20. März 2024 | Magazin:

Zu Gast am IIT Bombay Interview über die Indien-Delegationsreise zur Vertiefung der Zusammenarbeit

Seit mehr als zehn Jahren kooperiert die Technische Universität Braunschweig mit dem Indian Institute of Technology Bombay (IIT Bombay). Anfang März reiste eine TU-Delegation bestehend aus Professorin Tatjana Schneider, Vizepräsidentin für Internationales und regionale Verankerung, den Professoren Sándor Fekete von der Carl-Friedrich-Gauß-Fakultät, Michael Hust und Michael Steinert von der Fakultät für Lebenswissenschaften und Andrés Gómez von der Fakultät für Elektrotechnik, Informationstechnik, Physik sowie Eika Auschner, TU-Referentin für strategische Partnerschaften, nach Indien, um die zukünftige Ausrichtung der Zusammenarbeit zu diskutieren.

„Die Kooperation mit dem IIT Bombay hat für die TU Braunschweig eine große Bedeutung. Indien ist für Deutschland einer der wichtigsten Kooperationspartner in Bildung und Forschung“, betont Vizepräsidentin Tatjana Schneider. „Die Zusammenarbeit möchten wir in Zukunft intensivieren und haben dazu auf unserer Reise viele spannende Ansatzpunkte gefunden.“

Die TU-Delegation am IIT Bombay. V.l.: Eika Auschner, Michael Hust, Tanvi Mehta (Executive Officer, International Relations IIT Bombay), Michael Steinert, Ravindra Gudi (Dean for Alumni and Corporate Relations, IIT Bombay), Sándor Fekete, Tatjana Schneider, Andrés Gómez. Foto: IIT Bombay

Professor Sándor Fekete, Initiator und Koordinator des alljährlich stattfindenden Studierendenaustausches mit dem IIT Bombay, gibt im Interview Einblicke in die Hintergründe der Delegationsreise.

Was verbindet die TU Braunschweig mit dem IIT Bombay?

In Indien gibt es wie in Deutschland eine ganze Reihe von Technischen Universitäten, die „Indian Institutes of Technology“, kurz IITs. Das sind absolute Elite-Universitäten, an denen in landesweiter Auswahl nur die allerbesten Kandidat*innen zugelassen werden – etwa 20.000 von insgesamt 1.500.000 Bewerber*innen pro Jahr; das IIT Bombay gehört dabei zur absoluten Spitze. Als Mitglied der TU9 werden wir als gleichwertiger Partner wahrgenommen. Seit etlichen Jahren gibt es zwischen beiden Universitäten zahlreiche Kontakte und eine vielfältige Zusammenarbeit sowohl in der Forschung als auch im Studierendenaustausch; dabei werden auch soziale Themen behandelt. Seit 2012 ist die Kooperation in verschiedenen Abkommen festgehalten.

Was war der Grund der Reise?

Wir haben die Reise auf Einladung des Präsidenten des IIT Bombay, Professor Subhasis Chaudhuri, angetreten. Ziel war die Intensivierung der Kontakte zwischen unseren beiden Universitäten nach der pandemiebedingten Pause. 2019 war Professor Chaudhuri mit einer 14-köpfigen Delegation zu Gast an der TU Braunschweig und erneuerte dabei nicht nur die vertraglichen Vereinbarungen, sondern unterzeichnete auch ein neues Abkommen über den gegenseitigen Austausch von Doktorand*innen. Wir haben die Kontakte zwar auch während der Pandemie gepflegt, aber natürlich war in der Zeit der persönliche Austausch eingeschränkt.

Besuch im Reseach Park des IIT Bombay bei Kameshwari Mangalampalli, Chief Operation Officer der Research Park Foundation (3.v.r.). Foto: IIT Bombay

Da es an der TU Braunschweig aus allen sechs Fakultäten Kontakte nach Indien gibt, wollten wir mit einer fachübergreifenden Delegation die vielfältige Zusammenarbeit ausbauen und stärken, in vielen Aspekten konkretisieren und auf weitere Bereiche ausdehnen.

Zugleich ist es für deutsche Forschungseinrichtungen wie der TU Braunschweig auch strategisch enorm wichtig, die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem aufstrebenden indischen Bildungs- und Forschungssystem auszubauen. Dabei spielt auch die wirtschaftliche Entwicklung Indiens eine Rolle; das haben wir auch vor Ort gemerkt, viele internationale Delegationen geben sich hier gerade die Klinke in die Hand. So sind wir froh, dass wir hier auf gut etablierte Beziehungen bauen können, die es weiter zu pflegen gilt.

Welche Themen standen während Ihres Aufenthalts im Mittelpunkt?

