Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Susanne Engelmann Mikrobielle Proteomik: Auf dem Weg zu einem umfassenderen Verständnis von Wirt-Pathogen-Interaktionen
Prof. Dr. Susanne Engelmann, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Mikrobielle Proteomik, hält ihre Antrittsvorlesung „Mikrobielle Proteomik: Auf dem Weg zu einem umfassenderen Verständnis von Wirt-Pathogen-Interaktionen“ am
Mittwoch, 18. Dezember 2013, um 17.00 Uhr
in der Aula, Haus der Wissenschaft, Pockelsstr. 11, 38106 Braunschweig
In der mikrobiellen Proteomik beschäftigen wir uns mit der Gesamtheit der in einer Bakterienzelle zu einem bestimmten Zeitpunkt vorkommenden Proteine, dem sogenannten Proteom. Bakterien sind aufgrund ihrer sehr geringen Komplexität hervorragende Objekte für diese Untersuchungen. Mit Hilfe von massenspektrometrischen Methoden sind wir heute in der Lage, ca. 80 % der aus der Genomsequenz theoretisch abgeleiteten, exprimierten Proteine eines Bakteriums tatsächlich nachzuweisen. Im Gegensatz zum Genom eines Bakteriums, das in seiner Gesamtheit relative statisch ist und lediglich den Bauplan des Bakteriums darstellt, ist das Proteom sehr dynamisch und ein Spiegel der Anpassung der Bakterien an ihre jeweilige Umgebung. Bakterien sind als einzellige Organismen den Änderungen in ihrer Umgebung direkt ausgesetzt und müssen, um überleben zu können, sehr schnell und effizient darauf reagieren. Dabei lassen sich in relativ kurzen Zeiträumen sehr deutliche Veränderungen in der Proteinzusammensetzung beobachten.
Am Beispiel des Krankheitserrregers Staphylococcus aureus soll diese Dynamik des Proteoms unter verschiedensten Bedingungen gezeigt werden. Der Erreger besiedelt natürlicherweise und völlig symptomfrei die Haut- und Schleimhäute von ca. 30 % der Bevölkerung. Trotz der weiten Verbreitung sind S. aureus Infektionen vergleichsweise selten, jedoch verursacht der Erreger weltweit 40 % aller Hospitalinfektionen. Hier ist gerade in den letzten Jahren ein vermehrtes Auftreten von multiresistenten Stämmen des Erregers zu beobachten, die mit den herkömmlichen Antibiotika nicht mehr zu therapieren sind und daher nicht selten zum Tod der Patienten führen. Es soll dargestellt werden, wie mit Hilfe von Proteomuntersuchungen das Verständnis der Erreger-Wirt-Interaktion eine völlig neue Dimension erreicht, und wie wir dieses Wissen in Zukunft nutzen werden, Infektionen mit diesem Erreger besser therapieren bzw. sogar verhindern zu können.
Zur Person
Susanne Engelmann studierte von 1987 bis 1992 Biologie an der Universität Greifswald und fertigte dort am Institut für Mikrobiologie ihre Promotionsarbeit an. Unmittelbar nach ihrer Promotion arbeitete sie als PostDoc am Institut für Mikrobiologie in Greifswald und widmete sich verschiedenen Aspekten der Physiologie und Virulenz des humanpathogenen Erregers Staphylococcus aureus. Im Jahr 2001 übernahm sie die Leitung der Arbeitsgruppe »Pathogenomik« am selben Institut. Durch ihre langjährige Tätigkeit am Institut für Mikrobiologie in Greifswald erwarb sie sich umfangreiche Kenntnisse und Fertigkeiten auf dem Gebiet der mikrobiellen Proteomforschung und ist heute eine anerkannte Expertin auf dem Gebiet der physiologischen Proteomanalyse von S. aureus. Im Jahr 2013 folgte sie dem Ruf der Technischen Universität Braunschweig auf die Professur für Mikrobielle Proteomforschung. Gleichzeitig übernahm sie die Leitung der Arbeitsgruppe »Mikrobielle Proteomik« am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.