Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Jörg Overmann Von Hungerkünstlern bis zu Mehrzellern: das neue Potenzial der Bakterien
Prof. Dr. Jörg Overmann, TU Braunschweig und Leibniz-Instituts DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, Braunschweig, hält seine Antrittsvorlesung „Von Hungerkünstlern bis zu Mehrzellern: das neue Potenzial der Bakterien“ am
Mittwoch, 20. April 2011, um 17.00 Uhr
in der Aula, Haus der Wissenschaft, Pockelsstraße 11, 38106 Braunschweig.
Aktuell sind der Wissenschaft etwa 8.900 gültig beschriebene Bakterienarten bekannt. Basierend auf modernen molekularbiologischen Analysen von Umweltproben wird dagegen die Zahl existierender Bakterienarten auf eine Millionen bis eine Milliarde geschätzt. Dabei können sich auch evolutionär eng verwandte Bakterienstämme derselben Art in ihrem Genbestand signifikant unterscheiden. Bakterien sind also die mit Abstand am schlechtesten verstandene Gruppe von Lebewesen mit einem großen Potenzial neuartiger biologischer Leistungen, und damit auch ein wichtiges Reservoir für neue umwelttechnische, biotechnologische oder pharmazeutische Anwendungen. In den letzten Jahren konnten durch eine Kombination molekularer Ansätze mit innovativen Kultivierungsmethoden tatsächlich zahlreiche unerwartete Stoffwechselleistungen und Funktionen von Bakterien aufgedeckt werden.
In dem Vortrag wird ein Überblick über die Methoden zur Entdeckung neuartiger Bakterien und zur Aufklärung ihrer Funktionen gegeben. Anhand von aktuellen eigenen Forschungsprojekten werden anschließend beispielhaft Mechanismen erläutert, mit denen Bakterien eine höhere Organisationsstufe der Mehrzelligkeit entwickeln oder sich an extreme Energieknappheit anpassen konnten.
Zur Person
Jörg Overmann (geb. 1961) hat Biologie an den Universitäten Bochum und Freiburg studiert und promovierte 1991 in Mikrobiologie an der Universität Konstanz. Als Postdoktorand (DFG-Stipendiat) war er von 1992 bis 1994 an der University of British Columbia, Canada, anschließend Assistant Professor (Habilitand) am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg und habilitierte sich 1999. Einen Ruf auf eine Professur an der Ludwig-Maximilians-Universität München nahm er 2000 an und leitete dort seit 2003 das Department Biologie I mit den Sektionen Mikrobiologie, Genetik, Botanik, Biodiversität und Didaktik der Biologie. Seit 2010 ist er Professor der Technischen Universität Braunschweig und Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Instituts DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, Braunschweig.