Die Liste ist lang! Unsere Delegation war fachlich quer durch alle Disziplinen der TU Braunschweig besetzt; die beiden Professoren Nils Goseberg von der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften und Eckart Voigts von der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften waren punktuell online mit dabei. In allen Bereichen, einschließlich des Maschinenbaus, der vor Ort von Seiten des IIT Bombay mit dabei war, gab es ganz ausgezeichnete Kontakte und Gespräche und großes gegenseitiges Interesse. Dabei gibt es viele Synergieeffekte: So ist der neue Vizepräsident für Internationales des IIT Bombay auch Spezialist für Flugzeugantriebe, was auch thematisch zu unserem Exzellenzcluster SE2A passt und es gibt am IIT Bombay einen Forschungsschwerpunkt, der unserem LENA (und damit dem Exzellenzcluster Quantum Frontiers) entspricht. Außerdem haben wir uns mit den zuständigen Vizepräsidenten des Transferbereiches des IIT getroffen und auch mit der Leiterin des neuen Technologietransferzentrums gesprochen, die bereits in Braunschweig war und uns bei nächster Gelegenheit wieder besuchen wird. Hinzu kamen weitere Kontakte, die sich vor Ort ergaben: Zum Beispiel gab es ein zündendes Gespräch mit der Vorsitzenden des Departments für Humanities zu gesellschaftlichen Herausforderungen und der Rolle von Geisteswissenschaften an einer technischen Universität. Auch im Bereich der Verwaltung gibt es Anknüpfungspunkte: Hier hat uns das IIT Bombay einen Vertragsentwurf für die institutionelle Zusammenarbeit auch auf dieser Ebene vorgelegt. Im Gespräch mit Professor Chaudhuri gab es auch übergreifende Perspektiven für die weitere intensive Zusammenarbeit. Und schließlich haben wir die Gelegenheit genutzt, mit vergangenen und kommenden Forschungspraktikant*innen zu sprechen: Im kommenden Frühjahr haben wir ja wieder 19 Studierende vom IIT Bombay an zehn verschiedenen Instituten der Carl-Friedrich-Gauß-Fakultät und der Fakultät für Elektrotechnik, Informationstechnik, Physik zu Gast!

Der Campus des IIT Bombay. Foto: Eika Auschner/TU Braunschweig

Besuch im Institut für Aerospace Engineering am IIT Bombay. Foto: Eika Auschner/TU Braunschweig

Rundgang im neu eingeweihten Research Park des IIT Bombay. Foto: Eika Auschner/TU Braunschweig

Blick in den Research Park des IIT Bombay. Der Blumenschmuck stammt von der offiziellen Eröffnung am 20. Februar 2024 mit Premierminister Modi. Foto: Eika Auschner/TU Braunschweig

Blick auf Mumbai. Foto: Eika Auschner/TU Braunschweig

Gruppenfoto mit ehemaligen und kommenden Forschungspraktikant*innen. Foto: Sándor Fekete

Bankett mit der Delegation und unseren Gastgeber*innen. Foto: Sándor Fekete/TU Braunschweig.

Eine typische Straßenszene auf dem Campus. Foto: Sándor Fekete/TU Braunschweig.

Der Morgen über der Bergfestung Torna. Foto: Sándor Fekete/TU Braunschweig.

Zu Besuch bei einer Organisation, die Bildung in strukturschwachen Gegenden unterstützt. Foto: Sándor Fekete/TU Braunschweig.

Was haben Sie dabei gelernt?

Persönliche Kontakte sind unbezahlbar! Strategische Zusammenarbeit ist nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern wird lebendig, wenn Menschen zusammenkommen, deren Ziele und Interessen sich gut ergänzen. Das hat auf dieser Reise ganz hervorragend funktioniert! An vielen Stellen gab es große Begeisterung und sehr viel Interesse auf beiden Seiten, die ganz sicher zu weiteren Aktivitäten und Kontakten führen werden – von Infektionskrankheiten und Biotechnologien, über Küstenschutz und Hydrologie, Antriebs- und Nanotechnologie, Fragen der Informatik und deren Anwendungen bis hin zu englischer Literatur und sozialer Ungleichheit: Ob Forschung, Lehre und Transfer – gemeinsam können wir enorm viel bewegen!

Was war Ihr persönliches Highlight?

Neben den vielen tollen Gesprächen und alten und neuen Kontakten konnte ich sehr handfest sehen, dass Nachhaltigkeit in der Kooperation mit dem IIT Bombay nicht nur ein abstrakter Begriff ist, sondern auf langfristigen Zielen und Beziehungen beruht. Das hat sich besonders schön in den Kontakten zu früheren Forschungspraktikant*innen gezeigt, die uns noch immer sehr verbunden sind. Eine Gruppe von ihnen hat extra eine Expedition zur 190 Kilometer entfernten historischen Festung Torna organisiert.

Sonnenaufgang über Torna. Foto: Sándor Fekete.

Die gemeinsame Tour über Nacht auf den steilen und unwegsamen Berg mit Sonnenaufgang in großer Höhe und Blick über die weite und wilde Landschaft war spektakulär! Im Anschluss haben wir eine Organisation besucht, die sich um Bildungsprogramme in der wirtschaftlich sehr schwierigen Gegend kümmert und dabei von unseren ehemaligen Praktikant*innen unterstützt wird. Die zeigt auch, dass wir mit unseren Programmen in Braunschweig nicht nur ganz außergewöhnlich begabten Studierenden besondere Chancen bieten, sondern damit auch verantwortungsbewussten, zukünftigen Führungskräften noch bessere Möglichkeiten schaffen, aus besonderem Talent und harter Arbeit auch besondere Möglichkeiten für viele andere Menschen zu machen!