auch für die selbstständige Durchführung zu Hause. „Am besten suchen Sie sich eine feste Zeit vor dem Schlafengehen – zum Beispiel nach dem Zähneputzen – und notieren kurz drei Dinge, die heute schön waren. Das können ganz kleine Dinge wie ‛Eichhörnchen beim Klettern zugeschaut’ oder ‛freundliches Lächeln beim morgendlichen Kaffeekaufen‛ sein oder große wie ‛unangenehme Aufgabe erfolgreich erledigt’ oder ‛großartige Rückmeldung von der Chefin’. Dadurch trainieren Sie, die eigene Wahrnehmung stärker auf das Positive zu lenken und so mehr positive Emotionen zu haben. Im zweiten Schritt schreiben Sie außerdem auf, was Sie selbst dazu beigetragen haben, dass Ihnen diese schönen Dinge passiert sind. Damit verankern Sie die Einstellung, deutlich mehr Gestaltungsspielraum zu haben, als Sie denken. So merken Sie immer stärker, dass Sie tatsächlich ‛Ihres Glückes Schmied’ sind“, so Rahm.
¹ Lyubomirsky, S., King, L. & Diener, E. (2005). The Benefits of Frequent Positive Affect: Does Happiness Lead to Success? In: Psychological Bulletin, 131 (6), 803–855.
² Seligman, M., Steen, T., Parks, N. & Peterson, C. (2005). Positive Psychology Progress – Empirical Validation of Interventions. In: American Psychologist, 60 (5), 410–421.