15. Januar 2021 | Presseinformationen:

Forschungs- und Entwicklungskompetenzen am Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann besuchte PVZ

Die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Carola Reimann, war am Donnerstag, 14.01.2021, zu Gast am Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik (PVZ) der Technischen Universität Braunschweig. Hier forschen etwa 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Entwicklung und Herstellung neuer Arzneimittel. Das PVZ informierte die Ministerin auf Grundlage dieser Expertise über die besonderen Herausforderungen bei der Herstellung der aktuell zugelassenen Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 und stellte die Forschungs- und Entwicklungskompetenzen in diesem Bereich am Zentrum vor.

Die beiden Sprecher des PVZ-Vorstandes, Professor Arno Kwade und Professorin Heike Bunjes, begrüßten Carola Reimann im Forschungszentrum. Als promovierte Biotechnologin informierte sich die Sozial- und Gesundheitsministerin an ihrer Alma Mater über die Formulierung und mögliche Herstellungsverfahren von mRNA-Impfstoffen.

„Dass wir schon jetzt zwei zugelassene Impfstoffe haben, ist eine riesige wissenschaftliche Leistung. Über die kontinuierliche Weiterentwicklung der Forschung möchte ich mich vor Ort überzeugen“, betont Dr. Carola Reimann, „Hier im PVZ forschen Expertinnen und Experten aus Pharmazie, Verfahrenstechnik und Mikrotechnik gemeinsam an medizinischen Wirkstoffen und Lösungen für effektive und kostengünstige Medikamente. Gerade in der schwierigen Zeit der Pandemie ist mir der Wissenstransfer zwischen Forschung und Produktion ein besonderes Anliegen“, so Reimann weiter.

Arzneistoffe können nur mit der passenden Formulierung, also ihrer „Verpackung“ zielgerichtet an der richtigen Stelle im Körper ihre Wirkung entfalten. Die neue Wirkstoffklasse mRNA wäre allein, also ohne entsprechende Formulierung, nicht stabil. Das heißt, sie würde bei der Anwendung im Menschen schnell abgebaut, könnte nicht an ihren Wirkort im Zellinneren gelangen, und somit keine Immunisierung auslösen. „Nur durch die Auswahl einer passenden Rezeptur mit speziellen, dem eigentlichen Wirkstoff hinzugegebenen Hilfsstoffen und durch die Auslegung geeigneter Herstellungsverfahren für die Impfstoffformulierung wird eine Immunisierung der Patienten effektiv möglich“, erklärt Professorin Heike Bunjes.

„RNA-Produkte sind eine biologische Wirkstoffklasse, die in der Zielsetzung des Zentrums für Pharmaverfahrenstechnik konkret berücksichtigt ist: Die Prozessforschung und -entwicklung am Zentrum ist schon von Anfang an auf Verarbeitungsmethoden für solch sensible Moleküle ausgerichtet“, so Professor Arno Kwade.

Im Fokus standen außerdem die Forschungs- und Entwicklungskompetenzen am PVZ zur Unterstützung der Entwicklung von Herstellungsmethoden für Impfstoffe, aber auch therapeutische Arzneimittel, die bei der Bekämpfung von aktuellen und zukünftigen Viruserkrankungen relevant sind. Dazu gehören

  • Mikrotechnische Methoden, um neue Impfstoffklassen schonend herstellen zu können,
  • Methoden zur gezielten Produktgestaltung unter besonderer Berücksichtigung nanostrukturierter Formulierungen,
  • Verfahren, die von kleinsten Wirkstoffmengen gezielt zur Produktion großer Mengen für den Markt führen,
  • prozess- und produktanalytische Methoden, um die Qualität von pharmazeutischen Produkten sicherzustellen, und zwar speziell bei flüssigen Arzneiformen mit nur wenige Nanometer kleinen Bestandteilen.

Gleichzeitig tauschten sich die Beteiligten auch über mögliche Industriepartner aus, mit denen Impfstoffe in Niedersachsen produziert werden könnten.