Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Reinhard Köster Der Blick ins Gehirn – Das Kleinhirn ganz groß. Was Fische zum Verständnis menschlicher Hirnentwicklung und -funktion beitragen können
Prof. Dr. Reinhard Köster, Zoologisches Institut der Technischen Universität Braunschweig, hält seine Antrittsvorlesung „Der Blick ins Gehirn – Das Kleinhirn ganz groß. Was Fische zum Verständnis menschlicher Hirnentwicklung und -funktion beitragen können“ am
Mittwoch 24. November 2010, um 17.00 Uhr
in der Aula, Haus der Wissenschaft, Pockelsstraße 11, 38106 Braunschweig.
Die Funktion des Gehirns hängt entscheidend von seinem Aufbau und seiner Organisation ab, welche größtenteils während der Embryonalentwicklung festgelegt werden. Hier wandern neu geborene Nervenzellen von ihrem Entstehungsort oft über weite Distanzen, um zu ihrem späteren Funktionsort zu gelangen. Mit Hilfe genetischer Methoden kann in transparenten Zebrafischembryonen die Migration von Nervenzellen sichtbar gemacht und über die Zeit verfolgt werden. Damit können zelluläre und molekulare Mechanismen neuronaler Migration analysiert und ihr Beitrag zu neurologischen Erkrankungen geklärt werden.
Ebenso eignen sich Zebrafische zur Nachbildung von degenerativen Erkrankungen des menschlichen Nervensystems. Mit Hilfe hochauflösender Mikroskopie kann der Krankheitsverlauf auf zellulärer Ebene charakterisiert werden. Dabei erlaubt die hohe Anzahl an Nachkommen, die Zebrafische produzieren, und deren Aufwachsen im Wasser, ein einfaches Testen pharmakologischer Substanzen für neue Therapien. Zebrafische können sich aber auch selbst helfen, da sie im Unterschied zum Menschen in der Lage sind, verletzte Gewebe im zentralen Nervensystem zu regenerieren. Die Grundlagen dieser regenerativen Mechanismen zu verstehen und sich zunutze zu machen, ist das Ziel intensiver Forschung im Zebrafisch. Diese Kombination der Zellphysiologie aus hochauflösender Mikroskopie, Genetik und Analyse des Zellverhaltens schlägt die Brücke zwischen Grundlagenforschung und Anwendung.
Zur Person
Reinhard Köster studierte von 1989 bis 1994 Chemie an der Universiät Würzburg und promovierte anschließend in Entwicklungsbiologie am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie, Göttingen (1995-1998). Am Biological Imaging Center, California Institute of Technology, Pasadena, USA, war er von 1998 bis 2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter (DFG und HFSPO Stipendiat). Von 2003 bis 2010 war er Leiter der Arbeitsgruppe Zebrafisch-Neuroimaging am Institut für Entwicklungsgenetik am Helmholtz Zentrum München. Seit Juli 2010 ist er Professor für Zellphysiologie am Institut für Zoologie der TU Braunschweig.