Zum Abschied von Professor Günter Bräuer Laudatio von Professor Claus-Peter Klages
Am 30. September, zum Ende des Sommersemester 2020, trat Prof. Dr. rer. nat. Günter Bräuer, Inhaber des Lehrstuhls für Schicht- und Oberflächentechnik der Technischen Universität Braunschweig seit 1999 und Leiter des Instituts für Oberflächentechnik (IOT) seit 2003, seinen Ruhestand an. Am gleichen Tag endete auch seine Tätigkeit als Leiter des hiesigen Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik (IST), die im Jahr 1999 begann – gleichzeitig mit der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) in Dresden, die er bis 2008 innehatte. Professor Claus-Peter Klages erinnert an seine Verdienste für die Forschung.
Nach seinem Physikstudium in Gießen und der Promotion auf dem Gebiet der Ionenstrahlzerstäubung wurde Günter Bräuer 1992 in der Entwicklung bei der Leybold-Heraeus in Hanau angestellt. In dem später unter Leybold Systems GmbH firmierenden Unternehmen leitete er den Bereich Entwicklung und erhielt 1995 Prokura.
Im Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses von Professor Bräuer und seiner Arbeiten an IOT, IST und FEP standen Grundlagen und Anwendungen der physikalischen Gasphasenbeschichtungsverfahren. Am Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik, das bis Ende der 1990er-Jahre in erster Linie für seine Expertise auf dem Gebiet harter und superharter Schichten bekannt war, etablierte er als einen weiteren Kompetenzschwerpunkt die Großflächenbeschichtung mit optischen und elektrischen Funktionsschichten durch plasmagestützte Verfahren.
Weiterentwicklung der Plasmatechnik
Neben seinen Aufgaben als Institutsleiter und eigenen Forschungen hat sich Professor Bräuer in vielfältiger Weise für die Weiterentwicklung der Plasmatechnik und ihrer Anwendungen in Deutschland und Europa eingesetzt. Er ist Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzender des International Council for Coatings on Glass e.V., das sich für die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Technik auf dem Gebiet der Glasbeschichtung einsetzt. 2005 initiierte er die Gründung des Kompetenznetzes Industrielle Plasma-Oberflächentechnik INPLAS. Auch bei der Organisation und als Chairman internationaler Tagungen hat sich Professor Bräuer engagiert, etwa der Conference on Plasma Surface Engineering (PSE), der Asian-European International Conference on Plasma Surface Engineering (AEPSE) sowie der dank seines Einsatzes seit Jahren regelmäßig in Braunschweig stattfindenden International Conference on Coatings on Glass and Plastics (ICCG).
Braunschweig als Wissenschaftsstandort
Durch seinen persönlichen Einsatz sowie durch mehrere hundert wissenschaftliche Publikationen in referierten Fachzeitschriften, unzählige Tagungsbeiträge und eine ansehnliche Innovationsleistung hat Professor Bräuer mit seinen Mitarbeitern an IOT und IST in den letzten 20 Jahren auch dazu beigetragen, den internationalen Ruf Braunschweigs als Wissenschaftsstandort zu festigen und auszubauen.
Preise und Auszeichnungen
Das außerordentliche Engagement Professor Bräuers und seine herausragenden wissenschaftlichen Beiträge zur Beschichtungstechnologie wurden durch eine Reihe von Preisen und Auszeichungen gewürdigt: 2008 von der Society of Vacuum Coaters durch den Nathaniel Sugerman Memorial Award, 2012 von der Fraunhofer-Gesellschaft durch die Fraunhofer-Medaille sowie 2015 und 2017 von der AEPSE. 2013 wurde Professor Bräuer zum Visiting Professor am Materials and Engineering Research Institute der Sheffield Hallam University in Sheffield, Großbritannien, ernannt.
Mit viel Freude hat sich Professor Bräuer der Lehre gewidmet und mindestens etwa 250 Studien- und Abschlussarbeiten abgenommen. Um ein Vielfaches größer ist die Anzahl der überwiegend mündlichen Prüfungen, die er zu seinen Vorlesungen über Grundlagen der Schicht- und Oberflächentechnik sowie Eigenschaften und Anwendungen dünner Schichten abgehalten hat.
Nach seiner Pensionierung wird sich Professor Bräuer vielleicht intensiver mit einem seiner zahlreichen Hobbys – der Fotografie oder seiner „Großbaustelle“, der Modelleisenbahn-Anlage – beschäftigen. Er wird aber auch dem IOT weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen und sich auch zukünftig mit Fragen der Oberflächentechnik befassen – in Forschung und Lehre.
Wir am IOT freuen uns darauf! Für das, was er in der Vergangenheit für das Institut geleistet hat, danken wir ihm herzlich, und wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute, viel Freude und Gesundheit!