31. März 2021 | Magazin:

Zum Abschied von Professor Hesselbach als Hochschullehrer „Dinge anschieben und auf den Weg bringen“

Nach 31 Jahren an der TU Braunschweig tritt Altpräsident Professor Dr.-Ing. Dr. h.c. Jürgen Hesselbach zum 31. März 2021 seinen Ruhestand als Hochschullehrer an. Als Leiter des Instituts für Fertigungsautomatisierung und Handhabungstechnik kam Professor Hesselbach 1990 an die TU Braunschweig, deren Präsident er von 2005 bis 2017 war. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag auf der Intensivierung des Wissenstransfers zwischen Forschung und regionalen Unternehmen sowie dem Ausbau und der Gründung neuer Forschungszentren an der TU Braunschweig. In einer kleinen Feierstunde überreichte ihm jetzt die kommissarische Präsidentin Professorin Katja Koch seine Entlassungsurkunde. Ehemalige Weggefährt*innen aus dem Präsidium und aus seiner Fakultät für Maschinenbau würdigen ihn mit einem Blick auf die gemeinsame Zeit.

Die kommissarische Präsidentin Professorin Katja Koch überreichte Altpräsident Professor Jürgen Hesselbach die Entlassungsurkunde. Elf Jahre zuvor hat sie aus seiner Hand ihre Ernennungsurkunde erhalten. Bildnachweis: Max Fuhrmann/TU Braunschweig

Professor Klaus Dröder, Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik

„Lieber Jürgen, in deiner Zeit an der Spitze der TU Braunschweig gab es viele Erfolge zu feiern – mir persönlich bleiben dabei besonders die glücklichen gemeinsamen Momente in Erinnerung, als wir nach langer und intensiver gemeinsamer Anstrengung und unzähligen ‚Strategiesitzungen‘ im kleinen vertrauten Kreis in deinem Büro und bestandenen Wettbewerben die Gründung des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF) feiern konnten und in der Folge auch des Forschungscampus OHLF. Man kann in der Rückschau sagen, dass in vielerlei Hinsicht einfach ‚alles gepasst‘ hat! Und genau das ist es, was ich dir für deine kommende Zeit mit deiner Familie und für dich persönlich ganz herzlich wünsche: dass einfach weiterhin alles immer so wunderbar ‚passt‘!

Professor Christoph Herrmann, Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik

„Lieber Jürgen, wo fange ich an? Verhandlungen in Changwon und gemeinsamer Flug zurück nach Deutschland kurz vor Weihnachten 1996? Oder Untersuchungen zur Demontage von Elektronikschrott am Institut für Instituts für Fertigungsautomatisierung und Handhabungstechnik auf dem Rollei-Gelände und in der Spielmannstraße? Oder als Assistent und Du Dekan? Oder der Start im Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik? Oder Eyjafjallajökull und mit Zug durch die Wüste Gobi und Omsk? Oder meine Promotion? Oder 1. Antrittsvorlesung? Oder 2. Antrittsvorlesung? Ich sage einfach Danke, für alles und für 25 spannende Jahre! Best Man, Best Technology – so wie alles begann.“

Professor Dieter Jahn, Institut für Mikrobiologie und ehemaliger Vizepräsident

„Jürgen Hesselbach und ich sind sicher eher Warmblütler, was das Temperament betrifft, sodass es eigentlich nie zu langweiligen gemeinsamen ‚Problemlösungsdiskussionen‘ kam. Ich schätze an ihm besonders, dass bei seinem Handeln an erster Stelle IMMER der Mensch kam, und dafür hat er sich mit allen seinen Möglichkeiten eingesetzt. Mein Lieblingszitat stammt von der Freigabe eines Buffets oder auch nur Tabletts mit Brötchen: ‚Greifen Sie zu, es isch scho verschmerzt‘.“

Professorin Simone Kauffeld, Institut für Psychologie und ehemalige Vizepräsidentin

„Ich erinnere mich an zahlreiche pointierte Reden ­ immer mit aktuellem hochschulpolitischem Bezug und persönlichen Anekdoten angereichert, die auf jeder Veranstaltung ein Vergnügen waren. Ich durfte ihn im Kontakt mit Ministerien erleben, in denen er sich klar positioniert hat und kein Blatt vor den Mund genommen hat. Jürgen konnte als Präsident Klartext reden und wer erinnert sich nicht an seine Aussagen zum ‚Metrikwahnsinn im Wissenschaftssystem`‘ und dass ‚das Schwein nicht vom Wiegen fett wird‘. Er hat als Schwabe die niedersächsische Landschaft aufgemischt, die ihm zur Heimat geworden ist. ‚Nichts gesagt ist genug gelobt‘ und doch konnte man sich sicher sein, wo man dran war. Er hat die TU Braunschweig geprägt. Gut gebrieft konnte er ein „Schwert“ sein und hat keinen Kampf ausgelassen. Er hat die Universität gestaltet und wurde zum „Baumeister“ der TU Braunschweig in vielerlei Hinsicht. Er hat in seinen pointierten Ausführungen oft den Kern der Sache getroffen und war gleichzeitig für Überraschungen gut. Mit seinen Überredungskünsten hat er mir fünfeinhalb Jahre mit ihm als Vizepräsidentin beschert, in denen ich viel lernen, ausprobieren und gestalten konnte und mir jederzeit seiner Rückendeckung und Wohlwollens sicher sein konnte.“

