150 Jahre Rudolf Levy TU Braunschweig und Museumsnetzwerk setzen Zeichen zur Erinnerung an einen wichtigen Künstler der Moderne
Vor 150 Jahren, am 15. Juli 1875, wurde der Maler Rudolf Levy geboren. Sein Gemälde „Bildnis Lilo“ aus den 1930er Jahren war der Star der Anfang 2025 im Städtischen Museum Braunschweig ausgestellten „wiederentdeckten“ Sammlung Straßner der TU Braunschweig. Rund zwanzig Museen haben sich aus Anlass seines Geburtstags zusammengeschlossen, um mit einer gemeinsamen Social Media-Aktion an den bedeutenden Maler der Klassischen Moderne zu erinnern – und an sein Leben zwischen Glanz und Schicksal.

Rudolf Levy, Bildnis Lilo, um 1930, Öl auf Leinwand, 79 x 63 cm, Sammlung Straßner der Technischen Universität Braunschweig.
Bildnachweis: Marek Kruszewski/TU Braunschweig
Die porträtierte junge Frau in dem leuchtend roten Kleid sieht uns aus dem Bild heraus direkt an. Ihr Blick – selbstbewusst und zugleich melancholisch – stellt eine Verbindung zu den Betrachtenden vor dem Bild her. Dem Titel nach ist ihr Name Lilo und das Bild vermutlich um 1930 entstanden. Mehr wissen wir nicht über die Porträtierte und ihre Verbindung zu Rudolf Levy. Aber wir kennen die Geschichte des Künstlers.
Gefeiert, verfolgt, ermordet
Rudolf Levy (1875–1944) zählt zu den prägenden Künstlerpersönlichkeiten der Moderne: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verkehrte er im Pariser Café du Dôme neben Matisse, Picasso, Purrmann und anderen. In den „Goldenen Zwanzigern“ feierte er in Berlin große Erfolge – etwa mit Ausstellungen in der Galerie Flechtheim. Zu seinem Freundeskreis zählten das schillernde Geschwisterpaar Erika und Klaus Mann, die Bildhauerin Renée Sintenis und Max Pechstein. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte, wie bei vielen anderen verfolgten Künstlern und Künstlerinnen, auch bei Levy zu einem jähen Karriereende. Rudolf Levy wurde als Jude verfolgt und als sogenannter „entarteter“ Künstler.
Nach einer Odyssee durch Europa und die USA konnte er sich schließlich in Florenz niederlassen. Dort erlebte sein Schaffen einen letzten eindrucksvollen Höhepunkt. Ende 1943 dann wurde er in Florenz von der Gestapo verhaftet und deportiert. Sein Transport erreichte am 6. Februar 1944 das Vernichtungslager Auschwitz. Möglicherweise kam er dort nicht mehr lebend an oder wurde bald nach seiner Ankunft ermordet.
1957 erwarb Prof. Ernst Straßner das „Bildnis Lilo“ für die Sammlung der Pädagogischen Hochschule Braunschweig über die Galerie Hanna Bekker vom Rath in Frankfurt am Main. Vorbesitzer war ein enger Freund Levys und Sammler seiner Werke, Heinz Battke. Als Teil dieser Sammlung wurde es vom 14.3.2025 bis 8.6.2025 in der Ausstellung „Ausgehoben! Realismen von Aristide Maillol bis Gruppe ZEBRA“ im Städtischen Museum Braunschweig gezeigt, wo es zukünftig in der Dauerpräsentation des Hauses zu sehen sein wird – gleich neben einem weiteren Werk Levys aus der Museumssammlung.
Levy-Netzwerk erinnert an das Schicksal des Künstlers im Nationalsozialismus
Mit der „Wiederentdeckung“ des „Bildnis Lilo“ von Rudolf Levy wurde die TU Braunschweig Teil eines Netzwerks von Museen und sammelnden Institutionen, die Gemälde und Zeichnungen dieses wichtigen Künstlers der klassischen Moderne bewahren. Dieser vom Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (MPK) initiierte Zusammenschluss soll dazu beizutragen, die Erinnerung an diesen Künstler und die vielen anderen Verfolgten und Ermordeten während der NS-Diktatur mahnend wach zu halten.
Anlässlich des 150. Geburtstags Levys präsentieren die beteiligten Institutionen auf ihren Social-Media-Kanälen einen eigens dafür produzierten Kurzfilm, der das Leben und Schaffen des Malers einer breiten Öffentlichkeit näherbringt. Der Film entstand unter der Leitung von Sören Fischer und Philip Nicolai vom MPK. Großzügig gefördert wurde die Entstehung des Films durch die Firma Scheid Gewürze, Überherrn. Der Film enthält beeindruckende KI-gestützte Filmsequenzen, die uns Rudolf Levy so nahe bringen wie selten zuvor.
Neben der TU Braunschweig und dem Städtischen Museum Braunschweig beteiligen sich folgende Häuser: Museum Kunst der Verlorenen Generation, Salzburg; Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale); Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen; Leopold-Hoesch-Museum, Düren; Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg; Lehmbruck-Museum, Duisburg; Buchheim Museum der Phantasie, Bernried; Städtische Kunstsammlung Gelsenkirchen/Kunstmuseum Gelsenkirchen; Hessisches Landesmuseum Darmstadt; Saarlandmuseum, Saarbrücken; Städtisches Museum Braunschweig; Technische Universität Braunschweig; Städel, Frankfurt; Kunsthalle Mannheim; Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Lindenau-Museum, Altenburg; Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen; Museum Wiesbaden; Landesmuseum Mainz; Pommersches Landesmuseum, Greifswald; Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern.
Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=reZmxvy6M_U