Wie bildet das Johanniskraut eines seiner Wirkstoffe? Reaktionsfolge aus der Biosynthese der Xanthone aufgeklärt
Eine Reihe aktiver Inhaltstoffe gibt es im Johanneskraut. Jedoch sind diese mitunter so komplex, dass man sie auf chemischem Weg nur schwierig herstellen kann. Die Arbeitsgruppe von Professor Ludger Beerhues vom Institut für Pharmazeutische Biologie hat nun eine Reaktionsfolge aus der Biosynthese der Xanthone aufgeklärt und ihre Ergebnisse in der interdisziplinären Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht.
Im Xanthon-Stoffwechsel des Johanniskrauts kommen bifunktionelle Cytochrom P450-Enzyme vor, die identische Hydroxylierungen, aber alternative phenolische Kupplungen katalysieren. Die letzteren Reaktionen sind noch verhältnismäßig wenig untersucht. Die Arbeitsgruppe von Prof. Beerhues hat die zugrundeliegenden Gene aus dem Johanniskraut isoliert und die Enzyme charakterisiert. In einer Kooperation mit dem Institut für Biotechnologie der RWTH Aachen wurden die alternativen Mechanismen durch Modellierung und Docking rationalisiert. „Die Maschinerie von bifunktionellen Cytochrom P450-Enzymen ist jetzt besser zu verstehen“, fasst Prof. Beerhues das Ergebnis zusammen.
Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) gehört zu den bekanntesten und am besten untersuchten Arzneipflanzen. Seine Extrakte werden in vielen Medikamenten zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt. Hinweise auf die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts seien übrigens schon in alten Kräuterbüchern zu finden, erklärt Beerhues. Heutzutage, so der Professor weiter, bestehe dank einer Vielzahl von klinischen Studien an der Wirksamkeit von Johanniskraut-Medikamenten keine Zweifel. Und die ausgesprochen gute Verträglichkeit der Arzneimittel, fügt er hinzu, sorge für eine hohe Akzeptanz bei den Patienten. Neben der innerlichen Anwendung werde Johanniskraut-Präparate auch äußerlich zur Wundheilung und Hautpflege eingesetzt. Auch diese Art der Anwendung sei bereits seit langem überliefert. „Außerdem werden weitere Wirkungen einzelner Inhaltsstoffe, beispielsweise die antitumorale Aktivität, intensiv untersucht“, fasst Ludger Beerhues erläutert.
Kontakt
Prof. Dr. Ludger Beerhues
Technische Universität Braunschweig
Institut für Pharmazeutische Biologie
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38106 Braunschweig
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