Professor Rolf Radespiel, Institut für Strömungsmechanik

„Jürgen Hesselbach unterstützte die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seiner Carolo -Wilhelmina bei ihren Vorhaben für koordinierte Forschungsprogramme von ganzem Herzen. Begutachtungen von Forschungsgruppen, Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereichen der DFG hatten Vorrang vor seinen anderen Verpflichtungen. Im Gutachtergespräch stellte er sich vor seine leitenden Wissenschaftler und erfüllte die Empfehlungen der Gutachter*innen für Verbesserungen der Grundausstattung ohne mit der Wimper zu zucken. Das machte großartigen Eindruck auf die Gutachter*innen und auch bei den angereisten Mitantragstellern, zum Beispiel bei Transregio-Initiativen. Meine Kolleginnen und Kollegen beneideten mich um diesen Präsidenten. Und ging die Begutachtung schief, so zeigte Jürgen Hesselbach ehrliches Mitgefühl und richtete die Antragsgruppe kurzerhand wieder auf. Nec Aspera Terrent.“

Professor Ulrich Reimers, Institut für Nachrichtentechnik und ehemaliger Vizepräsident

„Nahezu fünf Jahre gemeinsamer Zeit im Präsidium der Technischen Universität Braunschweig – da lernt man einen Menschen schon recht gut kennen. Jürgen Hesselbach ist Forscher, begeisterter Hochschullehrer, Manager, Hobbygärtner und Familienmensch. In wirklicher Bewunderung insbesondere seiner visionären Projekte wie der erfolgreichen Bewerbung „Braunschweig Stadt der Wissenschaft 2007“, der NTH, des NFF, der OHLF, der Gründung von iTUBS, um nur einige zu nennen, habe ich zusammen mit Professor Rolf Radespiel der Niedersächsischen Staatskanzlei vorgeschlagen, ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens zu verleihen. Nach Ende seiner Amtszeit, im Oktober 2017 wurde es ihm verliehen. Und er hat es wirklich verdient.“

Professor Thomas Spengler, Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion und ehemaliger Vizepräsident

„Unvergessen bleibt mir unsere erste Begegnung beim Adventskaffee im ‚Grünen Jäger, als er mir ganz pragmatisch angeboten hatte „‘…lassen Sie uns doch mal ein gemeinsames Projekt starten‘. Dies war der Anfang unserer Freundschaft, die mich in den zurückliegenden 20 Jahren an unserer TU Braunschweig stets begleitet hat. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir unsere gemeinsame Zeit im Präsidium, die durch die NTH und damit verbunden viele Fahrten in den Oberharz gekennzeichnet war. Es war eine herausfordernde Zeit, in der viele Entscheidungen über unsere Strategie und den Aufbau zahlreicher Forschungszentren getroffen wurden. Sein Pragmatismus, schwäbischer Humor und die Fähigkeit, Dinge anzuschieben und zum Laufen zu bringen haben mich nachhaltig beeindruckt.“

Dietmar Smyrek, Vizepräsident für Personal, Finanzen und Hochschulbau

Viele Erinnerungen, die Jürgen Hesselbach und ich teilen, waren Vorkommnisse an unserer Carolo-Wilhelmina über die man weder seinerzeit noch heute hätte berichten können (geschweige denn dürfen), aber über die wir beide heute noch wegen ihrer Skurrilität herrlich lachen können. Ich weiß auch, dass Jürgen Hesselbach diese Geschichten sammelte, vielleicht entsteht ja mal ein Buch, jetzt wo mehr Zeit ist? So war es oft in der Zusammenarbeit, der Ernst und der Spaß lagen eng beieinander, und wenn mal wieder eine schlechte Nachricht zu verdauen war, konnte sein pointierter Sarkasmus sehr helfen. In den sieben gemeinsamen Jahren im Präsidium habe ich sehr viel von Jürgen Hesselbach lernen können. Wir waren ein wundervolles Team mit den jeweiligen Präsidien und ich bin sehr froh, dass wir unser freundschaftliches Verhältnis über die Zeit im Präsidium hinaus tragen konnten.

Zur Person

Der gebürtige Stuttgarter hat an der Universität Stuttgart Maschinenbau studiert und dort mit Auszeichnung zum Dr.-Ing. promoviert. Nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Angestellter der Stuttgarter Universität wechselte er von 1982 bis 1990 zur R. Bosch GmbH, wo er zuletzt als Leiter der Entwicklung „Baueinheiten der Montagetechnik“ in Waiblingen tätig war. 1990 folgte er einem Ruf an die TU Braunschweig. Hier war er bis 1998 Leiter des Instituts für Fertigungsautomatisierung und Handhabungstechnik (IFH), das 1999 mit dem Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik vereinigt wurde. Seit 1999 ist Hesselbach Ehrendoktor der Technischen Universität Cluj-Napoca, Rumänien. 2002 wurde er zum Prof. h.c. an der Universität für Luft- und Raumfahrttechnik, in Peking ernannt, und 2003 zum Professor am Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg der Tongji-Universität in Shanghai. Von 2005 bis 2017 war er Präsident der TU Braunschweig. Von 2011 bis 2014 prägte er als Präsident der Landeshochschulkonferenz (LHK) die niedersächsische Hochschulpolitik. Als Vorsitzender der ForschungRegion Braunschweig e.V. (2006 bis 2016) beeinflusste er den Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft nachhaltig. 2017 wurde ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens für seine Verdienste um den Wissenschaftsstandort Niedersachsen verliehen. Nach seiner Präsidentschaft war Professor Hesselbach als Hochschullehrer für Fertigungsautomatisierung auch weiterhin an der TU Braunschweig wissenschaftlich tätig.