Bauen gegen Infektionsübertragung im Luftverkehr Architekten untersuchen baulichen Infektionsschutz von Flughäfen
Immer mehr Menschen legen immer längere Strecken in kürzerer Zeit mit dem Flugzeug zurück. Mit ihnen reisen auch Krankheitserreger, die sich auf diese Weise schnell und unkontrolliert verbreiten können. Die Risikofaktoren ihrer Ausbreitung und ihre Übertragungswege sowie Möglichkeiten, die sogenannten Infektionsketten zu unterbrechen, untersuchen nun Architekten der Technischen Universität Braunschweig anhand der baulichen Beschaffenheit von Flughäfen. Ergebnis des Forschungsprojektes „HYFLY“ sollen konkrete Handlungsempfehlungen für Flughafenbetreiber und Fluggesellschafften sein.
„Die Infrastruktur eines Flughafens beeinflusst die Prozesse, die in ihm ablaufen und damit auch die Ausbreitung und die Übertragungswege von Infektionskrankheiten. Mit unserer Erfahrung aus dem Krankenhausbau werden wir infektionskritische Bereiche identifizieren, bewerten und bauliche Lösungen erarbeiten“, erklärt Wolfgang Sunder vom Institut für Industriebau und Konstruktives Entwerfen der Technischen Universität Braunschweig.
Innerhalb des Infrastrukturgebäudes Flughafen und im Flugzeug kommt es zu vielfältigen Überschneidungen von Wegen und Prozessabläufen. Besonders an Schnitt- oder auch Engstellen besteht das Risiko einer Infektionsübertragung. Denn an Passagierschleusen, Sanitäranlagen oder Abfertigungsbereiche kommt es besonders häufig zu direkten oder indirekten Kontakt zwischen den Passagieren. Gemeinsam mit weiteren Projektpartnern, darunter auch Flughafenbetreiber und Flugzeugbauer, entwickeln die Architekten Wolfgang Sunder und Jan Holzhausen nun neue baustrukturelle und prozessuale Konzepte, um an besonders infektionskritischen Funktionsbereichen die so genannte Infektionskette unterbrechen zu können. Dafür analysieren sie unter anderem anhand eines Passagiers exemplarisch die infektionsanfällige Prozesskette vom Betreten des Flughafengebäudes bis zum Platznehmen im Flugzeug.
Zum Forschungsprojekt „HYFLY“
Das Forschungsprojekt „HYFLY – Effektive Strategien zur Kontrolle und Umgang mit Ausbreitungswegen von Erregern im Luftverkehr“ wird vom 01. September 2016 bis zum 31. August 2019 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Zwanzig20“ mit einer Summe von 2,6 Millionen Euro (davon knapp 500.000 Euro TU Braunschweig) gefördert. Es ist Teil des Forschungsverbunds „InfectControl 2020“ mit einer Gesamtfördersumme von 45 Millionen Euro. Die Projektpartner sind:
- Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehrstuhl für Materialwissenschaft
- Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie Leipzig
- TU Braunschweig, Institut für Industriebau und Konstruktives Entwerfen
- Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Klimawirkung und Vulnerabilität
- Robert Koch-Institut Berlin, Fachgebiet 32 Surveillance, Berlin
- Schmuhl Faserverbundtechnik GmbH & Co. KG
- Airport Service Gesellschaft mbH
- Villeroy & Boch AG (V&B), Global R&D
- Airbus Operations GmbH
- Pall GmbH Medical
- Flughafen Düsseldorf GmbH
- Mitteldeutsche Flughafen AG
- Klinikum St. Georg gGmbH, Infektiologie, Tropenmedizin und Nephrologie